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Ein Mann namens Ove

Ein Mann namens Ove
Schweden 2016, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Hannes Holm
Darsteller: Rolf Låssgard, Bahar Pars, Filip Berg
>> www.einmannnamensove-film.de

Mit "Ein Mann namens Ove" legt der schwedische Regisseur Hannes Holm ("Familienchaos") eine toll gespielte und inszenierte Tragikomödie vor. Basierend auf dem gleichnamigen Roman seines Landsmanns Fredrik Backman nimmt Holm einen Rentner in den Blick, der die tiefe Trauer um seine Frau in bärbeißigen Kommentaren und großer Streitlust auslebt. Eigentlich will er sich nur ganz in Ruhe das Leben nehmen - aber wo findet man noch Ruhe und Ordnung in dieser Welt?

Es ist Zeit zu gehen. Diesen Beschluss fasst Ove, als er mit einer armseligen Prämie entlassen wird. Einmal dreht der unverbesserliche Pedant noch seine obligatorische Patrouille durch die Nachbarschaft der friedvollen Siedlung, die er bewohnt. Einmal noch bellt er die freche Zicke mit dem kleinen Chihuahua an, der alltäglich sein Exkrement-Präsent am ordentlich gepflegten Wegesrand zurücklässt. Einmal noch rüttelt er am Pfosten des Siedlungstors und verjagt Störenfriede. Einmal noch legt er Blumen auf die Ruhestätte seiner Frau. Dann bereitet er sich vor, knüpft den Strick, rückt den Stuhl im Wohnzimmer zurecht und ... plötzlich dringt Lärm von draußen zu ihm. Da eine seiner zahlreichen Marotten ein krankhafter Ordnungszwang ist, sieht er sich genötigt, ein letztes Mal widerwillig nach dem Rechten zu sehen, bevor er Abschied von der Welt nimmt. Am Nachbarshaus parkt der Umzugswagen einer illustren Chaosfamilie, die sich selbst von Oves wildem Geschimpfe nicht ins Bockshorn jagen lässt. Auch anschließend muss der Eigenbrötler feststellen, dass ein Suizid gar nicht so einfach ist, wenn grinsende Kinder an die Fensterscheibe klopfen und derlei Vorhaben vehement unterbrechen. Als schier hoffnungslos gestaltet sich der selbst herbeigeführte Abgang und die neue Nachbarin, die schwangere Parvaneh (Bahar Pars) bedient sich rigoros und mit schier skrupellos freundlichem Dauergrinsen an Oves Helfersyndrom. So wird das trostlose Leben des alten, unfreundlichen Unsympathen mit eigentlich weichem Kern ein letztes Mal ganz schön aus den Fugen gebracht.

Ein chronisch miesgelaunter Antiheld versüßte mit Sarkasmus schon so manchen Film. Jack Nicholson in "About Schmidt" dürfte ein solches Beispiel sein, oder Bill Murray als sich langsam läuternder "St. Vincent", der erst voriges Jahr im Kino für bissiges Amüsement sorgte. Nahtlos einreihen dürfte sich auch der schwedische Regenmacher Ove, dessen Vita hier in Rückblenden aufgefächert wird und neben dem ersten und urkomischen Handlungsstrang, in dem er als verbitterter Nachbarspolizist seinen Mitmenschen den Alltag erschwert, die farblich gesättigteren Parts des Filmes bilden. Beginnend bei der Kindheit, wird die Geschichte eines schwer zugänglichen Charakters geschildert, der jedoch ein großes Herz besitzt und schließlich von der richtigen Frau erweicht wird. Was womöglich einen Reigen vermuten lässt, ist jedoch mit erfrischender Behändigkeit inszeniert und bildet das bewegende Äquivalent der sukzessiven Rückbesinnung zum alltäglichen Leben, das für Ove nach seinem schmerzhaften Verlust an Wärme verlor. Rolf Lassgard portraitiert den zeternden Alten mit viel Herzblut und hat zahlreiche Lacher auf seiner Seite. Wobei auch die ein oder andere Träne zum Schluss hin auf sein Konto gerechnet werden darf. Mit trockenem Humor, charmanten Darstellern und Facettenreichtum weckt dieses schwedische Kleinod nicht nur Oves Lebensgeister neu auf.

(Nathanael Brohammer)

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