Alles nicht ganz einfach, schon deshalb, weil es bei diesem Sujet gleich hochkomplex wird. Die aktuelle Ausstellung im KIT handelt mit ausgewählten Werken von fünf Künstlerinnen vom menschlichen Körper mit seinen Hüllen, Aussparungen und Stellvertretungen als physisches Phänomen zur Befragung von Herkunft und (neuer) Identität, Kultur und Konsum, Erinnerung und leiblich empfundener Gegenwart, von seinen profanen und feierlichen Ritualen und damit schließlich, im übertragenden Sinne, von Liebe und Tod. Intuitiv, aber assoziativ begreiflich, entfalten sich diese Themen und Topoi und initiieren sogleich weitere Gedanken bezüglich der gesellschaftlichen Rolle des Körpers in einer Zeit, in der alles und jedes medial verbreitet wird, auf dem Prüfstand steht und mehr denn je zum Ausdruck der Identität beiträgt. - Zur Ausstellung, die wirklich ergreifend ist und auch ohne diesen Überbau funktioniert, wäre zunächst zu sagen: Es leuchtet, glitzert, klingt – auch bedrohlich – und verweist mitten im Raum, auf dem Boden und an der Wand auf Fauna und Flora, ist verträumt versponnen wie aus einer anderen Welt, anspruchsvoll sich selbst gegenüber und großzügig gegenüber dem Publikum.
Es beginnt mit Paloma Proudfoot, die mit ihren Abformungen und Abdrucken weiblicher Körper diese als objektivierte Gefäße interpretiert, aber auch Stacheln des Widerstands setzt. Direkt daneben nimmt Lisa Biedlingmaier eine höchst sinnliche Umschreibung von Körper und Kleid vor. Mit ihrer betörenden Installation aus Film und farbigem Licht am anderen Ende des KIT imaginiert sie dann ein immersives Umgarnen in der Unterwasserwelt und denkt im KIT sozusagen den Vogelschwarm von Camilla Steinum, der knapp über den Köpfen schwebt, für die Tiefe weiter. Proudfoots figürliches Relief seinerseits bringt narrative Aspekte und die Idee der Metamorphose des Körpers ins Spiel. Isa Schieche greift all das spielerisch leicht in farbigen Chiffren auf, so dass sich erst allmählich der unmittelbare Verweis auf die Natur einstellt. Und Theresa Weber schließt mit zwei ineinander verwobenen Beiträgen an das vordere Objekt von Lisa Biedlingmaier an, wird nun aber konkreter (in der Verwendung realer Kleidung) und abstrakter (mit Tränen aus Kunstharz), wobei sie ihre Motive um fremde Gegenstände und Substanzen erweitert hat: Identität und Fremdheit, die Behauptung des Eigenen und die Durchlässigkeit für andere Gedanken sind ihre Themen. Das alles liegt im Trend des heutigen Kunstdiskurses und ist ziemlich vielschichtig – aber so angenehm und heiter gelassen gelingen nur wenige Ausstellungen.
„off the beaten rack“, bis 18. September im KIT,
Mannesmannufer 1b, Di-So 11-18 Uhr
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