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Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen

Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen
Deutschland 2009, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Margarethe von Trotta
Darsteller: Barbara Sukowa, Heino Ferch, Hannah Herzsprung, Alexander Held, Paula Kalenberg, Sunnyi Melles, Annemarie Düringer, Devid Striesow

Meine Meinung zu diesem Film

interessantes Kammerspiel mit Schwächen
diehim (53), 17.12.2009

Allein die Geschichte dieser bemerkenswerten Frau aus dieser Zeit lohnt, sich den Film anzusehen. Allerdings muss jedem klar sein, dass er seine Sehgewohnheiten ablegen und sich auf den etwas hölzernen Stil der Regisseurin einlassen muss. Barbara Sukowa gefällt in der Rolle der Hildegard. Leider passt Hannah Herzsprungs Spiel nicht wirklich gut dazu. Ihre Jugendlichkeit wirkt merkwürdig aufgesetzt, obwohl die Figur der Richardis diese eigentlich verlangt. Was ich vermisst habe, sind die filmische Einfälle und Einstellungen. Mag sein, dass das Budget nicht viel mehr an Kulissen hergeben hat, aber die Einfachheit in dieser Zeit sollte nicht zu leidlichen Low-Budget-Einstellungen auf der Leinwand führen.

IRGENDWAS FEHLT
Der Doc (14), 18.10.2009

Es war eine großartige Idee, über eine bedeutende und mystische Gestalt des Mittelalters einen Film zu machen, nachdem Luther, Columbus und der Glöckner von Notre Dame schon vergeben waren. Noch reizvoller wurde die Idee dadurch, dass es hier um eine Frau im Mittelalter geht, sogar um eine Frau, die widerborstig, punktuell sogar rebellisch war, Mut vor den Thronen zeigte. Dass diese außergewöhnliche Frau dann auch noch mit der Natur und den Pflanzen lebte und trance-ähnliche Visionen erfuhr, macht die Geschichte für den Zeitgeist noch interessanter.

In Zeiten, in denen die Menschen an UFO´s, und Wiedergeburten glauben, wo selbst die Geschichte einer angeblich von Aliens geschwängerten Amerikanerin noch ihren Markt findet, in solchen Zeichen findet auch die Geschichte einer Nonne Gehör, die das Gotteszeichen aus den Wolken herabbrennen sieht und ihre Inspirationen direkt von Gott erhält.

Ganz nebenbei: da merkt man, wie die Zeit sich verändert hat. Vor 20-30 Jahren wäre der Film schon wegen der einen Szene belächelt worden und durchgefallen, wo das pennälerhaft gemalte Gottesauge aus den Wolken herabschaut. Heute will man so was aber irgendwie sehen.

Soweit so gut. Aber trotz des in die Zeit passenden Themas wird dann doch kein packender, bewegender Film draus. An den Schauspielern liegt es allerdings nicht. Insbesondere die Sukowa spielt eindrücklich und überzeugend, auch die Nonnen und Mönche um sie herum. Auch am Kameramann liegt es nicht, seine Bilder sind schön und die Stimmung der engen klösterlichen Welt wird gut getroffen. Ebenso ist der Plot gar nicht schlecht, solange er versucht, die Gesellschaft der damaligen Zeit einzufangen. Auch damals gab es offenbar die Hierarchien von Oben und unten , die Macht des Geldes, die kleinen Gemeinheiten der Mächtigen, die Seilschaften, die Schwächen des menschlichen Geistes und des Fleisches. Nichts neues also unter dem Himmel von damals bis Dallas, das kommt schon gut rüber. Alle diese Themen im Kolorit des Mittelalters vorzuführen, das Mittelalter so modern und nachvollziehbar zu zeigen, ist sicher eine Stärke des Films.

Aber leider macht auch das noch keinen mitreißenden Film. Es mangelt an der Regie, an einer zündenden Idee. Die Handlung wird zerlegt in kleine Spannungsbögen, sanft angedeutet und gleich wieder fallen gelassen. So geht es mit der Andeutung masochistischer Selbstzerstörung der Nonnen, mit den Drohungen gegen Hildegard, wegen ihrer Visionen auf dem Scheiterhaufen zu landen, mit dem Konfikt um die Ländereien des Klosters, mit der zerstörerischen Kraft der Sexualität im Kloster, mit der Rebellion gegen den Klosterbau und mit vielen anderen Thema.

