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Klaus Jung
Porträtfoto: © Christiane Rungenhagen-Jung, Düsseldorf

Klaus Jung

Bilder für die Landschaft

Die monumentale Fotoarbeit auf PVC-Folie, die Klaus Jung vor kurzem in der Aus­stellung ehemaliger Rinke-Studenten an der Karl-Anton-Straße gezeigt hat, war eine Über­raschung. Lan­ge gab es nichts mehr von Jung zu sehen, der 1955 in Solingen geboren wurde und im Anschluss an die Düsseldorfer Kunstakademie am Royal College in London studiert hat. Weithin bekannt wurden seine früheren, monochromen Skulpturen aus Holz und Karton. Motivisch referierend auf Mobiliar, Musikinstrumente, Architektur (im besonderen Brücken und Türme), bestehen sie aus Abfolgen geometrisch verknappter Module. Entstanden ganz aus der Erinnerung, sind sie Modelle ohne den Impetus der weiteren Umsetzung und ebenso fernab von einer Kopie. Die Stelen und ihre Erwei­terungen zu Rahmungen, die sich partiell verjüngen, sind kaum kniehoch oder ragen bis auf 2,50 m auf. Die Titel dieser Konzentrationen auf das We­sent­liche: „Pier und Ozean“, „Phantome des Paradies“, „Karten auf dem Tisch“.

Mit solchen Arbeiten wurde Klaus Jung vor allem in den 1980er Jahren zu den Künstlern gerechnet, die, bei aller Verschiedenheit, unter dem Label „Modellbauer“ „liefen“: außer ihm waren dies in Düsseldorf besonders Gerdes, Klingelhöller, Luy, Mucha und Schütte. Sie arbeiteten zum Teil in den Atelierhäusern in der Hildebrandtstraße und dann in der Oberhausener Straße. Und sie hatten die gleichen Galerien. Klaus Jung stellte bei Konrad Fischer in Düsseldorf, Nelson in Lyon, Bernier in Athen und Tucci Russo in Turin aus und war an den wichtigen gemeinsamen Schauen 1985 im Bonner und 1986 im Kölnischen Kunstverein beteiligt.

Hinzu kamen in dieser Zeit die Ausstellungen „Rheingold“ in Turin und die Skulpturen-Biennale in Middelheim. - Im Gespräch im Atelier betont Klaus Jung, dass es ihm aber gar nicht so um das Plastische und die Aspekte des Architektonischen gegangen wäre als vielmehr darum, wie sich mit dem Medium Skulptur Landschaft darstellen ließe: um die Erzeugung von Bildern.

Rückblickend wirkt konsequent, dass er sich von der skulpturalen Ausformulierung hin zur Fotografie gewendet hat. Im Grunde deutet sich das bereits 1982 an, als er bei seinem Aufenthalt im P.S.1 in New York eine Installation mit hängenden Skulpturen und auf die Wand tapezierten Zeitungen zeigte. Jahre später hat er über regelmäßigen Folgen quadratischer Spiegel mittig ausgeschnittene Fotografien montiert. Autonom wird bei ihm die Fotografie in den frühen 1990er Jahren in der Bearbeitung mit dem Computer. Gewiss spielte auch die Prakti­kabilität eine Rolle, als Jung ab 1989 nacheinander an verschiedene Kunsthochschulen berufen wurde und dazu mehrfach mit dem Atelier umzog: nach Trondheim und Bergen und nach Glasgow. Mit der Berufung zum Rektor der Kunsthochschule für Medien in Köln 2009-2014 ist er wieder nach Düssel­dorf zurückgekehrt, auch wenn er inzwischen als Head of Fine Arts an der Königlichen Akademie in Den Haag tätig ist. Er ist Spezialist für die Struktur künstlerischer Hochschulen, und er bleibt direkt mit der Lehre und der Ausbildung der Studenten verbunden.

Daneben hat Klaus Jung die künstlerische Tätigkeit fortgesetzt; Grundlage ist das Archiv der eigenen Fotografien. Anfänglich vom Fernsehschirm und danach meist im ländlichen und städtischen Außenraum – auch jetzt häufig mit Architektur, aber auch Himmel und Wolken – aufgenommen, stehen ihm die Fotos zur wiederholten Verwendung zur Verfügung, wobei Jung seine Fotomontagen digital nach zuvor festgelegten Regeln in Werkgruppen realisiert. So setzt er zwei Aufnahmen als Panorama neben- oder übereinander.

In der jüngsten Zeit fügt er unter die queroblongen Fotosequenzen ornamentale Friese (- wie sie als Reliefs ähnlich schon seine Skulpturen begleitet hatten). Und im nächsten Schritt hat Jung einen digitalen Rapport farbiger Pinselstriche über die Fotomontagen gelegt. Im unlängst ausgestellten Bild nun überlagern sie die voneinander getrennten Foto­grafien. Diese zeigen eine Pflanzentapete und Ansichten zu Ventimiglia, Accra, Malaga, Nizza, Hombroich und, das Raster öffnend, zu den Neubauten auf dem ehemaligen Düsseldorfer Güterbahnhof. Sämtlich gesehen aus der Übersicht, treffen verschiedene Konzepte von weitem Raum und dichter Besiedlung aufeinander: in der vergleichenden Dokumentation ihrer Strukturen zwischen natürlichem Bestand und Veränderung.

Klaus Jung
www.klausjung.eu

TH

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