Zwei Hunde hocken auf einem Sockel. Man mag sie als Windhunde oder zumindest als rassige Hunde identifizieren. Einer legt seine linke Vorderpfote anrührend auf die Schulter des vor ihm sitzenden Hundes und beißt hingebungsvoll in dessen linkes Ohr. Dieser neigt den Kopf leicht zurück zu seinem Freund. Er scheint der Liebkosung ohne allen Widerspruch zu lauschen. In dieser Intimität und derart liebevollen Haltung sind Tiere eher selten dargestellt. Trotz der grauen Tönung sind die Hunde in ihrem Berührungsgestus so lebendig gemalt, dass die Betrachtenden sich selbst überraschen mögen, wenn sie ebendiese Berührung nachempfinden. Das Geschlecht der Hunde ist weder im Titel noch malerisch artikuliert. Spielt es eine Rolle, welchen Geschlechts die Hunde sind – wenn wir die Empfindungen auf uns übertragen? Hier agiert das Bild fast wie eine Tierfabel, die dem Menschen den Blick auf sich selbst diskret und leicht serviert.
Hunde haben in der Malerei oft als Symbole der Treue gedient: das Hündchen im Handtaschenformat als Attribut der treuen Frau oder der treue Jagdhund als Begleiter des mutigen Jägers… Hier geht es um die freundschaftliche Hinwendung zum gleichrangigen Partner. Es sind eben nicht Schoßhündchen, sondern feingliedrige, zähe Hunde, die nicht zu Symbolen funktionalisiert wurden. Sie leben einfach und direkt ihre Zuneigung aus. Der griechische Titel PHILIA verweist auf die Art der Liebe, in der das Freundschaftliche im Vordergrund steht. Und doch erzeugt die hier gezeigte Intimität unter den Hunden insofern eine subtile Ambivalenz, als sie Erotik nicht ausspart.
Der Natur so nah und doch in grauer Tönung! Die nahezu naturalistische Malerei gewinnt durch die Grisaille skulpturale Züge. Andreas Steinbrecher bezieht sich ganz konkret auf eine Marmorskulptur in der Sala degli Animali, dem Saal der Tiere, in den Vatikanischen Museen in Rom, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts als eine Art steinerner Zoo eingerichtet wurde. Die Kenntnis dieses Hintergrunds verstärkt den Eindruck der malerisch historisch wirkenden Darstellung. Doch diese wird konterkariert durch die graphisch reduzierten, scharfkantigen Konturen eines übergroßen Katzenkopfes im Hintergrund. Schonungslos wachsam und voyeurhaft blicken die Katzenaugen aus dem Hintergrund des Bildes auf die Hunde und auf uns, die wir das Gemälde betrachten.
Aus der Reihe „Kunst-Stücke“
In dieser Reihe schreiben Studierende der Kunstgeschichte an der H.-Heine-Universität Düsseldorf über Kunstwerke Düsseldorfer Künstler und Künstlerinnen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Paul Schwietzke
Fremde vertraute Welt
cckpt • sound art • datasonification
AUSSTELLUNG 19.—28. April 2024 im Weltkunstzimmer
Arrangement mit der Größe
„Size Matters“ im Kunstpalast
Maja Günther
PFERDCHEN
Jörg Eberhard
Raum zu Fläche
Düsseldorfer Nacht der Museen 2024
Am Samstag, 27. April, können Museen, Galerien und Sonderlocations von 19 bis 2 Uhr besucht und erkundet werden
Das NRW-Forum sucht die Superheld*innen der Zukunft
Ulrike Arnold
Farben der Erde
Neue Perspektiven
Zum Jubiläum: Düsseldorfer Künstler:innen im Stadtmuseum
Alicia Echandía
MASCARITA
Bernd Schwarzer
50 Jahre EUROPAWERK
Fest der jungen Künste
Der jährliche Rundgang an der Kunstakademie
Joseph Sracic
„MALERSTANDBILD“
Günter Haese zum 100. Geburtstag
Junge Kunst
Die Schmidt-Rottluff-Stipendiaten in der Kunsthalle
Bärbel Möllmann
Die Zukunft ist keine Verlängerung der Gegenwart, 2020
Wolfgang Schäfer
Eins mit der Schöpfung
Jörg Paul Janka
Raum ertasten
Stille Bilder
Jan Schüler im Kunstverein Langenfeld
Alexia Krauthäuser
BANDE II
Antonia Rodrian
Vertrautes Sein
Zur Erinnerung
Ausstellungen für Karl-Heinz Rummeny und Anna Löbner
KARIN KNEFFEL
Ohne Titel (Diptychon)
Kai Richter
In situ
Keine Angst
„Tod und Teufel“ im Kunstpalast