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Corsage

Corsage
Frankreich, Luxemburg, Deutschland, Österreich 2022, Laufzeit: 113 Min., FSK 12
Regie: Marie Kreutzer
Darsteller: Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Colin Morgan
>> tickets.alamodefilm.de/CORSAGE-DE

Kaiserin Elisabeth von Österreich übt nach wie vor eine große Faszination auf Filmmacher*innen aus. Gleich vier deutschsprachige Produktionen beschäftigen sich derzeit mit dem Thema - zwei Serien und ein weiterer Spielfilm, der das Leben der Monarchin aus der Sicht einer Hofdame schildert. Marie Kreutzer stellt uns in ihrem Film CORSAGE eine moderne Sisi vor, beeindruckend gespielt von Vicky Krieps, die jetzt preisgekrönt von den Filmfestspielen in Cannes zurückkehrte.

Sie erhielt den Darstellerinnen Preis der Sektion Un Certain Regard, wo der Film überaus positiv aufgenommen wurde. CORSAGE ist der vierte Spielfilm der österreichischen Regisseurin, die auch das Drehbuch verfasste. Zwar war auch diese Produktion wie viele andere von der Corona-Pandemie betroffen, zum Glück aber ist ein historischer Stoff nur wenig abhängig von aktuellen Ereignissen, was für die die Filmcrew eine große Erleichterung war.
Kreuzer wollte die Kaiserin jenseits aller Sissi-Romantik in den Mittelpunkt ihres Werkes stellen. So feiert ihre Filmfigur auch schon zu Beginn ihren 40. Geburtstag - ein Alter, in dem man zu jener Zeit definitiv als alte Frau galt. Ihr Status als Schönheitsikone ist kaum noch zu halten, auch wenn sie sich strenge Diäten auferlegt und die titelgebende Corsage immer enger schnürt. Das nagt an ihrem Selbstbewusstsein, denn außer Repräsentation bleibt ihr wenig zu tun am Hofe, wo das Protokoll streng ist. Ihre Kinder weisen sie des öfteren darauf hin, wenn sie wieder einmal über die Stränge geschlagen ist. Auch ihr Gatte Franz Josef ist ihr keine Hilfe und weiß mit ihren politischen Ansichten wenig anzufangen. So bleibt ihr einziger Ausweg, auf Reisen zu gehen, um ihrer Rastlosigkeit zu entkommen.
Marie Kreutzer entwirft das Bild einer Frau, deren Leben wie in einem Korsett eingeschnürt ist und die sich Stück für Stück daraus zu befreien versucht. Dabei darf sie sich im Film einige Freiheiten herausnehmen, die es so wohl damals für sie noch nicht gab. Sie darf rauchen, den Mittelfinger zeigen, sich die Haare abschneiden und sogar den Freitod wählen (in Wirklichkeit wurde sie von einem Attentäter erstochen). Letztlich war die Kaiserin eine moderne, radikale und intelligente Frau - so postuliert es der Film.
Sicher war ihr in der Realität ein solch selbstbestimmtes Leben nicht in diesem Ausmaß vergönnt.
Dennoch gibt es viele Parallelen zur wirklichen Biographie der Kaiserin. Wie im Film war sie eine waghalsige Reiterin, reiste viel, und - wie dem Archiv des Sisi-Museums in Wien zu entnehmen ist - behielt sie stets ihre „Wespentaille" von 46 Zentimetern. Ihre Schönheit pflegte sie akribisch, diente sie ihr doch als Machtmittel gegenüber dem Hof. Ab einem Alter von 40 Jahren ließ sie sich nicht mehr malen, trat nur noch mit Gesichtsschleier auf oder ließ sich bei offiziellen Anlässen doubeln - ein cleverer Schachzug, um ihren eigenen Mythos zu erhalten und fortzuschreiben.
Tradition und Moderne gehen in CORSAGE eine glückliche Verbindung ein, Parallelen zu Sofia Coppolas MARIE ANTOINETTE kommen einem ebenso in den Sinn wie Pablo Lorraines Annäherung an Lady Di in SPENCER. Obwohl alle drei Filme deutliche Unterschiede aufweisen, eint sie doch eins: sie sind das Porträt starker Frauen, die mutig gegen die ihnen zugewiesene Rollenerwartungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufbegehren.

(Anne Wotschke)

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