Das Stadtmuseum feiert sein 150-jähriges Jubiläum. Die Schau im Wechselausstellungsbereich umfasst 30 Exponate aus der ständigen Sammlung, die von Freund:innen des Museums ausgewählt wurden. Die dadurch freigewordenen Wandflächen und Stellen sind – und das ist das Konzept einer weiteren Ausstellung – von zeitgenössischen Düsseldorfer Künstler:innen bespielt. Die Sammlungsstücke entstammen unterschiedlichen Zeiten und Kontexten, so dass sich die eingefügte Gegenwartskunst über das gesamte Museum verteilt. Die eingeladenen 28 Künstler:innen reagieren mit ihren Beiträgen auf das Thema des jeweiligen Raumes, sie ersetzen mithin das fehlende Exponat – ein Gemälde, eine Skulptur oder Installation – und beleuchten die Hintergründe teils aus der heutigen Perspektive. Das gelingt etwa bei Edith Oellers‘ Gemälde „Frauen mit wertlosen Waren“ (2019) im Raum der Mutter Ey, wo es die soziale Stellung von Frauen über die Jahrzehnte anspricht.
Aber wie darauf reagieren, dass zentrale große Gemälde aus ihren Räumen genommen sind? In den Zimmern der Künstlergruppe „Junges Rheinland“ wurde Arthur Kaufmanns Bild „Die Zeitgenossen“ (1925) durch das „Baumhaus“ (2002) von Stefan à Wengen ersetzt: Sein Gemälde mit dem violetten Schimmer des kompakten, frontalen Hauses auf Stelzen vor kahlen Baumstümpfen strahlt auf die an der Wand verbliebenen Einzelporträts ab und wirkt wie ein imaginärer Versammlungsort für all die Persönlichkeiten, die ein Jahrhundert zuvor tätig waren. Eine ebenso dichte Atmosphäre erzeugt Melanie Richter, deren zwei Gemälde mit Kerzenleuchtern das „Blechtrommelbild“ (1957/58) von Franz Witte und German Becerra kompensieren, das Gäste der Altstadtkneipe Csikós zeigt. Zudem korrespondieren ihre Kerzenleuchter kongenial mit dem benachbarten Porträt „Bobby Franz Rethmeyer“ (1956) von Franz Witte. Angelika Freitag hat im Raum von Joseph Beuys eine Hasen-Skulptur aus bedrucktem Papier platziert, die, vor 28 Jahren entstanden, ihm gewidmet ist. Schade nur, dass die vereinzelte frühe Skulptur kaum mitteilt, wie intensiv Freitags gesamtes zeichnerisches und plastisches Oeuvre mit der Darstellung von Tieren die Fragilität des Lebens und unsere Verfasstheit zwischen Kreatürlichkeit und Vergesellschaftung thematisiert. Aber derartige Vertiefungen sind nicht die Intention dieser Präsentation, die von Michael Kortländer kuratiert wurde, und dann gibt es ja noch die eigentliche Sonderausstellung, in der die Hauptattraktionen des Stadtmuseums versammelt sind und viele der Porträtierten wie auch der Künstler:innen etwa des „Jungen Rheinlandes“ und der „Jungen Realisten“ aus den Sammlungsräumen wiederkehren und für sich neu zu sehen sind. Für alle, die es nicht wussten, (mindestens) die Kunstsammlung des Stadtmuseums ist großartig.
Lückenfüller – Interventionen im Stadtmuseum.
Und: 1874/2024 – 150 Jahre Stadtmuseum, bis 11. 8. im Stadtmuseum
Berger Allee 2, Di-So 11-18 Uhr
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Eine Straße
Zur Zukunft der Innenstädte am Beispiel der Graf-Adolf-Straße - noch bis zum 18.8.
Claudia Mann
Formen körperlicher Anwesenheit
Ernst und heiter
Sehr wichtig: „Heilung der Erde“ in der Kunsthalle Düsseldorf
Majd Suliman
„ATTRACTION CHAIR“
Alke Reeh
Flächen und Stege
Wochen der Fotografie
Kaum zu übersehen: die Biennale düsseldorf photo+
MURAT ÖNEN
Thèo is sleeping and I am thinking of abstraction
Gruppen-Ausstellung „EmotionAir“
Seit dem 17. Mai ist sie nun auch in Düsseldorf zu bestaunen, die Gruppen-Ausstellung „EmotionAir“, die schon in Rom, Paris, Mailand, Madrid, Neapel, London und Atlanta zu sehen war
Horst Wackerbarth
Leuchtendes Rot
Aus Keramik
Young-Jae Lee im Hetjens
Fabian Hiller
TAUBE STILLE
Und dennoch
Zur Ausstellung Ost:West – Brücken bauen – nach innen wie nach außen
Tiefe in der Oberfläche
Margarete Jakschik und Friedrich Kunath in der Kunsthalle
Hanna Effen
KOMPOSITION MIT GELB
Paul Schwietzke
Fremde vertraute Welt
Arrangement mit der Größe
„Size Matters“ im Kunstpalast
Maja Günther
PFERDCHEN
Jörg Eberhard
Raum zu Fläche
Ulrike Arnold
Farben der Erde
Alicia Echandía
MASCARITA
Bernd Schwarzer
50 Jahre EUROPAWERK
Fest der jungen Künste
Der jährliche Rundgang an der Kunstakademie
Joseph Sracic
„MALERSTANDBILD“
Günter Haese zum 100. Geburtstag
Junge Kunst
Die Schmidt-Rottluff-Stipendiaten in der Kunsthalle