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Yves Saint Laurent

Yves Saint Laurent
Frankreich 2014, Laufzeit: 102 Min., FSK 12
Regie: Jalil Lespert
Darsteller: Pierre Niney, Guillaume Gallienne, Charlotte Le Bon
>> www.ysl-film.de

Das Biopic „Yves Saint Laurent“ über das bewegte Leben des gleichnamigen berühmten Modeschöpfers setzte in diesem Jahr als Eröffnungsfilm der Panorama-Sektion der Berlinale einen effektvollen Kontrapunkt zur zeitgleich stattfindenden Eröffnung der Olympischen Winterspiele im homophoben Russland. Denn Regisseur Jalil Lespert legt seinen Schwerpunkt auf die emotional berührende private Lebensgeschichte des homosexuellen Designers, die neben Depressionen und Drogenabstürzen vor allem durch seine lebenslange Liebes- und Geschäftsbeziehung zu seinem Partner Pierre Bergé geprägt war.

Der Zuschauer erlebt den kometenhaften Aufstieg des 21-jährigenNachwuchsdesigners, der 1957 in Paris seinen Anfang nahm, zum Chef einer der renommiertesten Modemarken der Welt. Als rechte Hand von Christian Dior wird Laurent nach dessen unerwartetem Tod zum künstlerischen Leiter der berühmten Modemarke berufen. Schon seine erste Haute Couture-Kollektion ist ein Erfolg und macht ihn berühmt. Während einer Modenschau begegnet er Pierre Bergé, der zu seinem Liebhaber wird - eine Gemeinschaft, die bis zu Laurents Tod im Jahr 2008 Bestand haben wird.

Bald machen sich die beiden selbständig und gründen unter großem finanziellem Risiko ihr eigenes Label „Yves Saint Laurent“. Der immense Erfolg gibt ihnen Recht und so könnte ein Leben wie im Märchen beginnen. Doch das gemeinsame Zusammenleben wird getrübt durch Laurents Drogenexzesse, Depressionen und Affären. Denn der schnelle Erfolg hat seinen Preis: Ein exzessives Leben auf der Überhohlspur beginnt, bei dem der stille Bergé sich als unerschütterlicher Fels in der Brandung erweist. Immer wieder muss er zu Gunsten des Genies zurückstecken und Regisseur Lespert setzt ihm dafür fast ein größeres Denkmal als Laurent selbst.

Spätestens als der inzwischen 84-jährige Bergé nach der Berlinale-Premiere die Bühne betrat und vor lauter Rührung kein Wort heraus bekam, wurde klar, dass Laurents Lebenspartner und dessen enge Bindung an den Protagonisten das emotionale Zentrum des Films ausmachen. Laurents Homosexualität war ein offenes Geheimnis, was aber damals dezent unter den Tisch gekehrt wurde.

Doch auch das Modegenie Yves Saint Laurent wird gewürdigt. Man sieht ihm über die Schulter beim Entwerfen, Organisieren seiner Schauen, beim liebevollen Drapieren seiner Muster und schließlich beim nervösen Beobachten seiner opulenten und Stil weisenden Haute-Couture-Schauen selbst. Ganz nebenbei erleben die Kinobesucher das sich wandelnde Paris im Laufe zweier Jahrzehnte und reisen mit zum gemeinsamen pittoresken Anwesen der beiden Liebenden im exotischen Marrakesch.

Doch eine normale Filmlänge von knapp zwei Stunden ist begrenzt. So hätte man gerne noch mehr erfahren über Laurents Rivalität zu Karl Lagerfeld (gespielt von Kinski-Sohn Nicolai), den innovativen und emanzipatorischen Charakter seiner Entwürfe wie etwa die Erfindung eines Hosenanzuges für Frauen oder ihre Einbettung in gesellschaftliche Strömungen der jeweiligen Epoche, wie es etwa bei der Mondrian-Kollektion kurz angedeutet wird. Auf ganzer Linie überzeugen in jedem Fall die exquisiten Darsteller, allen voran die beiden Comédie Française-Schauspieler Pierre Niney (mit 21 Jahren das jüngste Mitglied) als Yves Saint Laurent und Guillaume Galienne als sein Partner Bergé.

(Anne Wotschke - biograph)

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