Was für eine Inszenierung! Alle Verdichtung und Vereinzelung vor dunklen Wänden, das Labyrinthische der Raumfolge ist dem Thema, das sozusagen in die Dachkammern des vordergründigen Grauens, der überlieferten Bilder und des Unbewussten führt, und seiner motivischen Vielfalt angemessen. Bestimmt gehört die kulturgeschichtliche Ausstellung „Tod und Teufel“ zu den visuell beeindruckendsten Schauen, die dem Kunstpalast in den vergangenen Jahren gelungen ist. Erst recht jetzt klärt sich, was das Anliegen dieser Institution ist, wie es High und Low, Gesellschaft und Kunst zusammenfügt und das möglichst auf der Basis der eigenen Sammlung. Nun also „Tod und Teufel“ als Phänomene unserer heutigen Zivilisation, die sich an die Kulturgeschichte vom Mittelalter bis heute anlehnen und zuletzt erstaunliche Wandlungen durchlebt haben.
Es beginnt draußen im Ehrenhof mit einer Geisterbahn (mittlerw. leider wieder abgebaut - die Red.). Auf ihrem zackigen Kurs zeigt sie nicht nur Motive der Ausstellung selbst, sondern zelebriert ihre bildhaften Klischees. Also, wie auf der trivialen Ebene „Tod und Teufel“ in Szene gesetzt werden. Wie der Horror aus dem Jenseits bis in die Neuzeit mittels Kunst visualisiert wurde, fasst dann der Beginn der Ausstellung im Kunstpalast zusammen, ehe angemessen großzügig die Kunst und Kultur der letzten Jahrzehnte gewürdigt wird. Wie verändert sich die Darstellung des Todes, wie dringt das einst Verdrängte als Grauen in die Bereiche des Gesellschaftlichen vor und erlebt dadurch eine Umwertung, und wie wird aus Ernst Klamauk und wie hat es das Böse geschafft, Facetten – vereinzelt sogar liebenswürdiger – Individualität zu erhalten? Dabei wird deutlich, wie vielschichtig, aber auch mit Stereotypen Horror dargestellt wird. Und so sehr es schade ist, dass auf die Totentänze und die Apokalyptischen Reiter, die Rolle der Psychoanalyse, den Symbolismus und die Präraffaeliten und die „Schwarze Romantik“ oder die Schauerliteratur nur ungenügend oder gar nicht eingegangen werden kann, so spannend ist doch die Rolle der heutigen populären Genres mit dem Transfer der Topoi zu beobachten: von Musik, Mode, Design, Fotografie, Film und der Jugendkultur. Schön, dass die zeitgenössische Kunst vertreten ist, aber ob sich etwa Berlinde De Bruyckere mit ihrer Darstellung von gehäutetem Fleisch in diesem Kontext wohl fühlt? Und doch, man lernt hinzu, vermag die Phänomene jüngerer Generationen eher einzuordnen und wundert sich nicht ganz so arg über charakterstarke Zombies.
Tod und Teufel. Faszination des Horrors, bis 21. Januar im Kunstpalast
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