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Hochhäuser sollen schmücken, nicht erdrücken

Die biograph Ouvertüre Oktober 2014

Wenn man am nördlichen Eifelrand auf etwa 300 Meter Meereshöhe das Fernglas ansetzt, kann man an guten Tagen den Düsseldorfer Fernsehturm sehen. Daneben ein Klotz, der das Stadttor ist, dazu ein paar versprengte Stängelchen, die sich erheben über ihre Umgebung. Kein Zweifel, gäbe es diese Bauten nicht, wäre Düsseldorf von ferne unsichtbar, bliebe nichts als flaches Land. Insofern sind Hochhäuser wichtig.

Man sollte das nicht aus dem Blick verlieren, wenn man in der Stadt über neue hohe Häuser diskutiert, wenn man erörtert, ob es noch mehr von ihnen geben sollte. Es sollte, wenn man bedenkt, dass Düsseldorf sonst unsichtbar wäre.

Es sollte nicht, sagen andere und beklagen die Verschandelung des Stadtbildes. Das ist kühn formuliert, vor allem, wenn das Argument in der Diskussion um jenes Hochhaus fällt, das gegenüber dem Capitol entstehen soll. Da fragt man sich schnell, welches Stadtbild denn im Umfeld des Worringer Platzes verschandelt werden kann.

Aber natürlich sind solche Argumente ernst zu nehmen. Es ist gegeneinander abzuwägen, das Bild aus der Ferne und das Bild aus der Nähe. Aus der Ferne sagt sich „Hochhaus? Ja“ sehr leicht, aus der Nähe fällt solch eine positive Einschätzung eher schwer. Haben wir nicht genug von dem, was da keck nach oben strebt? Wir haben den Fernsehturm, das Arag-Hochhaus, das GAP 15, das Dreischeibenhochhaus, den Victoria-Turm, das LVA-Hochhaus und dann noch all das, was im Hafen aufgespargelt herumsteht. Braucht es da noch mehr?

Möglicherweise ja, möglicherweise nein. Ja kann es heißen, wenn man das Große und Ganze betrachtet. Da wirken Türme imposant. Nein, muss es heißen, wenn das Umfeld nicht stimmt. Hohe Häuser brauchen eine gewisse Weite als Umfeld. Sie wirken vor allem als Solitäre. Man muss Sichtachsen bieten, damit der Blick auf die gestapelten Stockwerke fallen kann. Wie furchtbar Hochhäuser in der Ballung wirken, kann man in Frankfurt sehen. Dort wird die Stadt überragt von Kolossen, die alles Angrenzende erdrücken.

So weit darf es nicht kommen. Wenn hier einer ein Hochhaus plant, dann muss klar sein, dass er auch Verantwortung trägt fürs Umfeld, dass er keine neuen Schluchten schaffen darf. Davon hat Düsseldorf genug. Wie trist ist das, wenn man als Düsseldorfer Erdgeschossbewohner mit jemandem in Meerbusch telefoniert, der von der Sonne schwärmt, die sich gerade dem Horizont nähert, und man selber denkt nur: „Häh!“ Weil erst der aus dem Fenster gereckte und dann kunstvoll gedrehte Hals erkennt, dass die Sonne schon noch da ist, nur eben ganz, ganz oben.

Kann man also irgendjemanden verübeln, dass er gerne hoch hinaus will, dass er in der 23. Etage mit Westblick leben möchte, dass er sehen will, wie abends die Flugzeuge durch die Sonne hindurch zum Airport streben? Düsseldorf hat 1924 mit dem Wilhelm-Marx-Haus eines der ersten Hochhäuser in Deutschland präsentieren können. Da könnte 110 Jahre später durchaus noch etwas gehen. Man muss es halt nur gut durchdenken.

Hans Hoff

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