Gesucht wird:
Zum nächstmöglichen Termin eine Oberbürgermeisterin (Alle anderen Geschlechter, auch Männer, sind immer mitgemeint, werden aber nicht explizit mitgenannt, weil das schon viel zu lang andersherum falsch lief. LGBTQIA+ welcome.).
Ihr Profil:
Wir suchen eine Teamplayerin, die spürt, wie die Stadt lebt, die sich in alle Bereiche zu vernetzen weiß, die Interessen von Kultur und Wirtschaft unter einen Hut zu bringen versteht und sich anbietet als kompetente Ansprechpartnerin für alle Bürgerinnen. Wir pflegen in dieser Frage keinen Rassismus. Uns ist wurscht, ob die Bewerberin in Düsseldorf geboren wurde oder nicht. Hauptsache, sie fühlt die Stadt und weiß, dass das urbane Herz nicht nur in der Carlstadt oder in Derendorf schlägt, sondern genauso in Eller, Garath und Gerresheim.
Sie sind Radfahrerin und bereit, sich vom Irrglauben einer autogerechten Stadt zu verabschieden.
Wir wünschen uns eine kreative Kraft, die Kultur nicht nur in der Oper und im Joghurt verortet, die weiß, dass es gerade die kleinen kulturellen Ereignisse sind, die den Charme einer Stadt ausmachen. Attraktive Urbanität entsteht aus dem Zusammenspiel von vielen winzigen Impulsen, sie wird geboren, wo Menschen Raum bekommen, ihren Tatendrang auszuleben. Gelebte Stadtkultur ist immer ein Mosaik und nie ein einziger fetter Klecks, der neudeutsch Event genannt wird und in der Regel so schwer überteuert daherkommt, dass man mit den anfallenden Kosen problemlos auch eine neue Kultureinrichtung für viele Jahre finanzieren könnte.
Die No-Gos:
Wir möchten definitiv nicht schon wieder eine Sonnenkönigin, der es vor allem darum geht, sich selbst in Pose zu setzen und beratungsresistent mit dem Dickkopf durch alle Wände der Vernunft zu brechen. Das Düsseldorfer Leben findet nicht allein auf den Seiten von asozialen Netzwerken statt. Nicht jede, die sich dort schick und schwarzweiß zu präsentieren weiß, ist gleich eine gute Bürgermeisterin.
Wir brauchen keine Amtsinhaberin, die ihre Wirkung nach dubiosen Werbewert-Berechnungen ausrichtet.
Übergroßes Engagement für neue Museen halten wir erst dann für angebracht, wenn die bestehende Museumslandschaft angemessen konsolidiert wurde (Stichwort Theatermuseum).
Wir brauchen keine Person, die zu Alleingängen neigt und sich einen Dreck darum schert, was ihre eigene und die anderen Parteien denken.
Wir brauchen keine Bewerberin, die es sich im Darm der örtlichen Wirtschaft bequem machen möchte und ihre Arbeit unter das Diktat des unbedingten Wachstums stellt und dafür ein wunderbares Stadtbild opfert.
Zubetonierer sind unerwünscht. Düsseldorf soll grün bleiben und bestenfalls noch grüner werden.
Wir möchten keine Mecker-Trienen, die sich abarbeiten an der möglicherweise suboptimalen Form von Strandcontainern, im Gegenzug aber der Lobby der lederbehosten Motorradknatterer das lärmige Wort reden.
Wir wünschen keine aberwitzigen Wahlkampfversprechen. Keine Rede von 1000 Millionen Euro für den Wohnungsbau, keine Geschwafel von 10 000 neuen Ordnungskräften. Jeder weiß, dass das hohles Gerede ist, das nach dem Wahltag an der Hürde der Realitäten zerschellt.
Wir brauchen keine Videos mit zweifelhaften Figuren, weil das einer Bankrotterklärung unserer sonstigen Politik gleichkommt. Wir lassen doch auch kein Warnvideo mit Bernd Höcke drehen, nur weil in Garath mal ein paar Neonazis aufgetaucht sind.
Unser Angebot:
Eine liebenswerte lebenswerte Stadt, in der alle maßgeblichen Parteien ordentlich zusammenarbeiten können, wenn sie denn wollen. Natürlich gibt es in allen Parteien solche und solche, blöde, die sich nur dem Eigennutz und der individuellen Karriere verpflichtet sehen, und rechtschaffene Kräfte, die wissen, dass Düsseldorf seine Qualitäten vor allem aus dem Miteinander zieht, aus dem Miteinander von groß und klein, von schwarz und weiß, von arm und reich, von links und rechts. Es gibt hier großartige Menschen, die problemlos über den Schatten ihrer Partei springen und helfen, wenn geholfen werden muss.
Wir bieten gleichfalls eine sehr aufgeklärte Auswahlkommission, die am 13. September erstmalig zusammentritt und auch für einen sehr wahrscheinlich nötigen Recall zur Verfügung steht. Besetzt ist diese Auswahlkommission mit rund 420 000 Menschen, die sehr genau hinschauen und erkennen, wer nur Schaum schlägt und wer Düsseldorf wirklich nach vorne bringen möchte. Bewerberinnen werden daher gebeten, aufrichtig mit Inhalten zu punkten und die Präsentation von Luftnummern zu vermeiden.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Nur noch drei Kehren
Die biograph Ouvertüre März 2021
Der kleine Prinz Fassmichbittean in der großen Wüste
Die biograph Ouvertüre Januar/Februar 2021
Gegen den C-Blues: Mental stoßlüften und ein bisschen jammern
Die biograph Ouvertüre Dezember 2020
Das Haus der Jugend ist tot, es lebe der Ratinger Hof
Die biograph Ouvertüre November 2020
Die neue Zeit der Bescheidenheit
Die biograph Ouvertüre August 2020
Die Protected Life Lane wird täglich enger.
Die biograph Ouvertüre Juli 2020
Keiner hat gesagt, dass es leicht werden würde
Die biograph Ouvertüre Juni 2020
Nein! Was? Doch! Die Krise als Chance
Die biograph Ouvertüre Mai 2020
Someday My Prince Will Come
Die biograph OuvertüreApril 2020
Alles muss raus? Düsseldorf als Resterampe
Die biograph Ouvertüre März 2020
Karneval: Zwischen Ohnmacht und Wurzelbehandlung
Die biograph Ouvertüre Februar 2020
Die Avengers der Entsorgungskultur
Die biograph Ouvertüre Januar 2020
Heiligabend friert die Hölle zu
Die biograph Ouvertüre Dezember 2019
Kann Spuren von Umwelt enthalten
Die biograph Ouvertüre November 2019
Architektur in Düsseldorf: Sehr viele Tore, aber zu wenige Bälle
Die biograph Ouvertüre Oktober 2019
Bürgermeisterwahl 2020: Ja, ich will
Die biograph Ouvertüre September 2019
Ein Strand ohne Sand ist ein Strand ohne Sand
Die biograph Ouvertüre August 2019
Auf der Jagd nach dem schwarzen Klanggold
Die biograph Ouvertüre Juli 2019
Das Innere der Oper mitdenken
Die biograph Ouvertüre Juni 2019
Ganz okay ist nicht genug
Die biograph Ouvertüre Mai 2019
Wenn Aldi Lidls kommen
Die biograph Ouvertüre April 2019
Wie werden wir die Autos los?
Die biograph Ouvertüre März 2019
Hallo Februar
Die biograph Ouvertüre Februar 2019
Gegen die mobile Fettsucht der Kraftmeiermobile
die biograph Ouvertüre Januar 2019