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Foto: Nicole Herper

Mein Freund der Baum

Die biograph Ouvertüre September 2014

Können wir mal über Bäume reden? Nein, nicht über all die beim Sturm umgestürzten, nicht über die Reste, die noch herumliegen, nicht über die Mühe, die es gemacht hat, die Parks und Friedhöfe und Wälder wieder zu Orten der Begehbarkeit werden zu lassen. Nein, es soll um den stinknormalen Baum in Düsseldorfs Straßen gehen, vor allem aber um das, was er leistet.

Ein Baum kann viel verändern. Er kann aus einer trockenen Schlucht eine Oase machen, kann mitten in der Tristesse des wuchernden Betons wie die Idee eines Paradieses wirken. Ohne Bäume wäre die Stadt kalt.

Man muss sich das mal vor Augen führen, wenn man durch die Stadt geht. Wo stehen die Bäume? Was bewirken sie? Was wären wir ohne sie?

Ich war kürzlich mal im schwedischen Malmö und fand die Menschen dort sehr sympathisch und warm. Die Straßen dagegen erschienen mir kühl. Ich brauchte eine Weile, um herauszufinden, warum das so war. Irgendwann fiel mir auf, dass in manchen Straßen kein einziger Baum steht. Da machte es klick in mir. Ich brauche das manchmal, dass ich ins Ausland fahre und dort erkenne, was meine Heimat so schön macht. Seitdem schaue ich anders auf unsere Bäume.

Wo Bäume stehen, kollidiert die Natur mit der Kultur des vornehmlich wirtschaftlichen Denkens. Bäume tragen ein Stück runde Ursprünglichkeit in die kalkulierte Eckigkeit unserer Stadtkultur. Wie viel Wert in den Bäumen steckt, kann man ermessen, wenn man sich nur mal die Königsallee ohne Bäume vorstellt. Was für eine Wüste wäre das. Man sähe Hunderte von parkenden Autos, man sähe schroffe Wände und glitzerndes Glas. Würde man diese Straße lieben? Niemals.

Ein Baum schon kann eine Straße verändern. Sei er auch noch so mickrig, er wirkt. Selbst wenn er beginnt, sich seiner Blätterpracht zu entledigen, macht er das mit Grazie. Bäume schmeicheln dem Auge, Bäume stehen für Leben, für steten Aufbruch, für den Wert einer Kultur, die nicht nur auf die nackten Zahlen setzt. Düsseldorf ohne Bäume, das wäre eine Stadt, in der ich nicht leben wollte. Das wäre Folter für die Sinne.

Nun muss niemand ob dieser Erkenntnis gleich nach draußen eilen und den nächsten Baum umarmen. Obwohl, die Vorstellung hätte etwas. Alle Düsseldorfer verabreden sich zu einer bestimmten Zeit, vors Haus zu treten und dem nächstliegenden Baum etwas Gutes zu tun, ihm zu danken für sein Dasein. Wo viele Menschen wohnen und wenige Bäume wachsen, bilden sich Baumgemeinschaften, die sich versprechen, künftig Sorge zu tragen für das Grün vor der Tür. Man darf den Bäumen auch Namen geben. Warum sollte eine Platane nicht Alexandra oder Heinz-Georg heißen oder eine Linde Torben oder Maria? Man käme dann morgens aus dem Haus und grüßte freundlich. „Morgen, Maria“, schallte es dann, und allein der Gedanke an so etwas erzeugt ein Lächeln.

Ja, das klingt ein bisschen versponnen, aber wie sagte schon John Lennon? „Du magst mich einen Träumer nennen, aber ich bin nicht der einzige.“

Hans Hoff

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