Geheimnisvoll und sanft ausgeleuchtet öffnet sich die linke Bildhälfte in die Tiefe, während die rechte Bildhälfte durch eine große Fläche den Einblick zu verwehren scheint. Ihre scharfen Konturen verorten sie in den Vordergrund und begrenzen einen Farbverlauf, der unten dunkel beginnend über eine Rottönung und Blaugraufärbung wieder zur Rottönung findet. Die rechten Bildecken sind nicht von ihr abgedeckt. Schräg angeschnitten gibt die Fläche hier den Blick frei. Aber was sehen wir? Die obere Ecke changiert in den Farben Magenta, Blau und Türkisgrün und lässt keine Objekt- oder Raumdeutung zu. Die untere Bildecke scheint das Gelb des Objekts zur Linken wiederaufzunehmen. Eine dingfeste Realität öffnet sich dadurch nicht, doch Perspektive entsteht durch den schrägen Anschnitt, so dass das flächige Bildelement wie eine seitlich aufgestellte Platte angesprochen werden könnte.
Surreal mutet der Bildraum zur Linken an. Keines der gezeigten Objekte ist in seiner Funktion und Rolle klar zu identifizieren. Formal und farbig scheinen sie einander zugeordnet, so dass man sie als Arrangement eines Stilllebens oder als Gesprächkonstellation begreifen könnte. Sie kommunizieren mit unterschiedlichen Gewichten. Es ist eine sonore Stimmlage, die nichts Schrilles hereinlässt und dadurch Einheit stiftet. Die im Titel anklingende Stille gilt nicht nur dem Ton, sondern auch der Wahrnehmung von angehaltener Bewegung. Die in sanftes Licht getauchten Formen erinnern in ihren Gelb- und Blautönen und ihrer Stille an Bilder Vermeers. Zugleich aber muten sie futuristisch an. Sie sind derart von einer anderen Welt, dass wir sie nicht erfassen. Sie sind nicht Empfänger unserer Gedanken und Worte. TAUBE STILLE benennt ihre Grundbefindlichkeit.
Welcher Daseinsbereich ist gezeigt? Ist er metaphysischer oder virtueller Natur? Ist die digitale Realität der metaphysischen verwandt? Aktuelle Fragen, die die sichere Wahrnehmung von Realitätsunschärfen herausfordern, formuliert Fabian Hiller durch eine überaus kultivierte, feine Pinselführung, wie man sie eher bei Alten Meistern sucht und findet. Der Künstler bindet damit die digitale Aktualität in einen historisch breiten Rahmen ontologischer Fragen. Eindeutige Antworten verharren - wie die Objekte im Bild - in der Abgeschiedenheit. Die Fragen öffnen den Raum.
„Kunst-Stücke“
In dieser Reihe schreiben Studierende der Kunstgeschichte an der H.-Heine-Universität Düsseldorf über Kunstwerke Düsseldorfer Künstler und Künstlerinnen.
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