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Ein Atem

Ein Atem
Deutschland, Griechenland 2015, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Christian Zübert
Darsteller: Jördis Triebel, Chara Mata Giannatou, Benjamin Sadler
>> www.wildbunch-germany.de/movie/ein-atem

Zwei Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, ein verlorenes Kind und der eine Atem, der beide verbindet, stehen im Zentrum von Christian Züberts (HIN UND WEG) neuem Film, der die Rolle der Frau in unterschiedlichen Ländern analysiert.

Der Anfang des Films ist streng getrennt. Zuerst erfahren wir Elenas Sicht auf die Dinge. Die junge Griechin ist es satt, auf dem Arbeitsamt in Athen abzuhängen und ihr Freund steht auch völlig perspektivlos vor ihrer Idee eines gemeinsamen Lebens. Kurzerhand packt sie ihre Sachen und fährt nach Frankfurt, um dort einen Job in einer Bar anzutreten. Bei der Einstellungsuntersuchung wird jedoch ihre Schwangerschaft festgestellt und so ist das neue Engagement auch gleich wieder futsch. Eine Freundin vermittelt Elena als Kindermädchen einer jungen reichen Familie. Hier trifft sie auf Tessa und Jan, die beide beruflich sehr erfolgreich und in Anspruch genommen sind und kaum Zeit für ihre anderthalbjährige Tochter Lotte haben. So verläuft das Einstellungsgespräch auch recht oberflächlich, denn auch wenn man Elena eine große Verantwortung aufhalst, obwohl man sie gar nicht kennt, mangelt es an Alternativen. Doch der neue Job verläuft für Elena nicht so easy wie gewünscht, denn Lotte ist ein kleiner Satansbraten und Tessas Anforderungen recht anspruchsvoll. Sie erwartet am Abend nicht nur ein glückliches Kind, sondern auch eine picobello aufgeräumte und gereinigte Wohnung, und am besten steht gleich auch noch das Essen auf dem Tisch. Dabei hat Elena gerade ganz andere Probleme. Sie muss auch an ihr eigenes Kind denken, mit dessen Vater ins Reine kommen und allerlei behördliche Probleme aus dem Weg räumen. Und da passiert das unausweichliche, in einem unbemerkten Augenblick verliert sie Lotte aus den Augen und kann sie nicht wieder finden. In Panik nimmt sie den nächsten Zug und kehrt zurück nach Griechenland.

Danach beginnt Teil 2 des Films, der das Geschehene aus Tessas Perspektive zeigt, und obwohl die beiden Frauen so unterschiedlich sind, findet Zübert einige Gemeinsamkeiten. Beide sind sie überfordert von der Situation, den gesellschaftlichen Ansprüchen und ihrem Bestreben Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Dabei hätte Tessa das aus finanziellen Gründen gar nicht nötig gehabt und sieht sich nun vom Ehemann und sogar von der eigenen Mutter mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht für ihr Kind dagewesen zu sein. Aber genau das sieht sie zur Zeit ganz anders, denn die polizeilichen Ermittlungen stocken, und außer Abwarten will niemand was unternehmen. So packt diesmal Tessa ihre Sachen und macht sich auf nach Athen, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Christian Zübert arbeitet mit soviel Gegensätzen wie „arm und reich“, „Nord- und Süd“-Europa, „Beruf und Familie“, dass man eigentlich einen 'Schwarzweiß-Film' hätte erwarten können, doch mit Tessas Aufbruch nach Athen, wechselt der Film ins thrillerhafte, der beide Frauen aufeinander zu gehen lässt und all die Gegensätze, die vorher so minutiös geschildert wurden auflöst.

Christain Zübert schrieb das Drehbuch gemeinsam mit seiner Frau Ipek und irgendwie haben sie hier auch ihre eigenen Probleme verarbeitet, denn auch sie sind Eltern und gleichzeitig berufstätig und vielleicht rühren auch daher die unterschiedlichen Perspektiven, die der Film wählt. So kann man sich auf die einer oder andere Seite schlagen, um am Ende dann doch festzustellen, dass beide Frauen Täter und Opfer sind und keine von ihnen vorsätzlich falsch gehandelt hat. So wird aus der Geschichte um ein verlorenes Kind am Ende eine Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Rolle der Frau in Deutschland und in Griechenland.

(Kalle Somnitz)

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