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Persischstunden

Persischstunden
Deutschland, Russland 2019, Laufzeit: 127 Min., FSK 12
Regie: Vadim Perelman
Darsteller: Nahuel Perez Biscayart, Lars Eidinger, Jonas Nay
>> www.alamodefilm.de/kino/detail/persischstunden.html

Der deutsche Film war in diesem Jahr auf der Berlinale besonders präsent. Und nachdem im letzten Monat mit UNDINE und BERLIN ALEXANDERPLATZ zwei Wettbewerbsbeiträge endlich gestartet sind, kann man im nächsten Monat nun auch PERSISCHSTUNDEN in unseren Kinos sehen. In dieser deutsch-russischen Koproduktion erzählt der in der Ukraine geborene und in Amerika lebende Regisseur Vadim Perelman eine außergewöhnliche Geschichte des Überlebens aus der Zeit des 2. Weltkrieges.

1942 wird der belgische Jude Gilles von der SS verhaftet und in ein Konzentrationslager nach Deutschland gebracht. Hier erwartet ihn die Ermordung, doch er entgeht der Exekution, in dem er immer wieder behauptet, nicht Jude, sondern Perser zu sein. Tatsächlich wird die Lagerküche von einem deutschen Offizier namens Koch geleitet, der nach dem Krieg seinem Bruder nach Teheran folgen will, um dort ein Restaurant zu eröffnen. Die Kriegszeit sieht er als Zeitverschwendung, die er nutzen will, um Farsi zu lernen, und genau das soll Gilles ihm in den kommenden Monaten beibringen.
Ein schwieriges Unterfangen, wenn man kein Wort Farsi spricht, doch Gilles entwickelt ein raffiniertes System, um eine Sprache Wort für Wort komplett zu erfinden. Dabei kämpft er stets gegen das Misstrauen der deutschen Offiziere an, die ihn gerne als Hochstapler überführen würden. Bald schon arbeitet er tagsüber in der Registratur, listet Neuzugänge mit Nummer, Geburtsdatum und Geburtsort fein säuberlich auf. Er merkt sich ihre Namen und wandelt sie in sein "Farsi" um. So ist jedes neu geschaffene Wort in seinem Kopf mit einem Gesicht verknüpft und er kann sie sich besser merken, denn ein einziger Fehler könnte sein Todesurteil sein.
Koch hat inzwischen 1500 Worte gelernt und beginnt sich Gilles zu öffnen. Er erzählt ihm von seinem Elternhaus und seiner Kindheit, schenkt ihm Lebensmittel und behauptet, dass er kein Mörder sei. "Aber einer, der dafür sorgt, dass die Mörder gut speisen." antwortet Gilles schnippig und leitet damit eine Umkehrung im Verhältnis der beiden Männer ein. Während Koch auch angesichts des Vorrückens der alliierten Truppen zunehmend unsicher wird, gewinnt Gilles an Selbstbewusstsein, was er seinen Peiniger immer öfter spüren lässt.
Perelman gelingt es nicht nur, ein schweres Thema mit großer Leichtigkeit zu inszenieren, ihm gelingt es auch, eine feine Balance zwischen einer respektvollen Darstellung der Vorgänge im KZ und einem Sinn für Ironie zu halten. Damit erinnert er an Roberto Benignis DAS LEBEN IST SCHÖN, wo ebenfalls Humor und Ironie den Schlüssel zum Überleben in irrsinnigen Zeiten lieferten. Lars Eidinger überragt als Nazi-Offizier in seinem Spiel zwischen Naivität und Gewalt, und es gelingt ihm, sein Gegenüber Nahuel Perez Biscayart, den wir noch aus 120 BPM kennen, mit seiner Spielfreude anzustecken, wie es ihm im letzten Jahr auch in 25 KMH mit Bjarne Mädel gelang.
Am Ende bekommt die Geschichte noch eine besondere Dimension, wenn klar wird, dass sie auf einer wahren Begebenheit beruht. Als die Amerikaner das Lager befreit haben, befragen sie Gilles, ob er ihnen etwas über die Identitäten der ermordeten Juden sagen könnte. Er habe ihre Namen alle akkurat in einem Register aufgeschrieben, es waren beinahe 30.000, antwortete Gilles und als er erfährt, dass die Nazis diese Unterlagen verbrannt haben, ist er in der Lage 2.840 von ihnen namentlich zu benennen.

(Kalle Somnitz)

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