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Forum

Es gibt 386 Beiträge von Raspa

The Death of Stalin

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Fantastisches Ensemble

11.04.2018

Dies ist weniger eine Komödie, wie der Film teilweise beworben wird, als vielmehr eine bitterböse Farce und eine Parabel über die Art des Machtkampfes in totalitären Systemen. Widerlinge sind sie alle, die da nach Stalins Tod um die neue Rangordnung kämpfen, jeder auf seine besondere Art. Auf historische Genauigkeit kommt es Iannucci dabei weniger an als um eine Typologie der politischen Verbrecher. Und dafür hat er eine Garde hervorragender Schauspieler zusammengestellt, die sich in dieser Schlangengrube mehr oder weniger geschickt bewegen. Wenn am Ende der Geheimdienstchef Beria exekutiert wird, hat man als Zuschauer wenig Mitleid mit diesem eiskalten Folterknecht, aber alle Anderen sind allenfalls in Nuancen weniger pervertiert als er.
Es gibt manche schrecklichen Pointen in diesem Film, die bestürzendste ist aber wohl die, dass ein solcher Film in Russland heute nicht mehr gezeigt werden kann, in einem Land, wo man wohl bald schon Stalin wieder als große historische Führerpersönlichkeit auch offiziell rehabilitieren wird.

Der seidene Faden

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Eine andere Art von Dreiecksgeschichte

16.03.2018

In der Tat, das ist schon ein seltsames Personaldreieck, das uns hier begegnet: Der geniale Modemacher Woodcock, der in seiner maßlosen Art, seine Kunst über alle menschlichen Bedürfnisse seiner Umwelt zu stellen, in gewisser Weise an Thomas Mann erinnert, den ja auch niemand beim Schreiben stören durfte und der selbst am Strand immer formvollendet gekleidet war. Dessen Aversion gegen die großzügige Gönnerin Agnes Meyer in den Jahren seiner Emigration ähnelt zudem dem Verdruss, den Woodcock gegenüber einer reichen Sponsorin empfindet, die er als des von ihm für sie geschaffenen Kleides nicht als würdig empfindet. Und genauso wie Th. Mann in seiner Frau Katja eine Zerbera hatte, die ihm, dem großen Künstler, bedingungslos den Rücken frei hielt, so hat Woodcock diese Stütze in seiner Schwester Cyril, eisig gespielt von Lesley Manville. Sie erinnert in ihrer strengen Loyalität ein wenig an die furchtbare Schwiegermutter in Hitchcocks "Rebecca". Und schließlich die noch wenig bekannte Vicky Krieps, ene Luxemburger Schauspielerin ( die ihren Part auch selbst ins Deutsche und ins Französische synchronisierte ), und die die Alma sehr überzeugend verkörpert. Woodcock trifft sie als Kellnerin bei einem Frühstück , wo sie ihn mit ihrer Natürlichkeit für sich einnimmt. Verliebt er sich wirklich in sie? Da wäre ich skeptisch. Es wirkt eher so, als bräuchte er eine neue Muse, nachdem die vorhergehende entlassen wurde, da sie dem Hausherrn zunehmend auf die Nerven ging. Alma ist aber nicht bereit, sich völlig den Launen ihres Gebieters zu unterwerfen, und wie sie die Herrschaftsverhältnisse allmählich umkehrt, das ist der eigentliche Clou in einem sonst eher handlungsarmen Film. Um so mehr muss man dagegen die dichte Atmosphäre und die wunderbare Kameraarbeit loben, die den eigentlichen Wert dieses Werkes ausmachen. Eine unbedingte Empfehlung also für alle, die sich gerne einmal auf ungewöhnliches Kino einlassen.

Die Verlegerin

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The Post

02.03.2018

Sicher ist Kay Graham eine Schlüsselfigur des neuen Films von St. Spielberg, aber sie ist nicht die alleinige Protagonistin. Insofern ist der Originaltitel treffender als der deutsche, der sie allein in den Fokus stellt. Denn genauso wichtig für den letztendlichen Erfolg - also die Aufdeckung der Machenschaften aller amerikanischen Präsidenten von Truman bis Nixon - sind ja mindestens im gleichen Maße der Chefredakteur und der Informant. Diese drei Rollen sind wen wundert's - mit Streep, Hanks und M. Rhys fabelhaft besetzt. Ein ganz besonderes Lob gebührt aber auch Bruce Greenwood, der den innerlich zerrissenen McNamara hervorragend verkörpert. Überhaupt ist der Film bis in die Nebenrollen hinein wunderbar besetzt.
In vielen Kritiken wird die Parallele von Nixon ( der hier nur als bösartige Schattenfigur, die telefonische Direktiven verteilt, zu sehen ist ) zu Trump gezogen. Der Unterschied ist wahrscheinlich nur der, dass Trump selbst in seiner gantzen Borniertheit diese Parallele gar nicht wahrnehmen würde, sollte er sich diesen Film wirklich anschauen.

