Der deutsche Autorenfilm ist ein Kunstwerk. Das Bild tritt nirgendwo hinter die Handlung zurück, das Sehen wird neu entdeckt, Zeit erhält eine eigene Bedeutung, Sprache ist vieldeutig, die gehaltliche Tiefe ist immens; Literatur und Musik werden in Bewegtbilder übertragen. Einer seiner wichtigsten Regisseure ist Wim Wenders. Viele seiner Filme, zu denen „Der amerikanische Freund“, „Paris, Texas“ und „Der Himmel über Berlin“ gehören, sind Roadmovies, in denen der Protagonist zu sich selbst findet und meist mit dem Auto durch weite, leere Landschaften – in die Ferne – reist. Sie sind Milieuschilderungen und Ortsbeschreibungen, die in ihrer Entschleunigung Vergangenheit und Gegenwart verschränken und eine Bildsprache für das kollektive Unterbewusstsein finden … Wim Wenders, der sich selbst in erster Linie als Reisender bezeichnet, der aus Düsseldorf stammt und dessen Stiftung hier ansässig ist, wurde im August 80 Jahre alt. Aus diesem Anlass zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung, die ganz anders angelegt ist als die Schau seiner großformatigen Panoramafotografien vor zehn Jahren im Kunstpalast im Ehrenhof. Von der Bundeskunsthalle und dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt/M. kuratiert, zielt der Ausstellungsparcours nun auf die Essenz seiner Filme, noch mit Verweisen auf seine Biographie und auf seine Kreativität in so vielen Bereichen.
Als Jugendlicher wollte Wim Wenders, der in Düsseldorf und im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, Künstler werden; in dieser Zeit sind Zeichnungen, Collagen, Malereien und Fotografien entstanden. 1966 geht er nach Paris, wo er bei Johnny Friedlaender Kunst studiert. Aber er entdeckt dort auch die Cinémathèque française: Er habe dort über tausend Filme gesehen, sagt Wenders. Ab 1967 studiert er an der neugegründeten Hochschule für Film und Fernsehen in München; zunächst verdient er sich den Lebensunterhalt mit Filmrezensionen. In Bonn wird auch diese Vorgeschichte ausgebreitet, u.a. mit seinen frühen Collagen und Zeichnungen, die schon Motive enthalten, die später in den Filmen vorkommen, etwa dem Engel. Dazu kommen die Hinweise auf das, was ihn beeinflusst hat: Schallplatten, Literatur und Philosophie und natürlich Filme in Form von Filmplakaten. Seine eigenen Filme sind dann in Ausschnitten zu sehen, begleitet von Archivmaterial, Standfotos, Fotografien vom Filmset, Skizzenbüchern und Requisiten. Vereinzelt hängen seine großformatigen Fotografien. Charmant sind die Polaroids, die wie Einblicke in eine andere Welt wirken. Der Höhepunkt der Ausstellung aber kommt zum Schluss: Auf fünf Leinwänden (und einem „Auge“ über allem) hat der großartige Wim Wenders einzelne, teils nie veröffentlichte Filmszenen in monumentaler Vergrößerung zu einer immersiven kinematografischen Installation verdichtet, in die man sich im Raum versenken kann. Schon für diese neue, von ihm selbst arrangierte Sicht auf das filmische Werk lohnt der Besuch der Ausstellung.
W.I.M. – Die Kunst des Sehens, Eine Wim Wenders Ausstellung,
bis 11. Januar in der Bundeskunsthalle in Bonn, www.bundeskunsthalle.de
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