Nichts kommt richtig so hoch, dass es den Zuschauer berühren kann. Die Handlung wird immer wieder zerhackt; kaum ist der Konflikt angedeutet, wird er auch schon im Dunst der Zeit verschwunden. Das Drama kann sich nicht nie richtig entfalten, irgendein deus ex machina löst das Problem und wenn es nur der ferne Bischof in Mainz ist. Mehrmals kommt ?fast klischeehaft- die Lösung aller Konflikte in Gestalt des reitenden Boten, das stört die eigene Entwicklung der Charaktere und der Handlung. So entsteht leider nur ein handkoloriertes nettes Bilderbuch. Aber wenn schon ein Artikel über Hildegard von Bingen in Form eines verfilmten Wickipedia Artikels gemacht wurde, warum werden dann ihre großen Leistungen in der Medizin nur angedeutet? Darüber erführe man gerne etwas mehr.

Trotz der vielen Tode der Hildegard im Film hat am Ende keiner das Taschentuch gebraucht, Hildegard reitet weiter in den Sonnenuntergang wie John Wayne und Lucky Luke.

?Irgend etwas fehlt?, meinte eine ältere Frau zu ihrem Mann, als sie aus dem Kinosaal gingen. So ist es, das traf den Nagel auf den Kopf. Aber WAS fehlt? Lange habe ich nachgedacht. Diesem Thema würde ich wünschen, dass das vielgescholtene Hollywood über das Thema ?Hildegard? noch mal drüber gehet, von mir aus auch mit Sex und Crime. Leider ist unser deutsches Kino da nicht konkurrenzfähig, Margarethe von Trotta hat nur einen braven Fernsehfilm geschaffen, den man gut als Fortsetzungsserie in der Vorweihnachtszeit zeigen könnte. Ein bisschen Geschichtsunterricht, gemischt mit Mystik und schönen Bildern. Ein Episodenfilm.

Wahrscheinlich ist Trottas Film sogar sehr detailgenau, heutige Nonnen des Hildegard-Klosters sollen sie ja beraten haben. Aber mit Detailgenauigkeit kann man den Blick auf das Wesentliche bekanntlich bestens verstellen. Das ist wie mit der Übersetzung von Chansons. Die wörtliche Übersetzung ist keineswegs die beste, oftmals werden die Themen und Wortspiele von früher gar nicht mehr verstanden, oder höchstens von gebildeten Oberlehrern. Die große Kunst beim Übersetzen, auch beim Übersetzen großer Persönlichkeiten der Vergangenheit in die Gegenwart, ist die freie Übersetzung, die Übersetzung in der sich der heutige Mensch wiederfindet.

Was also fehlt dem Film? Das große Gefühl. Ein großer Gedanke, eine Handlung, die auf ein Ziel führt. Ein show-down. All das, was großes Kino auszeichnet.

Kein rundes Bild
Biggi (153), 12.10.2009

Der Film lässt sich ganz gut anschauen. Barbara Sukowa ist auch für starke Frauenfiguren hervorragend geeignet. Hannah Herzsprung eine Augenweide. Mit der Recherche hatte ich auch so meine Probleme. Die Performance der Nonnen mit langen wehenden Haaren, scheint mir an den Haaren herbeigezogen! Der Kurzauftritt von Irmchen (?), vor der das Stück aufgeführt wurde, war sehr gelungen.
Ansonsten hat sich die mir bekannte Hildegard als Kräuterfrau kaum gezeigt, schade. Die Visionen blieben schemenhaft. Schön fand ich die Musik und Gesangseinlagen, sehr anrührend.
Insgesamt hätte der Film moderner erscheinen können, kämpferischer oder/und kritischer aus der heutigen Zeit.

Ordentlich
Cinemoenti (173), 02.10.2009

In dieser Zeit von schneller, größer, mehr, digitaler, perfekter, sexier... gefällt mir dieser Film.
Er gefällt mir, er hält mich bei der Stange, er wirkt auf mich auf eigentümliche Weise intensiv, auch wenn die dramaturgischen Höhepunkte tatsächlich rar gesät sind. Er ist mir ein wohltuend filmisch altmodischer Blick tausend Jahre zurück.
Einzig frage ich mich, ob für den Film die Zeit der von Bingen ordentlich genut recherchiert wurde, was z.b. den Sprachgebrauch der Menschen angeht.

Sehenswert.

Klosterleben
woelffchen (597), 01.10.2009

Als Film für den Geschichtsunterricht eignet er sich ganz gut. Die wenigen dramatischen Situationen im Leben der H.v.B. sind allerdings im Trailer weitgehend untergebracht, so daß eine dahinplätschernde Unterhaltung gelegentlich gegen die aufkommende Langeweile anzukämpfen hat. Der spirituelle Aspekt, Prophetin Gottes zu sein - der sicher für Spannung und Aufregung gesorgt hätte - kommt leider zu kurz.

Äh,
Colonia (683), 25.09.2009

die gute Hildegard, zumindest in dieser Verfilmung, hat ihre Heilkräuter wohl versehentlich geraucht, oder?

Ach ja: Langweilig und unfassbar behäbig ist "Vision" trotzdem.

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