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

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Im tiefen Süden

18.02.2018

Nun, in die zuvor genannte Reihe von etwas altmodischen Krimikomödien würde ich diesen Film nun doch nicht aufnehmen. Für mich ist er zuallererst eine Darstellung der tiefsten amerikanischen Provinz. Nicht nur die skurrile Mutter des tumben Polizisten wünscht sich immer noch den alten Süden zurück, in dem alles so fein säuberlich geregelt war und Schwarze Nigger und Mexikaner Bohnenfresser waren und wo Polizisten das Recht ganz nach Gusto auslegen, wissen sie doch, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Bis Mildred mit ihren drei Plakaten dieses hergebrachte Gleichgewicht gehörig durcheinander bringt. Sehr schön, dass fast alle Charaktere schillernd sind und die Story immer wieder neue Wendungen nimmt. Und vor allem:: Was für ein großartiges Skript für drei grandiose Schauspieler, für Frances McDormand, Woody Harrelson und Sam Rockwell. Einfach ein großes Vergnügen, diesen drei Könnern zuzuschauen. Da kann ich nur zustimmen: Hingehen und begeistert sein!

Die dunkelste Stunde

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Churchill the Great

30.01.2018

So ganz einig waren wir uns nicht nach dem Besuch des Films: Wird hier anschaulich gemacht, wie in Zeiten größter Not ein Politiker manchmal alles riskieren muss, und wenn es ein Ritt über den Bodensee ist, um eine Katastrophe abzuwenden? Oder wird hier auf manipulative Weise ein Mann, der wahrhaftig keine reine Lichtgestalt war, zum überlebensgroßen Helden stilisiert? Ganz einig wurden wir uns nicht - jeder Zuschauer muss da für sich selbst urteilen. Was allerdings unstrittig bleibt, ist die überragende Vorstellung, die Gary Oldman in der Titelrolle abliefert. Da kann man nur den Bowlerhat ziehen..

Das Leuchten der Erinnerung

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On the road again

20.01.2018

Ja,es ist schon eine Art Road Movie - freilich ist es eine Fahrt ohne Wiederkehr, die man hier miterlebt Filmisch ist das eher konventionell, ein solcher Film lebt eindeutig davon, wie gut die Hauptdarsteller sind. Und diese beiden sind ganz Große ihres Metiers: Donald und Helen spielen dieses alte Paar einfach hinreißend. Welch ein Unterschied zu dem sentimentalen Klamauk, der uns in "Honig im Kopf" zum gleichen Thema angeboten wurde ( was mehr die Schuld des Drehbuchs als die von D. Hallervorden war ). Hier ist alles sehr viel dezenter und damit glaubwürdiger, vielleicht bis auf die Szene, in der John seine Frau mit seiner früheren Geliebten verwechselt - die fand ich etwas zu dick aufgetragen. Das ist jedoch nur eine kleine Einschränkung. Ansonsten: empfehlenswert.
Kurze Anmerkung zur Synchronisation: Störend war die mehrfache falsche Aussprache des Namens, den die beiden ihrem herrlichen alten Wohnmobil gegeben hatten ( Leisure Seeker ).

Der Marathon-Mann

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Forty-two

17.01.2018

Mmh, ein Marathonlauf geht über 42 km, und nach 42 Jahren habe ich mir diesen Film nun ein 2. Mal angesehen ( ohne mir das zuvor so zurecht gelegt zu haben, aber es ist schon eine nette Koinzidenz ). Eigentlich hatte ich neben den Trainingsläufen Hoffmans in Manhattan nur noch die schreckliche Zahnarztszene so richtig in Erinnerung, die allerdings hatte sich sehr nachdrücklich eingeprägt. Nun, wie war das Wiedersehen? Man sagt ja oft, und meist auch zu Recht, dass Filme damals in der Regel ein sehr viel bedächtigeres Tempo hatten. Für Schlesingers Werk allerdings gilt dies kaum, nach ruhigem Beginn ist der Film durchaus flott geschnitten. Freilich fallen einem die kolportagehaften Züge der Handlung und der Figurenkonstellation doch deutlicher auf als damals: Der dämonische ehemalige KZ - Arzt ( Josef Mengele nachempfunden ), der von dubiosen Geheimdienstmännern gedeckt wird, der idealistische Pazifist ( Hoffman ), Sohn eines in den Tod getriebenen MacCarthy-Opfers, der dann doch zur Waffe greift, sein ungleicher Bruder, der sich in den Dienst der finsteren Mächte gestellt hat, ebenso wie die auf unseren Helden angesetzte schöne Frau ( Marthe Keller fällt gegen die Riege der prominenten männlichen Schauspieler doch etwas ab ). Trotzdem, es ist ein spannender Film, in dem, interessant für dieses Jahrzehnt, auch der Umweltschutz mehrfach thematisiert wird, mit einem sehr schönen Showdown, an dessen Ende sich Olivier in der Rolle des Dr. Szell zuletzt unfreiwillig selbst richtet. Keine wirklich große Wiedentdeckung also, aber auch keine Enttäuschung. Ein sehr solider Thriller eben.

