Late Night With The Devil
Australien, Vereinigte Arabische Emirate 2023, Laufzeit: 86 Min., FSK 16
Regie: Colin Cairnes, Cameron Cairnes
Darsteller: David Dastmalchian, Laura Gordon, Ian Bliss
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Eine Late Night Show 1977. Für sein Halloween-Special hat Talkmaster Jack Delroy ganz besondere Gäste eingeladen: einen bekannten Hellseher, eine Parapsychologin und ihre angeblich von einem Dämon besessene Patientin und einen Zauberkünstler, der sich zum Ziel gesetzt hat, diesen ganzen Hokus Pokus als solchen zu entlarven. Doch plötzlich geschehen wirklich unerklärliche Dinge und die ganze Show gerät furchtbar außer Kontrolle...
Inszeniert als wieder aufgetauchter Mitschnitt eines echten alten Medienevents glänzt der Film vor allem auf formaler Ebene, während die Story überschaubar bleibt. Ergänzt um quasi Bonus-Material, in dem wir ein bisschen über Jacks Vorgeschichte erfahren, und sehen, was während der Werbeunterbrechungen passierte, erleben wir die Show unkommentiert in Echtzeit, wobei das sehr gelungene Design uns gekonnt in die späten Siebziger beamt. Diverse Anleihen in der Filmgeschichte, vom Exorzisten bis zu Herschell Gordon Lewis (THE WIZARD OF GORE) bereiten dem kundigen Genrefreund eine ironische, sehr kurzweilige Unterhaltung, während unbedarfte Horrorfans von heute keinen 08/15-Shocker erwarten sollten. Insgesamt hält der Gruselfaktor sich lange zurück zugunsten einer Auseinandersetzung mit dem Showbiz (auch hier mehr Retrospaß als Tiefgang), bis es dann im letzten Drittel doch noch splattermäßig zur Sache geht. // Daniel Bäldle
Auch wenn der Plot des Films wahrscheinlich auf einen Bierdeckel passt, sind mit den Brüdern Colin und Cameron Cairnes offenbar sehr kundige Nerds zugange, die sich mit der Zeit und der Late-Night-TV-Kultur beschäftigt haben und das nicht nur auf der formalen Ebene. Die Figur des Kritikers Carmichael, der das Übersinnliche leugnet, ist stark an den Zauberkünstler James Randi angelehnt, der es sich bis zu seinem Tod im Jahr 2020 zur Aufgabe gemacht hatte, Geschäftemacher des Übersinnlichen wie Uri Geller und viele andere im TV zu entlarven. Dabei muss man verstehen, dass besonders in den 70er-Jahren viele Leute nur allzu gerne ihre Portemonnaies für angebliche Wahrsager, Gurus und andere "Wissende" geöffnet haben. Zudem wurde immer wieder über angebliche satanische Zirkel und Verschwörungen in den Medien berichtet. Das war schon immer eine sichere Bank für Aufmerksamkeit und sensationsheischende Berichterstattung, die auch heute noch gut funktioniert. LATE NIGHT WITH THE DEVIL bedient sich augenzwinkernd all dieser Versatzstücke und entwickelt dabei eine Verrücktheit, die sich nicht nur an Genrefans, sondern auch an ein Kinopublikum mit Spaß am Außergewöhnlichen richtet. //Eric Horst
(Daniel Bäldle, Eric Horst)