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Wahre Lügen

Wahre Lügen
Kanada/Großbritannien 2005, Laufzeit: 108 Min., FSK 16
Regie: Atom Egoyan
Darsteller: Kevin Bacon, Colin Firth, Alison Lohman, Rachel Blanchard, David Hayman, Maury Chaykin, Kristin Adams, Sonja Bennett, Deborah Grover, Beau Starr, Rebecca Davis, Shannon Lawson, Michael J. Reynolds, Anna Silk, Kathryn Winslow, Sean Cullen, Arsinée Khanjian, Don McKellar, Vee Vimolmal

Lanny und Vince sind ein erfolgreiches Comedy-Duo im glitzernden US-Showbiz der 50er-Jahre - Sex, Drugs and Rock 'n' Roll inklusive. Als ein junges Mädchen tot in der Hotelsuite der beiden Stars aufgefunden wird, bekommt die Scheinwelt tiefe Risse. Regisseur Atom Egoyan ("Ararat") hat mit "Wahre Lügen" ein faszinierendes und erotisches Spiel um Wahrheit und Lüge geschaffen. "There's no business like showbusiness!", doch hinter der blankpolierten Oberfläche verbergen sich oft Abgründe, die aus einem komplexen System von Abhängigkeiten geboren sind. Basierend auf Rupert Holmes' gleichnamigen Roman seziert der kanadische Regisseur Atom Egoyan in "Wahre Lügen" eine Welt, deren Protagonisten ihr wahres Ich nicht nur aus Eitelkeit, sondern manchmal auch aus Notwendigkeit hinter Masken verbergen. Im Sinne des Film Noir dient die Whodunit-Handlung dazu, einen differenzierten Blick auf gesellschaftliche Wirklichkeit zu werfen, wie sie auch heute noch gültig ist, obwohl der Film in den 50er- und 70er-Jahren angesiedelt ist. Reich, mächtig und berühmt sind sie, die beiden Komödianten Lanny und Vince. Bis an die Grenze der Erschöpfung gehen sie während ihrer berühmten Wohlfahrts-Fernsehmarathons. Wie gut das ein geneigter, aber auch fordernder, Gangsterboss in Form von Frauen und Drogen für Entspannung sorgt. Doch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere liegt nach einer heftigen privaten Orgie die junge Maureen plötzlich tot in der Badewanne der schicken Hotelsuite. Es ist genau das Ereignis, welches die Partnerschaft des Duos beendet und gleichzeitig Dreh- und Angelpunkt des Films. Was genau damals geschehen ist, wurde nie bekannt. Lanny und Vince wurden dank stichhaltiger Alibis nicht verdächtigt und doch trennten sich ihre Wege nach einem unmittelbar danach stattfindenden Fernsehmarathon. Fünfzehn Jahre später greift die junge, ambitionierte Journalistin Karen, die selbst als Kind die Bekanntschaft mit Lanny und Vince machte, die mysteriöse Geschichte auf. Bei ihren Recherchen kommen nicht nur ungeahnte Wahrheiten über die beiden Männer ans Licht, auch sie selbst gerät in den Strudel der Ereignisse. Es ist vor allem die Atmosphäre, die "Wahre Lügen" über weite Strecken trägt. Die leicht verblassten Bilder und der hervorragende Soundtrack schaffen eine beachtlich düstere Film-Noir-Stimmung. Colin Firth und Kevin Bacon brillieren in ihren Rollen als Lanny und Vince, deren Handeln über weite Strecken des Films geheimnisvoll erscheint, weil sie die Fassade sogar zum hohen Preis der Selbstzerstörung aufrecht erhalten. Alison Lohmann gibt als investigative Journalistin, die den Reizen ihrer Ermittlungen verfällt, eine äußerst sexy Vorstellung. "Wahre Lügen" mag auf den ersten Blick ein ungewöhnlicher Film im Schaffen von Regisseur Egoyan sein, doch sein bisher bewiesenes analytisches Interesse für die menschliche Natur und die fließende Grenze zwischen Wahrheit und Lüge bleibt auch in diesem verschachtelten und dunkel-erotischen Thriller um Schein und Sein stets präsent.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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