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Heiligabend friert die Hölle zu

Die biograph Ouvertüre Dezember 2019

Hieronymus Bosch hat einst in Opulenz illustriert, wie jener heiße Ort aussieht, der denen vorbehalten bleibt, die nicht so funktionieren, wie es die Kirche gerne hätte: Die Hölle. Das war über Jahrhunderte eine schöne Warnung, die aber leider ein bisschen verblasst ist. Bilanziert man mal ganz ehrlich, dann kennen den Bosch nur noch die wenigsten, und die Hälfte dieser Kenner halten ihn auch noch für einen Elektronikhersteller, der sich spezialisiert hat auf sehr besondere Abgaswerteoptimierung. Nein, man muss das so sagen: Bosch ist von gestern.

Die Hölle ist deshalb aber nicht von gestern. Die Hölle ist hier. Genau hier. Mitten in der Stadt. In den Straßen. Die Hölle von heute ist der Weihnachtsmarkt. Lebte Hieronymus Bosch heute noch, er würde einen Weihnachtsmarkt malen. In all seinen Nuancen würde er ihn auf die Leinwand bringen, und wenn man dann davor stünde, dann wüsste man sofort: Das ist die Hölle.
Leider erkennen die meisten Menschen das aber nicht mehr, wenn sie sich ins Getümmel stürzen und sinnlos überteuerte und extrem heiße Alkoplörre in sich hineinkippen, für deren Erwerb man an manchen Ständen schon fast den gerade erst zusammengesparten SUV verpfänden muss.
Um es mal auf den Punkt zu bringen: Weihnachtsmärkte sind die Hölle, weil sie nichts mehr zu tun haben mit der Jahresendromantik, die sie einst abbilden sollten. Es gibt auf diesen Märkten nichts zu kaufen, was irgendein vernunftbegabter Mensch mit einem IQ über Zahnpasta brauchen könnte. Und das, was zum sofortigen Verzehr angeboten wird, gehört mehrheitlich in die Tonne. Weihnachtsmärkte sind die Junggesellenabschiede unter den Konsumangeboten, extrem sinnlos, extrem albern und mit langem Katererlebnis verbunden.
Es stellt sich doch die Frage, wie die örtlichen Händler das zulassen können, dass die Straßen vor ihren Geschäften vollgestellt werden mit Holzbuden, die hässlich zu nennen schon einem Euphemismus gleichkommt. Und wo ist eigentlich diese Bundeswehrbrumme aus dem militärischen Fanshop, wenn man sie mal braucht? Gegen jeden Container am Rheinufer lästert Mary Achnes Strickstrackstruck völlig sinnbefreit ab, nur gegen die vorweihnachtliche Verschandelung der Innenstädte ist von der FDP-Ikone bislang noch wenig zu hören. Sie erhebt sich doch sonst gegen alles und versucht, dem OB bei jeder Gelegenheit alles Böse in dieser Welt anzulasten. Warum also schweigt sie, wenn es um die Hölle geht?
Wahrscheinlich hat das alles mit einer Verschwörungstheorie zu tun, die ich derzeit ein bisschen plausibel finde. Dieser Theorie zufolge befördern die Kirchen das Weihnachtsmarktgesummse und begleiten es mit großer PR-Kraft, aber nur, um am 24. Dezember davon zu profitieren, dass die meisten Schrottbuden dann verschwunden sind. Heiligabend wird damit zum Tag der finalen Entlastung. Denn siehe, euch ist ein Kindlein geboren, die Welt zu erlösen vom Übel, vom Bösen und den Weihnachtsmärkten. Die Hölle, sie währet nicht ewig. Fröhliche Weihnachten.

Hans Hoff

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