Die Präsentation des Werkes von Christo & Jeanne-Claude im Kunstpalast ist angenehm leicht, überschaubar und doch immer wieder überraschend. Christo & Jeanne-Claude werden als das vorgestellt, was sie sind: als Weltkünstler, die sensibel auf ihre Zeit reagieren und dazu im öffentlichen Raum agieren. Ihre „eigentlichen“ temporären Projekte in der Natur und im Stadtraum sind, begleitet von Zeichnungen und Collagen, monumental und wirken magisch, eindrucksvoll. Im Kunstpalast fungiert die Höhe des Ausstellungsraumes als ästhetischer Zugewinn, der das, was selbst nicht präsentiert werden kann, in dokumentarischen, den Betrachter überragenden Aufnahmen veranschaulicht. Die Ausstellung beginnt mit Paris, wo sich die beiden 1958, geboren am selben Tag 1935, kennengelernt haben, zunächst nur mit Christo als Künstler. Wie umtriebig er war und an der Pariser Avantgarde partizipierte, wird anhand der Werke seiner Künstlerkollegen aus dem Museumsbestand weiter deutlich. Christo hat Porträtaufträge ausgeführt, er hat abstrakte Farbverwebungen gemalt und er wendet sich sodann dem „Verpacken“ von Alltagsgegenständen zu, womit er an die Gruppe der Neuen Realisten um Yves Klein, Spoerri und Tinguely anschließt. 1963 stellt er in der Galerie Schmela in Düsseldorf aus, wo er einen neuen VW-Käfer verhüllt und verschnürt – als Remake durch Christo selbst ist er nun im Kunstpalast zu sehen: Das Auto wurde als fragwürdiger Selbstzweck sozusagen auf den Sockel gehoben. Mit dem Umzug 1964 von Paris nach New York und den dortigen Erfahrungen wenden sich Christo und Jeanne-Claude verstärkt öffentlichen Monumenten und dem Stadtraum zu, arbeiten – nach jahrelanger Vorbereitung, komplizierten Genehmigungsverfahren und technisch aufwändig in temporären Eingriffen – Architektur, Städtebau heraus und finden zu plastischen Bildern, die Menschenmassen bewegen. Die bekanntesten Projekte stellt nun der Kunstpalast vor. Das beginnt, nach dem Intro des 2021 verhüllten Arc de Triomphe, 1962 mit der mit Ölfässern versperrten Rue Visconti in Paris. Viel Platz erhält der Reichstag in Berlin, bei dem die kontroverse Diskussion dokumentiert ist. Vorgestellt wird auch das Mastaba-Projekt aus gestapelten Ölfässern, das noch in Abu Dhabi ausgeführt werden soll. Vertieft ist all das durch die Zeichnungen und Collagen, die überwiegend aus der Recklinghäuser Sammlung Jochheim stammen und, angefertigt zur Finanzierung der Projekte, als eigenständige Kunstwerke höchst virtuos und reizvoll sind. Christo selbst hat vor seinem Tod 2020 die Ausstellung noch abgesegnet. Sie demonstriert, wie sich das Werk in seiner Vergänglichkeit für die Ewigkeit darstellen lässt.
Christo und Jeanne-Claude – Paris. New York, Grenzenlos,
bis 22. Januar im Kunstpalast im Ehrenhof Düsseldorf, www.kunstpalast.de
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