Paddington

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Really bearish

02.12.2017

Da ich einiges Lobende über Paddington 2 gelesen hatte, für Animationsfilme aber normalerweise nicht ins Kino gehe, habe ich mir einmal den ersten Film von 2014 ausgeliehen. Und ich bin erstaunt, wie gut ich mich bei dieser Mischung aus Realfilm und Computeranimation amüsiert habe. Zunächst einmal sind die animierten Szenen einfach brillant gemacht. Viel wichtiger ist aber der überaus britische Humor, der an die wunderbaren "Wallace and Grommit" - Streifen erinnert, bisweilen sogar an die derben Scherze von Monty Python. Vieles davon wird Kindern verborgen bleiben und richtet sich weit eher an ein erwachsenes Publikum. Ganz entscheidend ist weiterhin, dass sich eine Reihe erstklassiger Darsteller gefunden haben, die ihr ganzes Können in den Dienst der Sache stellen: Hugh Bonneville, bekannt als Schlossherr aus "Downton Abbey", ist ein herrlich vernünftelnder Familienvater, der den Eindringling Paddington lange Zeit nur als Gefahr für seine behütete Famile ansehen kann. Sally Hawkins spielt die leicht verpeilte Mutter, die von ihrer heftig pubertierenden Tochter als furchtbar "embarrassing" empfunden wird. Nicole Kidman mimt nach Herzenslust die böse Tierpräparatorin, die Paddington ans Fell will, eine Variante der Hexe aus den alten Disneyfilmen. Und nicht zuletzt auch Peter Capaldi, der den in diese vernarrten spießigen Nachbarn darstellt, den das Scheusal als willigen Helfer missbraucht, bis er zuletzt doch noch zur Einsicht kommt. Wie man sieht, hat mir der Film also sehr gut gefallen - ich würde aber nicht empfehlen, ihn mit Kindern unter zehn Jahren anzusehen. Ich fürchte, dass Kinder heutzutage viel zu oft Filme zu sehen bekommen, die für sie zu aufregend oder zu unverständlich sind. Aber das ist ein weites Feld, wie der alte Briest gesagt hätte..

Battle of the Sexes – Gegen jede Regel

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Ein Sittenbild der 70er Jahre

29.11.2017

Mit diesem altmodischen Begriff hätte man früher einen solchen Film bezeichnet. Liebevoll wird bis in die Details hinein die Tenniswelt der frühen Siebziger wiederbelebt. Auch die Matchszenen geben den damaligen Stil des Spiels durchaus richtig wieder. Man denkt oft: Mein Gott, diesen Ball würde Serena Williams dir gnadenlos um die Ohren hauen. Aber wie im Fußball, so gilt auch im Tennis: Es war ein völlig anderes Spiel als heutzutage.
Die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache ausgezeichnet. Emma Stone oszilliert zwischen der ehrgeizigen Sportlerin, die zugleich gegen das Tennispatriarchat ankämpfen will, und der Frau, die in ihrem Gefühlsleben zutiefst verunsichert ist. Steve Carell gibt dem Herausforderer die Aura eines gar nicht so unsympathischen Luftikus, der sein Image als "male chauvinist pig" selbst gar nicht so ernst nimmt. Nur seine gestrenge Ehefrau erschien mir ein wenig klischeehaft angelegt.
Insgesamt also ein durchaus vergnüglicher Film, mit dem man sich, wie es einstmals so schön hieß, "ein paar schöne Stunden machen " kann.

Get Out

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"Rat mal wer ..." reloaded

26.11.2017

50 Jahre ist es her, dass "Guess who's coming to dinner" erstmals eine schwarz - weiße Liebesbeziehung zum Thema eines amerikanischen Films machte. Und Jordan Peele nutzt die gleiche Ausgangssituation für einen Film, der heute, in der Nach-Obama-Zeit spielt und in den USA offenbar einen Nerv getroffen hat, spielte "Get Out" doch binnen kurzer Zeit ein Vielfaches seiner bescheidenen Kosten ein. Der Film zerfällt sehr deutlich in zwei Teile: Ankunft des Paares auf dem Besitztum von Roses Eltern und Kennenlernen der dorthin eingeladenen Gäste, und anschließend der zweite Abschnitt, der in Richtung Horror Movie geht und über den man aus Spoiler-Gründen nicht viel verraten sollte. Für mich ist der wirklich interessante Teil die erste Hälfte, in der ein sehr subtiler Rassismus aufs Feinste vorgeführt wird. Wir sehen wohlhabende Weiße, die sich etwas darauf zugute halten, dass sie Obama zweimal gewählt haben und dies, wie der Vater der Freundin gönnerhaft verrät, gerne auch ein drittes Mal getan hätten. Der Zuschauer wird tief in die Perspektive von Chris hineingezogen, der nur dank der Unterstützung seiner weißen Geliebten dem Impuls ( Get Out! ) widersteht, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen, zumal die beiden schwarzen Bediensteten ihm auf mehr als merkwürdige Weise begegnen. Ob man den zweiten Teil ebenso gelungen findet, ist Geshmackssache, mir war er vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen. Dennoch bin ich der Meinung, dass dies ein wichtiger und sehr aktueller Film ist, der uns im Detail viel über ein immer noch ziemlich gespaltenes Land vermittelt.

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