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Loveless

70. Filmfestspiele Cannes

Ein Nachlese von Kalle Somnitz und Anne Wotschke

Schöner kann ein Festival nicht zu Ende gehen! Und das war der Jury zu verdanken, die unter Präsident Pedro Almodóvar zielsicher die besten Filme für die Palmenvergabe heraussuchte und dabei eine breite Mischung aus intelligenten Publikumsfilmen, wichtigen politischen Filmen und sogar einigen Genre­filmen auszeichnete.
Die Goldene Palme ging an unseren Lieblingsfilm des Wettbewerbs, THE SQUARE von Ruben Östlund, der mit seinem letzten Film HÖHERE GEWALT in der Certain Regard den Jury Preis gewonnen hatte. Damals interessierte er sich für einen Familienvater, der im Skiurlaub seine Familie bei einem Beinah-Lawinenunglück alleine lässt, nun geht es um Christian (Nomen est Omen), einen gut aussehenden, erfolgreichen und eloquenten Museumsdirektor, der bei der Vermarktung seiner neuen Ausstellung, aber auch privat – nachdem ihm sein Handy gestohlen wird – mit der von ihm verlangten „political correctness“ in Konflikt gerät.
Auch Andrey Zvyagintsev erhielt bereits für seinen letzten Film LEVIATHAN eine Silberne Palme und gewann diesmal für LOVELESS den Jury Preis. Er erzählt die Geschichte eines Ehepaares, das die gemeinsame Wohnung verkaufen will, um seine Scheidung zu finanzieren. Der Film beginnt mit einem handfesten Ehestreit, bei dem es um das Sorgerecht des gemeinsamen Soh­nes geht, den keiner der beiden mit in sein neues Leben nehmen will. Am Ende der Diskussion schlägt die Wohnzimmertür zu, hinter der dann der kleine Junge mit tränenüberströmtem Gesicht ins Bild kommt. Fortan wird er vermisst. Keiner weiß, ob er nur weggelaufen oder ob ihm etwas zugestoßen ist. Die Eltern suchen ihn, doch trotz aller Bemühungen bleibt der Junge verschwunden...
Zvyagintsev verbindet auf eindrucksvolle Weise, wie bereits in LEVIATHAN, das Dysfunktionale der Familien mit den daraus resultierenden gesellschaftlichen Konsequenzen.
Nicht so metaphorisch, dafür aber ebenso politisch, war Fatih Akins AUS DEM NICHTS angelegt, der von Katja erzählt, die abrupt ihren armenischen Ehe­mann und Sohn durch einen Terroranschlag verliert. Obwohl sie der Polizei eine Verdächtige beschreiben kann, blendet diese erst einmal einen neofaschistischen Hintergrund aus, und als es dann doch zum Prozess kommt, endet dieser enttäuschend. Man ahnt es schon, dass Katja im letzten Teil die Dinge selber in die Hand nehmen wird. Das riecht zwar ein wenig nach Selbstjustiz, wird dem Film aber nicht zum Verhängnis, da Hauptdarstellerin Diane Kruger sich auf Anhieb in die Herzen des Publikums spielt, wofür sie mit einer Silbernen Palme ausgezeichnet wurde. Überhaupt ist der Film insbesondere bei der ausländischen Presse gut angekommen. Sie honorierte, dass sich der deutsche Film weg von der ewigen Bewältigung des Nationalsozialismus hin zu akuten Themen wie dem Neofaschismus bewegt. Offensichtlich ist der NSU-Prozess, der Akin inspiriert hat, im Ausland längst nicht so präsent wie hierzulande und damit ein spannendes Kinothema.
Und noch eine Frau erhielt eine Silberne Palme: Sofia Coppola wurde für die Beste Regie ausgezeichnet. Ihr Film DIE VERFÜHRTEN startet diesen Monat bei uns und steht nebenstehend besprochen.
Nicole Kidman war in sage und schreibe vier Filmen dieses Festivals vertreten und wurde am Ende mit einem Sonderpreis zum 70. Jubiläum geehrt. U.a. spielte sie in THE KILLING OF A SACRED DEER von Yorgos Lanthimos, der bereits 2015 den Jury-Preis für THE LOBSTER gewann.

Genauere Beschreibungen und welche Filme wir sonst noch gesehen haben finden Sie unter www.filmkunstkinos.de/presse.php?article=cannes_17

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