Wenn es in der Kunst von Anna Löbner und der von Karl-Heinz Rummeny etwas gemeinsam gibt, dann vor allem, dass beide elementare Energien zum Ausdruck bringen und dazu eine wie aus der Erinnerung objektivierbare Subjektivität entwickelt haben. Wie anregend wäre es, ein Gemälde aus der Serie der gekachelten Schwimmbecken, die Anna Löbner (1953-2009) aus der Unterwasserperspektive kurz vor ihrem Tod geschaffen hat, gemeinsam mit dem Objekt zu sehen, bei dem eine Strickleiter mittels runder Öffnungen durch einen Glaskubus führt und wellig auf dem Boden aufliegt und von Karl-Heinz Rummeny (1956-2022) Ende der 1970er Jahre geschaffen wurde. Beides ist jetzt zeitgleich in Düsseldorf zu sehen.
Ein Jahr nach Rummenys Tod vereint die Kunsthalle am Grabbeplatz die verschiedenen Aspekte dieses Schaffens: seine Kunstpraxis sowie das Kuratieren von Ausstellungen im PARKHAUS im Malkastenpark, weiterhin die kunsthistorischen Beiträge besonders zu Beuys und das Sammeln von Kunst, auch als Ausdruck von Freundschaften. Die konzentrierte Zusammenschau im Seitenlichtsaal und im Foyer davor betont die Zusammengehörigkeit der Facetten mit ihren biographischen Verästelungen, etwa den Kunstwerken der Freunde und Freundinnen oder den eigenen seismographischen Fotografien, die beispielhaft Anwesenheit und Emphase dokumentieren. Kuratiert von seinen langjährigen Mitstreitern im PARKHAUS Gregor Russ und Jost Wischnewski sowie Rosilene Luduvico und Takeshi Makishima, gehört zu den kleinen, wunderbaren Ideen, dass vor der Chronologie zum PARKHAUS die Einladungskarten liegen und mitgenommen werden können und sich dadurch die Erinnerung an Karl-Heinz und seine Ausstellungen weiter fortsetzt.
Das Verbindende von Karl-Heinz und Anna ist vor allem – neben dem Studium an der Kunstakademie und dem Leben hier in der Stadt – dass sie sich engagiert für die Belange ihrer Kolleg:innen eingesetzt haben. Karl-Heinz eben als Kurator des Ausstellungsraumes PARKHAUS und Anna in ihrem Engagement in den städtischen Künstlergremien, auch mit ihrer Textanthologie zum New York-Stipendium für Künstler in Düsseldorf (1998). Weit sichtbar ist ihre Vergoldung des Bunkerkopfes auf dem Atelierhaus in Lierenfeld. Als – zunächst expressive – Malerin hat sie sich metaphorisch Tieren und zwischenmenschlichen Beziehungen zugewandt und ab Mitte der 1990er Jahre schematisch verknappte, atmosphärisch dichte Personenszenen in nuancierten Grautönen wie aus dem Film noir geschaffen. Schließlich folgten die so tiefgründigen Schwimmbad-Bilder in ihren verschiedenen Türkistönen mit dem Verwackelten im Wasser. Es ist ihrem Nachlass und fiftyfifty hoch anzurechnen, dass sie jetzt an ihre so wichtige Malerei erinnern. Und die wunderbarste Idee hier ist, dass der Verkauf zugunsten der Obdachlosenhilfe erfolgt.
Charly. Karl-Heinz Rummeny., bis 5. November in der Kunsthalle am Grabbeplatz
Anna Löbner – Malerei, bis 24. November in der fiftyfifty-Galerie, Jägerstraße 15
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