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Familienfest

Familienfest
Deutschland 2015, Laufzeit: 94 Min., FSK 6
Regie: Lars Kraume
Darsteller: Günther Maria Halmer, Hannelore Elsner, Lars Eidinger, Michaela May, Jördis Triebel, Marc Hosemann
>> www.familienfest-derfilm.de/

2015 ist ein lukratives Jahr für Regisseur Lars Kraume. Gerade läuft auch sein superber Politthriller "Der Staat gegen Fritz Bauer" in den deutschen Kinos. Das  Drama "Familienfest" ist ein weiterer gelungener Film, in dem er innerhalb kurzer Laufzeit eine illustre Sippschaft genauer unter die Lupe nimmt und schonungslos zergliedert. Am Geburtstag des patriarchalischen Familienoberhaupts kommt Verborgenes ans Licht, bisher Unausgesprochenes wird ausgesprochen und alte Wunden werden wieder aufgerissen. Zuerst lockerflockig, mündet die Feier in einem tränenreichen Desaster.

Für die Westhoffs steht ein Fest an. Der Patriarch Hannes (Günther Maria Halmer) wird siebzig Jahre alt und seine zweite Ehefrau Anne (Michaela May) hat eine große Party für den einstmals erfolgreichen Pianisten organisiert. Alle drei Söhne wurden samt Begleitung ihrer Lebenspartner/innen eingeladen und sogar die Exfrau Renate (Hannelore Elsner) wird erwartet. Von Anne abgesehen scheint sich jedoch keiner so wirklich auf die Feier zu freuen oder taucht zumindest mit Hintergedanken auf. Sohn Gregor (Marc Hosemann) steckt einmal wieder in Geldnöten, Sohn Frederik (Barnaby Metschurat) bereitet sich und seinen festen Freund mental auf homophobe Seitenhiebe des Vaters vor, und Sohn Max (Lars Eidinger) ist gesundheitlich etwas angeschlagen. Letzterer taucht unerwartet in Begleitung der Krankenschwester Jenny (Jördis Triebel) auf, die er spontan im Krankenhaus aufgelesen hat, nachdem er auf dem Weg zum Elternhaus einen kleinen Autounfall hatte. Unnahbar und zynisch wie immer verdirbt der unliebsame Vater Hannes schon bald die Atmosphäre seines eigenen Geburtstages. Selbst seine Frau Anne, die sich stets darum bemüht, Alles beieinander zu halten und die Stimmung zu stabilisieren, kann nicht verhindern, dass die Exfrau sich systematisch besäuft und der Rest sich einander an die Gurgel geht. Erst als Sohn Max nach dem unausweichlichen Eklat von den Socken kippt, schaffen es die unterschiedlichen Familienmitglieder, sich widerwillig zusammenzuschweißen und einander zu vergeben.

Große Festivitäten sind seit jeher ein beliebter Ansatz für Geschichtenerzähler, um die Fassaden idyllischer Familien bröckeln zu lassen. In diesem Fall hier ist das Familiengefüge bereits zerworfen. Die Söhne haben sich in alle Winde zerstreut und reisen nur widerwillig an, um ihrem unnahbaren Erzeuger Respekt zu zollen. Dieser ist gut situiert, führt eine neue Ehe und die Schuldzuweisungen, die er erfährt, prallen scheinbar wirkungslos an ihm ab. Emotionale Ausbrüche wie Wut, Trauer und andere Gefühlsduseleien lassen den Misanthropen kalt oder scheinen sie in seiner der eigenen Familie entgegengebrachten Abneigung gar zu bestärken. Attacken auf seine Person kontert er schlagfertig und ohne Wimpernzucken. Tief und irreparabel scheinen die Verletzungen, die er zu Zeiten der Erziehung an seinen Söhnen hinterlassen hat. Günther Maria Halmer gibt einen bravourösen Egomanen ab, dem seine Mitmenschen nichts weiter scheinen, als austauschbare Puppen, die im Weg lieben und über die man hin und wieder einmal stolpert. Auch wenn Hannelore Elsner als alkoholisierte Exfrau anfangs für Amüsement sorgt, besonders als sie ihre aufopfernde Nachfolgerin in giftiger Gelassenheit und sichtlich vergnügt piesackt, so ist Lars Kraumes "Familienfest" ein eher ernster Film, der sich mit Traumata und Narben befasst, die Eltern fähig sind bei ihren eigenen Kindern zu hinterlassen. In schleichenden Kamerafahrten werden die  intimen Stimmungen auf gelungene Weise eingefangen. 

(Nathanael Brohammer)

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