Die Galerie Schmela wurde 1971 in der Mutter-Ey-Str. 3, konzipiert vom Architekten Aldo van Eyck, eröffnet: Ein erstaunliches Gebäude aus Bimsbeton mit Untergeschossen, Glasfronten und Marmorböden auf unterschiedlichem Niveau – eine Herausforderung für jede Ausstellung, aber bei Schmela war das Meiste Weltklasse. 2008 erwarb das Land NRW das Gebäude, die Kunstsammlung nutzte es für Ausstellungen und Symposien, ehe 2021 die Galerien von Hans Mayer und seinem Sohn Max einzogen, die jeweils Künstler:innen ihrer Generation ausstellen.
Aktuell zeigt das Studio for Propositional Cinema seine Installation „Fabulist Manifesto (At Play)“, die 2021 in Litauen Premiere hatte. Ausgangspunkt sind Negative aus den Nachkriegsjahren in den USA, die Kinder im Unterricht und beim Spielen zeigen: aufmerksam, lernend, in sozialen Beziehungen. Die Fotoabzüge regten in Vilnius Kinder zur Beschäftigung an. Aus diesen Szenen ist ein 16 mm-Film entstanden, der nun, begleitet vom Vortrag der Kinder auf einer Schallplatte, an die Wand projiziert ist. Dazu sind 24 Silbergelatine-Prints der Ursprungsfotografien gerahmt und mit Siebdruck-Schriftzeilen auf der Innenseite der Glasscheiben ausgestellt, die u.a. die pädagogische Bedeutung des Klassenzimmers und des Spielplatzes, noch als Bühne, herausstellen. Hier macht es zusätzlich Sinn: Aldo van Eyck hat nach dem Zweiten Weltkrieg Hunderte von Spielplätzen in die zerbombten Städte gebaut, mit Hinweis auf die Rolle der Kinder für die künftige Gestaltung der Gesellschaft.
Das Studio for Propositional Cinema wurde 2013 in Düsseldorf gegründet mit und um den Kanadier Adam Harrison, der an der Kunstakademie bei Christopher Williams studiert hat, heute mit Sitz in Flingern. In den letzten Jahren fanden Ausstellungen, Filmscreenings und (Lecture-) Performances in der Galerie Tanya Leighton in Berlin und mehreren Institutionen statt. Eine weitere Installation ist derzeit im Museum Abteiberg in Mönchengladbach zu sehen: „The Camera of Disaster“, die das Aussterben der Fotografie thematisiert, auch hier mit s/w-Fotografien, die wie aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt sind und als Kontinuum mit Sätzen unter der Glasscheibe eine filmische Erzählung andeuten. Im Zentrum steht ein Handbuch zur Herstellung von Fotografie mit nicht-industriellen Mitteln, ausgestellt in Vitrinen mit dem dazugehörigen Material. Es gäbe noch viel dazu und zu „Fabulist Manifesto (At Play)“ zu sagen und zu präzisieren. Gemeinsam jedenfalls sind die Qualität der Fotografie in Verbindung mit Schrift und Sprache, das Interagieren verschiedener Neuer Medien und der installative Einsatz der Ausstellungswand. Es geht um Vergänglichkeit und das Entreißen aus dieser, um ein sich Klarmachen, was wichtig ist, und die Frage nach der Zukunft: vorgetragen sehr fein und ein bisschen geheimnisvoll.
Das Studio for Propositional Cinema stellt bis 20.8. bei Max Mayer in Düsseldorf und bis 25.9. im Museum Abteiberg in Mönchengladbach aus.
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