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Just a Kiss
Großbritannien/ Italien/ Deutschland/ Spanien 2004, Laufzeit: 104 Min., FSK 6
Regie: Ken Loach
Darsteller: Atta Yaqub, Eva Birthistle, Ahmad Riaz, Shabana Bhaksh, Shamshad Akhatar, Ghizala Avan, DJ Shy, Gerard Kelly, John Yule, Gary Lewis, David McKay, Raymond, Mearns, Pasha Bocarie

Ken Loach, der 'big old daddy' des britischen Kinos, ist bekannt für seine warmherzige und menschliche Art, Geschichten aus dem Alltagsleben zu erzählen. Auch sein neuestes Werk "Just a Kiss" macht da keine Ausnahme. Im Zentrum des Geschehens steht die Liebesgeschichte zwischen einer irischen Lehrerin und einem pakistanischen Einwanderer der zweiten Generation, die am Konflikt zwischen Tradition und Moderne zu zerbrechen droht. Der junge pakistanische Migrantensohn Casim, ein beliebter DJ in den angesagtesten Clubs Glasgows, verliebt sich Hals über Kopf in Roisin, die irische Musiklehrerin seiner Schwester. Doch Casims Eltern haben ihn schon der Cousine versprochen. In neun Wochen soll die Hochzeit stattfinden. Im Garten der Familie werden gerade die Blumenbeete planiert, um dem jungen Paar einen Anbau mit Schlaf- und Kinderzimmer herzurichten. Die daraus erwachsenden Konflikte bleiben nicht aus. Casim muss sich entscheiden zwischen seiner neuen Liebe auf der einen und Familie und Tradition auf der anderen Seite. Im Wettbewerb der Berlinale bot sich in diesem Jahr ein interessanter Vergleich an zwischen "Just a Kiss" und Fatih Akins "Gegen die Wand", der einen ähnlichen Grundkonflikt thematisierte. Zwar konnte Akins ungleich wildere und radikalere Version schließlich den Goldenen Bären erringen, viele Kritiker hielten Ken Loachs Version vom Clash der Kulturen aber durchaus für ebenbürtig. Politisch ohne zynisch zu sein und mit viel Verständnis für seine Figuren, zeigt Loach den Zwiespalt auf, der durch den Konflikt zwischen der Liebe zur Familie und zum kulturellen Erbe einerseits und dem Verlangen andererseits entsteht, die eigene Zukunft selbständig gestalten zu können. Dabei treten nicht nur die tragischen, sondern durchaus auch die komischen Aspekte einer Beziehung zwischen den Kulturen und Religionen zutage, etwa wenn Roisin sich ständig bei einer gemeinsamen Autofahrt ducken muss, wenn ein Familienmitglied oder ein Bekannter der Familie sie sehen könnte. Loachs Kritik richtet sich dabei nicht nur gegen die pakistanische Gemeinde und ihre starren Regeln. Er schont auch nicht das christliche Establishment. Als Roisin, die an einer katholischen Schule arbeitet, eine Vollzeitstelle angeboten bekommt, geschieht dies nur unter der Bedingung, dass sie ihre "wilde Ehe" mit ihrem moslimischen Geliebten beendet. Als sie sich weigert, muss sie die Schule verlassen. Die Botschaft, die Loach dem Zuschauer am Ende des Films übermittelt, ist indes eindeutig: die junge Generation muss sich aus den Fesseln der Tradition lösen, damit ein Fortschritt möglich ist - auch wenn mitunter schmerzliche Verluste damit verbunden sind. Bei aller Tragik ist ihm letztendlich ein Mut machender Film voller Wärme Einfühlungsvermögen gelungen. Das sahen auch die Jurys der Gilde deutscher Filmkunstkinos und der ökonomischen Filmkritik so, die "Just A Kiss" auf der Berlinale mit ihren Preisen ehrten.

(Anne Wotschke, playtime by biograph)

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