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Die wundersame Welt des Louis Wain

Die wundersame Welt des Louis Wain
Großbritannien 2021, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Will Sharpe
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Claire Foy, Taika Waititi
>> filme.studiocanal.de/movie/louis-wain/

Zurzeit wird Benedict Cumberbatch als heißer Oscar-Kandidat gehandelt für seine Rolle in Jane Campions THE POWER OF THE DOG. Statt hartgesottenem Cowboy mit latent homosexuellen Neigungen kommt er nun in DIE WUNDERBARE WELT DES LOUIS WAIN als liebenswert schrulliger Maler Louis Wain in unsere Kinos und überzeugt erneut als sensibler Charakterdarsteller, der in jede Rolle schlüpfen kann.

Louis Wain ist ein notorischer Einzelgänger und exzentrischer Künstler. Zusammen mit seinen Eltern und fünf unverheirateten Schwestern lebt er in einem kleinen Cottage im viktorianischen London. Am liebsten würde er den ganzen Tag seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Malen und Zeichnen, nachgehen oder nachdenken über seine neueste Obsession, die aufregende Welt der Elektrizität in all ihren Formen. Doch nach dem plötzlichen Tod des Vaters wird er schon mit 20 zum Ernährer des notorisch klammen Haushaltes. Widerwillig nimmt er eine Stelle als Zeichner bei der Illustrated London News an - eine Wende in seinem Leben. Der Herausgeber des Wochenmagazins erkennt und fördert sein Talent, besonders seine Begabung Katzen zu malen. 1886 in der Weihnachtsausgabe der des Magazins veröffentlicht, wurden seine Motive schnell zum Stadtgespräch.
Auch privat scheint er sein Glück gefunden zu haben.1883 heiratet er die zehn Jahre ältere Emily Richardson (Claire Foy), die neue Gouvernante seiner Schwestern. Auch wenn diese wenig erbaut sind über die unstandesgemäße Liaison, ist Louis glücklich und setzt sich ganz gegen sein Naturell endlich einmal durch. Doch seine Erfolgssträhne hält nicht lange an. Als bei Emily überraschend Brustkrebs im Endstadium festgestellt wird, wirft ihn dies völlig aus der Bahn. Liebevoll pflegt er sie, doch das Ende ist bald absehbar. Einziger Trost für beide ist ein kleiner Kater, das ihnen eines Tages zuläuft. Sie nennen ihn Peter und sofort beginnt Louis, ihn zu zeichnen und sich Geschichten dazu auszudenken, auch um seine Frau damit aufzuheitern. Bald wird das für damalige Zeiten ungewöhnliche Haustier und seine Artgenossen zu Stars der Londoner Society. Alle lieben die Samtpfoten, die wie Menschen daherkommen und dem Zeitgeist entsprechend zum Beispiel golfen und Tee trinken. Die Verkaufszahlen der Bilder steigen, doch da Louis kein Urheberrecht angemeldet hat, verdient er selbst keinen Cent daran.
Zuweilen erinnert Sharpes Hommage ein wenig an die Biografie der sechs Jahre jüngere englische Kinderbuchautorin Beatrix Potter, deren Leben 2006 verfilmt wurde. Sie wurde erfolgreich mit ihren ihren liebevoll gezeichneten Geschichten von "Peter Hase", die inzwischen auch fürs Kinos adaptiert worden sind. Im Gegensatz zu dieser erkrankte Wain auf dem Höhepunkt seiner Karriere an Schizophrenie und landete verarmt in einer geschlossenen Nervenheilanstalt, wo er weiter Katzen malte.
Eine Stärke dieser Biografie liegt unter anderem auch in ihrer überaus detailverliebten Rekonstruktion des Londoner Lebens im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Bewusst wurde im 4:3-Format gedreht, um das damalige Foto- und Filmformat zu reflektieren. Benedict Cumberbatchs großartige Performance bringt uns zudem den Charakter dieses unkonventionellen Künstlers und Katzenfreundes außergewöhnlich nahe, so dass aus dieser ebenso romantischen wie schrägen Liebes- und Lebensgeschichte ein unterhaltsames wie berührendes Kinoerlebnis wird.

(Anne Wotschke)

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