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Monsieur Lazhar

Monsieur Lazhar
CDN 2011, Laufzeit: 94 Min., FSK 12
Regie: Philippe Falardeau
Darsteller: Fellag, Sophie Nélisse, Emilien Néron, Danielle Proulx, Brigitte Poupart, Evelyne de la Chenelière
>> www.monsieur-lazhar.de/

Die Kinder einer Grundschulklasse im kanadischen Montreal werden brutal aus ihrem unbeschwerten Schulalltag gerissen. Ihre Lehrerin hat sich das Leben genommen und nun müssen sie versuchen, das Erlebte zu verarbeiten. In diese fragile Situation tritt plötzlich ein Fremder: der neue, aus Algerien stammende Lehrer Bazhir Lazhar. Philippe Falardeau gelingt es, mit seiner Adaption des Theaterstücks von Eveline de la Chenelière ein sensibles und eindrückliches Bild der Vielseitigkeit von Trauer und der dadurch entstehenden Konflikte zu zeichnen. Das Drama war für den Oscar 2012 in der Kategorie „bester fremdsprachiger Film“ nominiert.

Eine von ihren Schülern geliebte Lehrerin erhängt sich im Klassenzimmer. Nicht nur die Kinder stehen unter Schock. Auch die Schulleitung hat Schwierigkeiten, auf den Vorfall zu reagieren. Der Raum wird neu gestrichen, eine Psychologin bestellt, ansonsten soll alles so schnell wie möglich wieder seinen normalen Gang gehen. Durch Zeitungsberichte wird der erst kürzlich aus Algerien geflohene Bazhir Lazhar (Fellag) auf den Vorfall aufmerksam und bewirbt sich als Ersatzlehrer. Er kann sofort anfangen.

Bedroht von einer möglichen Ausweisung und selbst einen schweren Verlust erleidend, stellt sich Lazhar seiner neuen Aufgabe. Seine Methoden wirken auf die Schüler zunächst antiquiert und fremdartig. Statt der vertrauten Gruppenarbeiten und Sitzen im Halbkreis bietet der neue Lehrer Diktate aus Werken von Balzac und eine Tischordnung in Reih und Glied. Der strenge und distanzierte Lazhar scheint der Letzte zu sein, der den traumatisierten Kindern helfen kann. Doch nach und nach wird gerade er den Kindern zu einer wichtigen Stütze.

Für Simon (Émilien Néron) und Alice (Sophie Nélisse) ist es besonders schwer, das Erlebte zu verarbeiten. Sie haben die Tote gefunden. Während Alice versucht, ihre Trauer offen zur Sprache zu bringen, verschließt sich Simon und reagiert zunehmend aggressiv. Im engen Verband der Klasse prallen die unterschiedlichsten Arten des Umgangs mit einem Verlust aufeinander. Eine Dynamik, in deren Sog auch Lazhar seine eigene Trauerarbeit überdenken muss.

„Monsieur Lazhar“ überzeugt mit einer sehr leisen und entschleunigten Erzählweise, die dem Zuschauer genug Raum lässt, sich in die fein herausgearbeiteten Figuren und Konstellationen hinein zu fühlen. Der Film lebt von der großen darstellerischen Leistung des algerischen Schriftstellers, Regisseurs und Schauspielers Fellag. Er braucht weder viele Worte noch große Gesten, um tiefe Gefühle zu transportieren. Selbst aus Algerien geflohen und im Exil lebend, weist die Rolle des Bazhir Lazhar Parallelen zu ihm persönlich auf. Dass er sich enorm gut in seine Figur einfühlen kann, wird im Film deutlich sichtbar. Doch auch die Kinderschauspieler wirken sehr überzeugend. Allen voran Émilien Néron, dem es gelingt, Simons inneren Konflikt aus Trauer und Schuldgefühlen eindrücklich auf die Leinwand zu bringen.

Regisseur Philippe Falardeau, der auch das Drehbuch geschrieben hat, liefert ein überzeugendes Drama über Trauer und Verlust und den gemeinsamen Umgang mit diesen schwierigen Gefühlen. Dieses Thema gerade anhand von Kindern zu bearbeiten, verleiht der Geschichte eine besonders zerbrechliche Note. Trotzdem verliert der Film nie seine hoffnungsvolle und optimistische Grundperspektive. Behandelt wird vielmehr die Heilung von Wunden und nicht deren Schmerz.

(Sandra Grutza)

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