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Valley of Love – Tal der Liebe

Valley of Love – Tal der Liebe
Frankreich, Belgien 2015, Laufzeit: 91 Min., FSK 0
Regie: Guillaume Nicloux
Darsteller: Isabelle Huppert, Gérard Depardieu, Dan Warner
>> www.valleyoflove-film.de/home/

"Seltsam" ist der erste Gedanke, der einem nach Ansehen dieses Films durch den Kopf schwirrt. Mit den beiden französischen Kinoikonen Isabelle Huppert und Gérard Depardieu schuf Ausnahmeregisseur Guillaume Nicloux ("Die Nonne", 2013) ein durch seine Eigenartigkeit und Mysthik faszinierendes Drama über die Liebe und den Tod. Das Spiel der beiden Stars fokussierend, öffnet Nicloux eine weitere, wenn auch nur diskret angedeutete, metaphysische Dimension, die mitunter an das Werk "Birth" von Jonathan Glazer denken lässt.

Zum 12. November 2014 haben Isabelle (Isabelle Huppert) und Gérard (Gérard Depardieu) eine Verabredung im Death Valley in Kalifornien. Hier hin beordert wurden die schon seit vielen Jahren getrennten Eheleute von ihrem Sohn Michael. Das Absurde an dem Unterfangen ist, dass Michael Suizid beging und die Einladung zu diesem Treffen sie erst sechs Monate nach seinem Tod auf postalischem Wege erreichte. Als eine Art Nachlass entwarf ihr Sohn ein Programm für sie. Im Brief befinden sich sieben Orte, Daten und Uhrzeiten, die seine Eltern in der Woche ab dem 12. November im Tal des Todes besuchen sollen. An einem Tag, an einem dieser Orte, wird Michael laut eigener Aussage für eine kurze Zeit zurückkommen und den Beiden in physischer Form erscheinen. Derweil Gérard fest davon überzeugt ist, dass es sich um dieses für ihn und seine Exfrau arrangierte Treffen um eine letzte kleine Seelenmarter handelt, glaubt die spirituellere Isabelle an den Wahrheitsgehalt des Briefes. Sie überredet ihn, mit ihr dazubleiben und die verschiedenen Orte zu den angegebenen Uhr- und Tageszeiten aufzusuchen. Etwas widerspenstig lässt er sich Isabelles wegen auf das Spielchen seines toten Sohnes ein, doch in den darauffolgenden Tagen häufen sich merkwürdige, schwer erklärliche Ereignisse.

Ein stilistischer Wandel, der sich in aller Gemächlichkeit vollzieht. Anfangs fesselt nur das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller, die sich in flirrender Hitze in der kalifornischen Wüste wiederfinden, gezeichnet von dem schmerzenden Verlust des vernachlässigten Sohnes, der den eigenen Tod scheinbar mit Akribie geplant hatte. Neben dem Koloss Gérard Depardieu, dessen reine Präsenz bereits etwas Einschüchterndes innehat, wirkt Isabelle Hupperts Spiel sehr viel verletzlicher und fragiler. Gerade die physische Gegensätzlichkeit und die diversen schauspieltechnischen Ansatzpunkte des Gespanns machen das Geschehen auf der Leinwand so reizvoll. Besonders einprägsam und unter die Haut gehend, ist die zutiefst intime Szene, in der sich die Beiden ihre jeweiligen Abschiedsbriefe des Sohnes vorlesen. Auch, dass die beiden Figuren die gleichen Vornamen wie die Stars tragen und ebenfalls im selben Metier tätig sind, lässt neben der Selbstironie auch eine gewisse Selbstreflektion durchschimmern. Nicht nur aus dem Grund, weil Gérard Depardieu 2008 selbst den Verlust seines Sohnes Guillaume zu verkraften hatte, mutet der Film wie ein sehr persönliches, künstlerisches Experiment an. Alternierend zwischen vorsichtigen Annäherungen des geschiedenen Paares, Beichten und Einsichten, sowie der Diskrepanz bezüglich des Zwecks ihres Aufenthalts in der dörrenden Wüste, wird der Film aber gerade von der Suspense getragen und gesteuert, die sich mit jeder verstreichenden Minute durch häufiger auftretende, mystische Komponenten verdichtet - wird der Tote tatsächlich auftauchen? Ein nachdrückliches Werk von traumwandlerischer Kraft, das sich nur schwer kategorisieren lässt.

(Nathanael Brohammer)

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