Aufreizend öffnen sich zwei Beine in schwarzgrüner Hochglanzhülle frontal im Bild. Die Wahrnehmung der Hülle changiert zwischen nass schillernder Haut eines Frosches und laszivem Latex. Ein Einfühlen in die Beine nimmt das Auge gefangen. Von den hohen Absätzen gleitet der Blick auf Unter- und Oberschenkel, die auf einem Sessel oder Sofa ruhen. Sie enden an einer hellen Fläche, die den dazugehörenden Oberkörper andeutet. Zugleich buhlt eine Krokodilmaske um unsere Aufmerksamkeit. Das weit aufklaffende Maul lässt zwischen den weißen Hauern eine lange rote Zunge hervorschnellen So birgt die Maske den Angstcharme einer Figur aus dem Kasperle-Theater. Rote Tupfen zieren den übergroßen Kopf. Kein Körper, nur ein paar Tentakel. Nicht wirklich bedrohlich, aufreizend dennoch durch das geöffnete Maul und die hervorstechende Zunge.
Wer sitzt da? Die Haut der Arme ist halb grün, halb braun gefärbt. Weder ist die Identität noch das Geschlecht der dargestellten Person zu erkennen. Ist es eine Person, über die man nur tuschelt? Ohne Kopf bleibt sie geheimnisvoll. Die gesamte Szene ist nicht zu verorten. Der Sessel oder das Sofa erinnert mit dem leichten Schwung in Fuß- und Armlehne an ein Möbel, das in der Mitte des letzten Jahrhunderts gängig war. Ihm ist durch das groß und bunt gemusterte Tuch pulsierende Lebendigkeit übergestülpt worden. Davor liegt die Krokodilmaske auf einer schwarzen Fläche, deren Funktion nicht abzulesen ist. Sie bleibt als Gegenstand unklar. Das Grün daneben simuliert eine genähte Hülle. Aber auch ihre Sinnhaftigkeit bleibt rätselhaft.
Die konkret erkennbaren, gegenständlichen Elemente im Bild vermitteln keine Schlüssigkeit ihrer Beziehungen zueinander. So erscheint die Szene irreal. Wir mögen rätseln, ob verschiedene Traumsequenzen in Farbe synchron gefasst wurden oder sich die Erinnerung an eine Erzählung auf diese wenigen eindrucksvollen Elemente fokussiert haben könnte. Das Nebeneinander von Unschärfe und Präzision in der Malerei korrespondiert mit dem wahrgenommenen Nebeneinander von Möglichem und Realem. Eine verstandesbetonte, sichere Orientierung im Bild ist uns verwehrt zugunsten sinnlichen Genusses. Und dieses verlangt selten nach logischer Stringenz.
„Kunst-Stücke“
In dieser Reihe schreiben Studierende der Kunstgeschichte an der H.-Heine-Universität Düsseldorf über Kunstwerke Düsseldorfer Künstler und Künstlerinnen.
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