Rekapituliert man die aktuelle Malerei von Jan Schüler, die jetzt im Kunstverein Langenfeld ausgestellt ist, zurück bis zu den frühen Gemälden Mitte der 1990er Jahre, so lässt sich eine hohe Kontinuität feststellen. Sie gilt für die sachliche, wie ausgezirkelte Malerei, ihre hellen, oft weißen Töne, überhaupt für das Farbklima. Motivisch geht damit der Klang von Vereinzelung, vielleicht Einsamkeit einher. Jan Schüler bleibt den Genres der menschenleeren, flachen Landschaft und dem Porträt treu; dazu sind mittlerweile die Architektur und der Fensterblick nach draußen gekommen: Auch diese sind nüchtern, ohne Schnörkel, aber mit einzelnen Chiffren und mitunter farbigen Signalen versehen. Die Malerei von Jan Schüler entschleunigt das Sehen und sie stellt in ihrer Ordnung und den Proportionen im Bildfeld Klarheit her und hält mit ihren Verfahren der Übersicht vorsichtig auf Abstand. Mithin handelt es sich um idealtypische Zustände. Kunsthistorisch referiert Schüler primär auf die deutsche Romantik mit ihrer Transzendierung oder der Evokation des unendlichen Raumes, aber mit diesen Beobachtungen geht es doch erst los. Er legt über die große Schönheit seiner Darstellungen hinaus Spuren, platziert Verweise, definiert die Orte schon im Titel und arbeitet sukzessiv die eigene Biographie – kollektiv auch für seine Generation – auf. Es scheint als würde er im chronologischen Fortgang des Werkes auf diskrete Weise den eigenen Radius der Bewusstwerdung erweitern, motiviert durch einschneidende Ereignisse, die mit dem Älterwerden eintreffen und neue Perspektiven mit sich bringen. Dazu gehört für Jan Schüler die Auseinandersetzung mit der Berliner Malerin Maina-Miriam Munsky, zu der er sogar das Werkverzeichnis erarbeitet und publiziert hat: Spannend ist dies umso mehr, als sich Verwandtschaften in den Malweisen, aber auch Themen beider Künstler feststellen lassen. Aber Schüler zeigt auch Reiseziele, die er mit seiner Familie, den Eltern angefahren hat, etwa die Fahrt nach Marburg: „Blick von der Hohen Leuchte zum Frauenberg (Vater)“ (2019). Und dann geht er in einem Bild bis in seine Jugend zurück und schließt unmittelbar an seine frühe Malerei an: „Gießen: Sommer 1982 (Ausweg)“ (2020): Was prägt einen, was nimmt man als Bürde von der Familie mit, welche Ereignisse verändern einen, woran macht sich Erinnerung fest? – All das sind Aspekte im Werk von Jan Schüler und es ist konsequent, dass er in dem Buch, das zu seinem 60. Geburtstag erschienen ist, die Motive einzelner Darstellungen erläutert. - Zunächst war die Ausstellung zur Monographie in Berlin zu sehen, nun also macht sie in Langenfeld Station. Sei es dort, in Ratingen, Monheim, Hilden – auch in der Umgebung von Düsseldorf gibt es relevante Institutionen mit hervorragenden Ausstellungen.
Jan Schüler – Deutsche Landschaft
Bis 31. Januar im Kunstverein Langenfeld, Hauptstraße 135, 40764 Langenfeld
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