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Wilde Maus

Wilde Maus
Österreich, Deutschland 2017, Laufzeit: 103 Min., FSK 12
Regie: Josef Hader
Darsteller: Josef Hader, Pia Hierzegger, Georg Friedrich, Jörg Hartmann, Nora von Waldstätten
>> www.wildemaus-derfilm.de/

Im Kino kennen und lieben wir Joseph Hader aus den Verfilmungen der Wolf Haas Krimis „Komm süßer Tod“, „Silentium“, „Der Knochenmann“ und zuletzt „Das ewige Leben“. Verfilmt hat sie alle Wolfgang Murnberger und das Drehbuch haben sie alle drei stets gemeinsam geschrieben. Doch da die drei vielbeschäfigte Männer sind und gemeinsame Drehbuch-Sessions schwer zu terminieren, dauert es in der Regel fünf Jahre, bis die nächste Verfilmung in die Kinos kommt. Jetzt hat Josef Hader – quasi zwischendurch – einen eigenen Film geschrieben, führt zum ersten Mal selbst Regie und spielt natürlich auch die Hauptrolle. Und wurde auf Anhieb in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen.

Irgendwie ist „Wilde Maus“ ein Haas-Krimi, nur ohne Krimi, und irgendwie gleicht auch Georg, den Josef Hader jetzt spielt, dem stets depressiven Kommisar Brenner, nur dass er hier nicht ermitteln muss – und wenn, dann nur in eigener Sache. Georg schreibt als renommierter Musikkritiker für das Feuilleton einer Wiener Zeitung und ist hier auch recht angesehen, auch wenn seine Extravaganzen manchmal der ganzen Redaktion auf den Keks gehen. Doch Georg will damit nur einfordern, dass man ihn gefälligst zuvorkommend behandelt – schließlich ist er ein König auf seinem Gebiet! Doch dann kann ihn sein Chef doch mal überraschen,und zwar mit der Kündigung. Diese ist nicht etwa die späte Rache für allerlei Verfehlungen, sondern lediglich den zeittypischen Sparmaßnahmen geschuldet, Musikkritiken kann nämlich auch die Praktikantin schreiben.

Seiner jungen Frau Johanna sagt Georg erst einmal nichts, schließlich ist die eh nur auf ihren nächsten Eisprung fixiert, um den lang ersehnten Kinderwunsch endlich in die Tat umzusetzen. Er sinnt lieber auf Rache, und da ihm für sein Dilemma kein anderer einfällt als sein ehemaliger Chef, nimmt er den aufs Korn. Was mit kleineren Sachbeschädigungen beginnt, bekommt bald seine eigene Dynamik und endet in ausgewachsenem Terror.

Promoter dieser Entwicklung ist sein Schulfreund Erich (Georg Friedrich), den Georg auf dem Prater trifft, und mit ihm und seiner rumänischen Freundin Nicoletta an einer alten Achterbahn arbeitet, die Erich wieder fahrtauglich machen will. Georg hilft ihm bei der Finanzierung und Erich ihm bei den nächtlichen Rachefeldzügen. Letztere folgen nicht ausgeklügelten Planungen, sondern eher spontan aus dem Bauch heraus. Georg lässt sich gehen, lässt sich von der Anarchie treiben, bis sich sein Frust in Hass verwandelt. Im Showdown in den tief verschneiten Bergen erwacht er schließlich, von sich selbst zu Tode erschrocken, wie aus einem Albtraum.

Josef Hader spielt den geschassten Georg mit einer Mischung aus Depression und Lethargie, aus seiner anfänglichen Teilnahmslosigkeit wird Verantwortungslosigkeit, und der Allerweltsbürger zum mutiert Wutbürger. Dass er all seine Taten nicht so gemeint hat und ihm völlig klar ist, dass sein ehemaliger Chef auch nichts für seine Entlassung kann, spiegelt eine Gesellschaft, in der Parteien gewählt werden, die niemand an der Macht sehen möchte und Populisten mit menschenverachtenden Parolen Gehör finden. Und dennoch ist „Wilde Maus“ - der Titel spielt nicht nur symbolisch auf einen durchgedrehten kleinen Angestellten an, sondern bezeichnet auch eine ganz bestimmte Achterbahn-Konstruktionsweise - nie anklagend oder belehrend, sondern zeigt in erschreckend menschlicher Art und Weise selbstreflektierend unser eigenes Gesicht in einer Fratze, die wir nie für möglich gehalten hätten.

(Kalle Somnitz)

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