The Dead Don’t Hurt
Mexiko, Kanada, Dänemark 2024, Laufzeit: 129 Min., FSK 12
Regie: Viggo Mortensen
Darsteller: Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Solly McLeod
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Viggo Mortensen hat in über sechzig Filmen gespielt, u.a. in Peter Jacksons HERR DER RINGE den König Aragorn, bevor er 2020 zum ersten Mal auf dem Regiestuhl Platz nahm. In FALLING verfilmte er das traumatische Verhältnis eines Sohnes zu seinem demenzkranken Vater, das deutlich autobiographische Züge trägt. Der Film wurde vielfach ausgezeichnet, war aber auch sehr düster und echt harte Kost. Auch sein neuer Film hat etwas mit seiner Kindheit zu tun. Als kleiner Junge war er ein riesiger Western-Fan, und so war es immer schon sein Traum, selber mal einen zu drehen.
Mit THE DEAD DON'T HURT verwirklicht er nun diesen Traum: Während der Pandemie, als er die Drehorte in Mexiko auswählte, hatte er viel Zeit, die er nutzte, um den Score selbst zu komponieren. Er sollte ein Teil der Geschichte sein, die von Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) erzählt, die 1860 in San Francisco den dänischen Einwanderer Holger Olsen (Viggo Mortensen) kennenlernt. Die beiden beschließen, auf eine kleine Farm in Nevada zu ziehen. Doch ihre gemeinsam Zeit währt nicht lang, denn nach Ausbruch des Bürgerkrieges meldet sich Holger freiwillig zur Armee, um gegen die Sklaverei zu kämpfen. Doch auch Viviennes Schicksal ist nicht gerade angenehm. Sie bleibt allein auf der Farn zurück und bekommt es alsbald mit der korrupten Männerwelt des Städtchens zu tun. Insbesondere Weston,der gewalttätige und eigensinnige Sohn des hiesigen Großgrundbesitzers, hat es auf sie abgesehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich seinen Nachstellungen nicht mehr erwehren kann.
Als Holger aus dem Krieg zurückkehrt, findet er eine starke und leidenschaftliche Frau vor, die gelernt hat, sich in einer rücksichtslosen Männerwelt durchzusetzen. Das hat ihr einige Blessuren eingebracht und Holger einen nicht leiblichen Sohn, mit dem er bald alleine durch die Prärie ziehen und sich zwischen Rache und Vergebung entscheiden muss.
Nach eigenem Bekunden auf dem Filmfest München, wo er dem Publikum eine Stunde lang Rede und Antwort stand, wollte Viggo Mortensen einen klassischen Western drehen. Der sollte alt aussehen und sich auch alt anhören. Mit ungewöhnlichen Männern, die die Eisenbahn bauen, toten Indianern, einem korrupten Sheriff und dem obligatorischen, skrupellosen Großgrundbesitzer, als Synonym für dieses toxische Patriarchat. Und mitten in dieser Männerwelt eine standhafte Frau, die ihren Prinzipien treu bleibt und lernt, mit den Umständen umzugehen. "Diese Frauenrolle ist ein wenig von meiner Mutter inspiriert." gestand Mortensen in München, und auf die Frage, wie er denn Vicky Krieps gefunden hat, antwortete er: "Vicky Krieps habe ich in P.T. Andersons DER SEIDENE FADEN für mich entdeckt. Sie spielt da eine Rolle mit wenig Text, aber enorm viel Ausstrahlung. Ihre Leinwandpräsenz hat mich an die der jungen Meryl Streep erinnert, und genau so habe ich mir meine Hauptdarstellerin vorgestellt." Am Anfang des Films zeigt er sie in einer Traumsequenz als Kind, das beschützt wird von einem weißen Ritter mit riesigem Schwert. Die Frage lag nahe und ja, es ist das Schwert aus seiner Rolle in HERR DER RINGE.
Viggo Mortensen legt Wert auf die Feststellung, dass sein Film weder politisch noch ideologisch ist, er wollte einen klassischen Western inszenieren, mit einer gewöhnlichen Frau in der Hauptrolle. Keine ungewöhnliche Frau, wie sie Claudia Cardinale, Barbara Stanwyck oder Marlene Dietrich als Prostituierte oder reiche Grundbesitzerin gespielt haben, sondern eine gewöhnliche Frau, eine Mutter, die Wind und Wetter aber auch dem Patriarchat trotzt und ihre Frau steht. Solche Frauen bewundert Viggo Mortensen und ihnen wollte er mit seinem Film ein Denkmal setzen.