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Land of Plenty

Land of Plenty
USA 2004, Laufzeit: 123 Min., FSK 12
Regie: Wim Wenders
Darsteller: John Diehl, Michelle Williams, Richard Edson

In seinem neuen Film führt Wim Wenders seine 20-jährige Hauptdarstellerin Lana auf der Suche nach ihrem letzten lebenden Verwandten, Onkel Paul, von Israel nach Los Angeles. Doch es ist nicht das Land des Überflusses, was sie erwartet, sondern vielmehr die Hauptstadt der Armen und Obdachlosen, die zum Schauplatz des Geschehens um die Angst und Paranoia der Menschen wird. Lana, die in Amerika geboren wurde und zuletzt in Palästina lebte, kommt in einem Obdachlosen-Asyl unter, wo sie mithelfen kann, für die Armen eine warme Mahlzeit zu servieren. Doch viel mehr als den besagten Tropfen auf den heißen Stein ist diese Arbeit nicht. Noch nie haben wir L.A. von dieser Seite gesehen. Tausende von Obdachlosen bevölkern die Bürgersteige, campieren im Freien und betteln um die Brotkrumen der Gesellschaft, während wenige Meter weiter die Bewohner der Millionärsvillen in ihrem Überfluss von alledem nichts wissen wollen. Als eines nachts in diesem Ghetto ein arabisch aussehender Obdachloser ermordet wird, trifft Lana erstmals auf ihren Onkel Paul. Der Vietnam-Veteran, der seinerzeit zu lange dem Kampsfstoff ‘agent orange' ausgesetzt war, hat nicht nur körperliche Blessuren davongetragen, sondern leidet auch schwer an seiner Seele, deren Wunden nach dem 11.9. wieder aufgebrochen sind. Er lebt in seinem klapprigen Van, den er zu einem Überwachungsmobil umgebaut hat, und ist Tag und Nacht im Einsatz. Er sieht sich als Vaterlandsbeschützer und ist beständig auf Terroristenjagd, observiert, fotografiert und archiviert alle möglichen Details, von denen er immer nur das Schlimmste annimmt. Der Mord an dem jungen Araber läßt die idealistische Lana nun auf ihren paranoiden Onkel treffen. Gemeinsam suchen sie nach Familienangehörigen des Toten, Lana um eine ehrenwerte Bestattung zu ermöglichen, Paul in der Hoffnung, ein Nest von Schläfern und Terroristen ausheben zu können. Während Pauls Ermittlungen allesamt ins Leere führen, erkennt Lana allmählich seine tief verwurzelte Krankheit. Da erzählt sie ihm ihr Trauma vom 9.11., als die Palästinenser auf die Strasse rannten und jubilierten und ihr klar wurde, dass diese Menschenmenge keine Terroristen waren, sondern ganz normale Leute, die sie hassen, die Amerika hassen. Dieser Hass ist für Wenders das Grundübel alles Bösen und er findet ihn überall wieder, in der Religion, in der Politik, in den Medien, und wenn er am Ende seine beiden Protagonisten quer durch Amerika an den ‘ground zero' führt, ist Paul enttäuscht nur noch eine Baustelle vorzufinden, während Lana versucht die Stimmen der Tausenden von Toten zu hören, die ihrer Meinung nach nicht wollen können, dass das Morden weitergeht. So gelingt es Wim Wenders, sich dem Thema des 9.11. emotional zu nähern. Nicht zynisch oder propagandistisch - wie etwa bei Michael Moore - ist sein Amerikabild, sondern menschlich versucht er seinen Protagonisten näher zu kommen. Er versucht ihrer Seele auf den Grund zu gehen und sie als Opfer der Hass treibenden Systeme darzustellen, ganz in der Hoffnung, dass wenn sie dies erkennen mögen, wieder eine Chance auf ein friedliches und freundliches Miteinander besteht.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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