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Miroirs No. 3

Miroirs No. 3
Deutschland 2025, Laufzeit: 86 Min., FSK 12
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Paula Beer, Barbara Auer, Matthias Brandt

Zum ersten Mal in seiner schon langen Karriere wurde Christian Petzold in diesem Jahr nach Cannes eingeladen und war dementsprechend nervös. Grundlos, wie sich herausstellte. Denn nach der Premiere seines neuen Films MIROIRS No. 3 gab es den verdienten lang anhaltenden Applaus des Publikums und hervorragende Kritiken.

Während eines Ausflugs aufs Land überlebt die Berliner Studentin Laura einen schweren Autounfall ohne größere Verletzungen, während ihr Freund zu Tode kommt. Betty, eine Frau aus der Gegend, hat den Unfall beobachtet und bietet ihr an, zunächst in ihrem nahe gelegenen Haus unterzukommen, um den ersten Schock zu überwinden. Liebevoll kümmert sie sich gemeinsam mit ihrem Mann und Sohn um sie, doch die vermeintliche Idylle täuscht. Nicht nur Laura muss sich ihrer Vergangenheit und den eigenen inneren Verletzungen und Verlusten stellen.
„Während des Drehs hatte ich immer ein Bild vor Augen: ein gekentertes Schiff auf dem Ozean, ein paar Schiffsteile schwimmen noch auf dem Wasser und die Überlebenden versuchen daraus ein Floß zu bauen", so erklärte der bei Düsseldorf Aufgewachsene vielfach ausgezeichnete Petzold treffend seinen Filmtitel. Es handelt sich um eine Anspielung auf Maurice Ravels gleichnamiges 1905 komponiertes Musikstück „ Une barque sur l'océan (Eine Barke auf dem Ozean), 3. Teil des Klavier-Zyklusses Miroirs (Spiegelbilder), eines der Schlüsselwerke des französischen Impressionismus.
Die Überlebenden sind in diesem Fall Laura und die sie aufnehmende Familie, die vor allem von Betty repräsentiert wird. Während Laura weg aus ihrem alten Leben will, will Betty ihr altes Leben zurück. Dieser Wunsch zieht beide zueinander hin, ohne dass die eine zunächst weiß, welchen Verlust die andere erlitten hat. „Jeder trauert anders", so Petzolds Fazit. Meisterhaft gelingt es ihm, den Prozess dieses Trauerns und der Heilung nachvollziehbar zu machen, indem er Stimmungen fühlbar macht, ein Element, das ihm wichtiger ist als der Plot an sich.
Bei der Umsetzung seiner Filme setzt der Regisseur auf die Arbeit mit dem ganzen Ensemble und ermöglicht ihm, eigene Ideen und Anregungen einfließen zu lassen. So auch hier beim Ende, das Petzold anders geplant hatte, auf Wunsch des Ensembles aber noch einmal anpasste. „Als ich mit dem Dreh begann, war der Ukraine-Krieg im dritten Jahr und der Wahlsieg von Trump zeichnete sich ab. Das empfand ich als so deprimierend, dass mir nach Harmonie war. Doch meine Crew überzeugte mich, das Ende offener zu gestalten", so Petzold.
Wie immer präzise und elegant mit einem hervorragenden Ensemble (Paula Beer, Barbara Auer, Matthias Brand, Enno Trebs) inszeniert, überzeugt Petzold mit seinem stillen Melodram, das die verborgenen Wunden seiner Protagonisten aufreißt und uns tief in ihre Psyche blicken lässt. Wie immer bedient er sich dabei eines überaus ökonomischen, minimalistischen Erzählstils, der sich auf das Wesentliche konzentriert. Zuweilen flicht er Mystery-Elemente ein, die jedoch nie dominieren und auch nicht die fein gesponnene Psychostudie unnötig überlagern. Die in warmen Farben gehaltenen Spätsommer-Bilder von Kameramann Hans Fromm sorgen darüber hinaus für eine stimmige Atmosphäre zwischen Traum und Wirklichkeit.

(Anne Wotschke)

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