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Die Eiserne Lady

Die Eiserne Lady
GB 2011, Laufzeit: 105 Min., FSK 6
Regie: Phyllida Lloyd
Darsteller: Meryl Streep, Jim Broadbent, Anthony Head, Richard E. Grant
>> www.eisernelady-derfilm.de

So umstritten Phyllida Loyds („Mama Mia“) Biopic über Margaret Thatcher auch sein mag, in einem sind sich alle Kritiker einig: Meryl Streep ist in der Rolle der unbeliebtesten britischen Regierungschefin aller Zeiten eine Sensation. Nicht nur ihre Maske, sondern auch ihr Sprachstil und Gestus, lassen einen vergessen, dass sie Thatcher nur spielt.

Dass dieses Biopic von der Presse so viel Gegenwind erfährt, ist dagegen ein wenig unverständlich. Offensichtlich hat die Politik der ‚eisernen Lady’ auch heute noch so viele Feinde, dass sie ihr einen Kinofilm über sie kaum gönnen oder wenn, dann wenigstens einer über den Flurschaden, den ihre Politik hinterlassen hat. Doch damit hat Phyllida Lloyd nichts im Sinn. Sie will ihre Politik nicht analysieren und auch nicht bewerten, ihr geht es um die Person Thatcher, um ihre Vita, ihren Aufstieg in einem rein männlichen Establishment und ihrem Ende als an Alzheimer erkrankte Seniorin. Und natürlich nähert sich Lloyd der Staatsfrau mit gebührendem Respekt und verwendet sogar einen Trick, indem sie Thatcher selbst als Erzählerin auswählt. Allerdings nicht die junge Thatcher, sondern die alte, an Alzheimer erkrankte. Dem was hierbei am ehesten nicht gerecht wird, ist wahrscheinlich die Krankheit, denn die beschreibt sie als ein Leben in der Vergangenheit. Auf ständige Pflege angewiesen, darf sie das Haus nicht verlassen, vergisst ständig Dinge des Alltags und schwelgt in ihren Erinnerungen, an die sie sich jetzt umso besser erinnert. Origineller Sidekick in dieser etwas deprimierenden Situation ist Jim Broadbent, der ihren längst verstorbenen Ehemann spielt und ihren Erinnerungen einen meist originellen Kommentar zufügt.

So lässt sie für den Zuschauer ihr Leben noch einmal Revue passieren, angefangen mit ihrer Kindheit im Kolonialwarenladen ihrer Eltern, wo sie immer mithelfen musste. Sie erinnert sich an ihren Vater, einen ‚working class tory’, der es immerhin zum Bürgermeisters ihres kleinen Geburtsortes schafft, und ihre Mutter, die ihr auch heute noch in ihrer Vorstellung mit verschieden Ratschlägen zur Seite steht. Geradezu hemdsärmelig packt sie die Probleme ihrer Zeit an und fällt mit ihrer Devise, sie nicht zu zerreden, sondern endlich anzupacken, dem ausschließlich männlichen Establishment der britischen Politik auf. Überall, wo sie hinklommt, muss sie sich gegen männliche Vorurteile wehren und hat sich dafür einen eisernen Panzer zugelegt, der mit derber Rhetorik und kompromisslosem Handeln punktet. Wenn sie am Ende auch als verbohrte Besserwisserin dastehen mag, so ist sie dennoch nur ein Produkt ihrer politischen Umgebung. Und dass sind dann vielleicht auch die Stärken des Films, der ihren Starrsinn, ihr Fehlverhalten und ihre Einsamkeit nie verniedlicht. Überall, wo sie auftaucht gibt es Proteste, die oft blutig enden, und selbst ihrer eigenen Familie vermag sie weder Liebe zu schenken, noch sich selbst aus deren Unterstützung immer wieder neu aufzustellen.

So ziehen mit ihrer Vita noch einmal viele historische Details an einem vorbei, die man beinahe schon vergessen hat, wie der britische Bergarbeiter-Streik, der Falkland-Krieg und das Ende des Kalten Krieges. Das unrühmliche Ende nach einer Dekade Regierungszeit ist irgendwie absehbar, und so wird aus ‚eisernen Lady’ eine einsame Lady. Das mag man bemitleidenswert finden oder die logische Konsequenz eines kompromisslosen Lebens, durch Meryl Streeps Performance ist es aber auf jeden Fall emotional bewegend.

(Kalle Somnitz)

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