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Wir sind dann wohl die Angehörigen
Deutschland 2022, Laufzeit: 118 Min., FSK 12
Regie: Hans-Christian Schmid
Darsteller: Claude Heinrich, Adina Vetter, Justus von Dohnányi
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Die Filme des Regisseurs Hans-Christian Schmid zeichnen sich besonders durch ihre Feinfühligkeit aus, mit der sie kaum merkliche Bruchstellen in Familiensystemen nachzeichnen und konflikthafte Entwicklungen begleiten. Somit gelingt ihm die Adaption der autobiografischen Erinnerungen von Johann Scherer an die Entführung seines Vaters Jan-Philipp Reemtsma auch in besonderer Weise: Nicht aus der Sicht des Opfers, sondern der ohnmächtig wartenden Angehörigen entfaltet er ein traumatisches Ereignis, das zu einer Neujustierung ihrer Beziehungen zueinander führt.
Am 25. März 1996 wurde Reemtsma als Erbe der bekannten Zigarettendynastie entführt und für über einen Monat gewaltsam festgehalten, um 30 Millionen Mark Lösegeld zu erpressen. Seine Erfahrungen sind in dem eindringlichen und lesenswerten Bericht "Im Keller" veröffentlicht worden. Zu dem Zeitpunkt war sein einziger Sohn 13 Jahre alt und das Verhältnis durchaus angespannt. Kurz vor der Tat kam es zwischen ihnen sogar zu einem Streit. Schmid gelingt es, mit seiner subtilen Inszenierung eine untergründige Spannung zu erzeugen, indem er die Gefühle von Johann und seiner Mutter besonders in den Blick nimmt. Ihre Ohnmacht und irrationalen Schuldgefühle erzeugen eine Beklemmung, die im Film zu einer eigenen Form von Suspense führt.
(SILVIA BAHL)
