Rocketman
Großbritannien 2019, Laufzeit: 121 Min., FSK 12
Regie: Dexter Fletcher
Darsteller: Taron Egerton, Jamie Bell, Richard Madden
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Mamma Mia. Elton!
Raspa (390), 25.06.2019
Das Leben von Rock- oder Popstars als Film - es ist wirklich ein Trend. Vor dem Hauptfilm ( ich war der einzige Besucher in einer Nachmittagsvorstellung, der Film läuft ja auch schon länger ) erfuhr ich durch die Trailervorschau, dass auch noch Lindenberg demnächst als Hauptfigur im Kino erscheint. Was nun aber den Rocketman betrifft, so muss ich sagen, dass ich die Erzählweise mit einer Rahmenhandlung und vielen Songs, die wie im Musical ( man denke an Mamma Mia ) die Handlung illustrieren, durchaus gelungen finde. Um die einzigartige Kombination von Textschreiber und Komponist Taupin - John wusste ich, dennoch wird einem der Subtext mancher Lieder hier doch deutlicher, z.B. die beiden Seiten diesseits und jenseits der "Yellow Brick Road". Und dass manche Szenen dann ins Surreale gleiten, erscheint mir bei einer solch glitzernden Figur wie E. J. durchaus in Ordnung, besser jedenfalls als ein brav nachbuchstabiertes Leben wie in einigen anderen Biopics. Nur die Aufzählung der Fakten zu Eltons neuem, ordentlicherem Leben seit ca. 1990 hätte nicht sein müssen, war dem Musiker selbst aber wahrscheinlich wichtig, damit nicht das Bild des süchtigen Wüstlings haften bleibt.
Okay, trifft den El-Ton
Das Auge (335), 09.06.2019
Gute Unterhaltung, nicht mehr nicht weniger.
Scheint ein wiederbelebtes Geschäftsmodell zu sein, die aktuellen alten Helden mal im Biopic zu zeigen. Der Film reisst leider vieles nur an. Die Musikeinlagen sind teils sehr gut, teils enttäuschend. Es fehlt die Kritik am Show-Biz, dass eine gnadenlose Ausbeute seiner Protagonisten - insbesondere am Beginn der karriere - betreibt. Das kommt alles viel zu geglättet. Von den behauptete Affären von Elton sieht man fast nichts. immerhin gibt es mal eine kleine Liebesszene im Bett mit zwei Männern.
Insgesamt zu brav.
The Greatest Showman
Matt513 (266), 04.06.2019
Ist das hier nun die ehrlichere Biographie eines schillernden Musikers? Vor dem Hintergrund, daß Elton John selbst mitproduziert hat, sollte man ja davon ausgehen können, die ganzen dargestellten Wirrungen in der Familie bzw. der ganze Schmutz im Showbiz sei ihm tatsächlich so widerfahren.
Regisseur Fletcher bekam offenbar Carte blanche und setzt diese künstlerische Freiheit weidlich um. Im Ergebnis ist das dann letztlich ein Musical, fängt zwar all den Pomp in Elton Johns künstlerischem Werk (sowie den Rotz in seinem Privatleben) gekonnt ein, ist allerdings auch reichlich plakativ. Mir fehlten hier die leiseren Töne oder z.B. auch, wie sich Elton Johns Homosexualität ergab bzw. wie seine schwierige Jugend ihn prägte. Da gab es wohl durchaus initialisierende Momente; im Film ist er halt plötzlich schwul. Was das Fehlen dieser Momente angeht, dazu muß auch ein Wort über Taron Egerton verloren werden. Er arbeitet sich zwar großartig an der Aufgabe ab, singt sogar selbst, aber lag das jetzt am Drehbuch oder doch an seinen schauspielerischen Fähigkeiten, daß ich stets Egerton in bunten Kostümen, aber nie Elton John sah? Egerton ist ein prima Schauspieler, aber zum überzeugenden Charaktermimen ist es für ihn noch ein Stück hin.
'Immerhin interessant aus dem Film zu erfahren, daß Songtexter Bernie Taupin eine Hälfte des jahrzehntelangen Erfolgs zu verdanken war, wo ich immer annahm, Elton John habe all seine famosen Songs komplett alleine geschrieben. Der Film ist jederzeit sein Eintrittsgeld wert, selbst wenn man die Musik eher nur aus dem Radio kennt.