Die Anfrage aus dem Hetjens Museum kam für Dieter Nuhr zur rechten Zeit. Corona hatte sein künstlerisches Konzept ausgehebelt: Die Reisen zu fremden Kulturen, die Fotokamera gerichtet auf Farben, Strukturen und Oberflächen, die den ästhetischen Reiz mit Aussagen zur Geschichte oder zur landschaftlichen Verfasstheit verbinden, fielen weg. Daheim, im Atelier in Düsseldorf, folgen die Bearbeitungen am Computer: der verändernde, neu sehende Eingriff in das digitale Datenmaterial. Nuhrs Werke erfinden abstrahierend, ohne den Orten die Aura zu nehmen. - Was ihm aber nun stattdessen in den Pandemie-Jahren möglich blieb, war die Durchsicht des digitalen Fotoarchivs. Und in der Situation meldete sich das Hetjens mit dem Angebot, Fotoarbeiten auszustellen. Die Besichtigung des Keramikmuseums wurde für Nuhr, wie er berichtet, zu einer Zeitreise durch 8.000 Jahre Menschheitsgeschichte mit Gefäßen von dort, wo er bereits unterwegs war (Südostasien oder Irak), die er nun als Sujets im Hetjens fotografierte und später digital mit dem Material aus seinem Archiv kombinierte. Dieter Nuhr spricht von einem Verfahren vergleichbar der Malerei, ausgeführt mit dem digitalen Pinsel, der mehr Möglichkeiten bereithalte als der substanzielle Farbauftrag auf Leinwand. Geboren 1960 in Wesel, aufgewachsen in Düsseldorf und heute in Ratingen lebend, hat er in den 1980er Jahren an der Universität Essen in der Malklasse von László Lakner studiert. Und nachdem er zunächst regelkonform gemalt hat (und um die Qualitäten der Malerei weiß), entdeckt er nach dem Studium die Fotografie mit ihren digitalen Möglichkeiten.
Die ausgestellten neuen Bilder im Hetjens sind lichtdurchflutet und mitunter in eine nebelige Helligkeit gehüllt, die das Geschehen wie Erinnerungen auf Distanz rückt, ihm Zeitlosigkeit und Fremdheit verleiht. Dann wieder wirken die Szenerien wie im Gegenlicht, umfangen von bröseligen Flecken und Sedimenten, die wolkig sind, als würde hier ein imaginiertes Nachbild mit der Wirklichkeit zusammengeführt. Die Gefäße tauchen in diesem Fluidum auf oder verschwinden. Andere Bilder zeigen ausschließlich glühende, erratische Landschaften, die als Schattenrisse im Hintergrund wie Toteninseln hinter dem Meeresspiegel kleben oder bei denen alles in Turbulenzen geraten ist und mitunter an einen Vulkanausbruch, überhaupt die elementare Entstehung der Erde erinnert und damit noch auf den Ton als Material der Keramiken verweist. - Begleitet werden die Fotoarbeiten von Vitrinen mit Gefäßkeramiken, die sich zum Glück nicht illustrierend neben „ihren“ Bildern befinden, sondern etwas zur Seite gerückt sind. Gut so!
Dieter Nuhr Reisezeit – Zeitreisen
bis 31. Juli im Hejtens Museum, Schulstraße 4
www.duesseldorf.de/hetjens
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