Frisch und klar erscheinen die zumeist zerteilten Typen auf der weißen Leinwand. Wie ein zerklüftetes Buchstabengeflecht arrangieren sie sich zu einer neuen visuellen Einheit, die Semantik nicht in den Vordergrund stellt. Angeschnitten, ausgeschnitten, gedreht oder auch übermalt wahren die Typen ihre scharfen Konturen, als wären sie gedruckt oder aus Papier geschnitten und aufgeklebt. Schwarz, rot und dunkelblau markieren sie ihren Kontrast zum Weiß stärker als im gelben, azurblauen und grauen Farbton.
Es sind Logos alltäglicher visueller Belanglosigkeiten, die uns in ihrer Fragmentierung verleiten, einer Archäologie des Alltags nachzuspüren, Bekanntes in der Diskontinuität wiedererkennen zu wollen. Der nächste Kiosk um die Ecke, die Headlines in Boulevardblättern oder die Hervorhebung des Sonderangebots in der Wurfsendung, die wir dem Briefkasten entnehmen, sind subkutan beim Lesen des Bildes präsent. Die Flüchtigkeit unserer Wahrnehmung findet ihre Entsprechung in der Fragmentierung der Buchstabenschablonen. Mit einiger Mühe entziffern wir am oberen Bildrand die seitlich gekippte Zahl 20, und nachfolgend, auch weitgehend übertüncht, die Angabe GB, eine Buchstabenfolge, die wir in unserer aktuellen Realität als Gigabyte deuten. „29“ ringt schwarz auf gelb am unteren Bildrand um Beachtung eines Sonderangebots. Doch die Reduktion aller Elemente erlaubt kein Rekonstruieren einer werbewirksamen oder sinnhaften Einheit. Alles fügt sich in ein grafisches Gesamtbild, das bei großer Offenheit und freiem Gestus durch Balance und Harmonie besticht. Nichts erscheint gedrängt. Kein grafisches Element lehnt sich an ein anderes an, jedes erscheint autonom und bildstark im Miteinander. Das grafisch Präzise und Losgelöste übertönt den gewohnten Reiz plakativer Werbelettern und wirkt visueller Abstumpfung entgegen.
So wie Michael Schmidtmann fotografisch festgehaltene Elemente am Computer im Kleinformat selektiert, sortiert und collagiert, um sie dann stark vergrößert auf der Leinwand zu malen und zu einer Einheit in der Vielheit zu führen, so begegnen uns Bilder in ineinander verschränkten Ebenen: das, was unsere Augen im Alltag beiläufig aufnehmen, und das, was sich als Komposition des flüchtig Wahrgenommenen zu einem neuen Bild, wenn nicht zu einer neuen Ästhetik formt. Visueller Abfall findet in REMIX 1 seine Leinwandtauglichkeit und erscheint in der Freiheit und Ausgewogenheit der Komposition geradezu unantastbar. Nur minimale Farbablaufspuren erinnern daran, dass Perfektion allein ein Ziel sein kann.
@mmimichi
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