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220 x 165 cm, Öl auf Leinwand
Foto ©: Maxi Lorenz

Ora KATZ

Der Krabbenfischer von Oostduinkerke, 2022

Nicht oft lädt eine menschliche Darstellung in Rückenansicht ein, das Betrachten derart mit Einfühlen in die dargestellte Figur zu verbinden wie beim Gemälde Der Krabben­­fischer von Oostduinkerke. Die selbstvergessene Haltung des Mannes mit vornüber gebeugtem Kopf, um das Säubern der Krabben durch Rütteln im Meer­wasser zu beobachten, der gespreizte Stand, um die Körperhaltung zu stabilisieren, die robuste Gummihose in ihren steifen Faltungen, die über die Hosenträger auf den männlich breiten Schultern Halt findet… All das macht die Figur so real und lebendig, dass man ihr Tun unwillkürlich nachempfindet. Die Kühle des Was­sers, die Sand aufwühlenden Wellen und das Spritzen des Schmutzwassers aus dem Rüttelkasten vervollständigen das Bild, wie der Mann gerade arbeitet. Die Boje liegt ganz vergessen hinter ihm, er braucht sie gerade nicht mehr…

Dem Sujet nach könnte das Bild viel früher entstanden sein: Ein Mann bei der Arbeit ist als Bildthema keine Neuerfindung. Die Malerei stellt konzentriert eine reale Szene dar. Nirgendwo Getue. Nirgendwo Effekthascherei. Durch den Bild­titel ist die Szene zudem konkret an der Küste im flämischen Belgien verortet. Allein die schwache Wel­len­­bewegung am Ufer zieht die Blicke in die unbestimmte Weite des Meeres. Über der scharf gezogenen Horizontlinie kündigt sich tröstlich eine Aufhellung an, als wäre der liebe Gott doch noch irgendwo zugegen. Und gar die Burgruine auf den Felsklippen riecht nach romantischer Verirrung. Inmitten der rauen Realität verschafft sich ein sehn­­suchtsvolles Empfinden vom Einklang mit der Natur und dem All Gehör.

Die Malerei fesselt durch ihre Konzentration auf das sinnliche Wahrnehmen. Die nasse Kälte ist überall im Bild durch das Changieren von Braun und Blau-Grau zu spü­ren. Die Gummihose zieht in ihrem malerischen Gelb die Blicke an und macht die Vorstellung von klammer Kälte und dem umschlossenen Körper bewusst. Das Beob­achten gerät selbst zum Betrachtungsgegenstand. Sehen, Vorstellen, Nachempfinden werden eins im subjektiven Empfinden von Raum und Zeit. Geht es letztlich um den Krabbenfischer von Oostduinkerke? So sehr er in seiner Körperlichkeit und seinem Tun malerisch real fühlbar gemacht wurde, so sehr wendet sich unser Blick zurück nach innen, wo Realität zu einem persönlichen Konstrukt wird.

www.orakatz.com    

Aus der Reihe „Kunst-Stücke“
In dieser Reihe schreiben Studierende der Kunstgeschichte an der H.-Heine-Universität Düsseldorf über Kunstwerke Düsseldorfer Künstler und Künstlerinnen.

Anna Schlüter

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