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Transamerica
USA 2004, Laufzeit: 103 Min., FSK 12
Regie: Duncan Tucker
Darsteller: Felicity Huffman, Kevin Zegers, Fionnula Flanagan, Elizabeth Pena, Graham Greene, Burt Young, Carrie Preston

Bereits letztes Jahr auf der Berlinale mit dem schwul-lesbischen Teddy-Preis für den besten Film ausgezeichnet, erhält "Transamerica" mittlerweile Oscar-Aufmerksamkeit. Nachdem Hauptdarstellerin Felicity Huffman mit dem Golden Globe geehrt wurde, ist sie nun für ihre beeindruckende Darstellung einer Transsexuellen für den Oscar nominiert. Bree steht kurz vor ihrer Geschlechtsumwandlung. Mit zäher Geduld hat sie jahrelang auf dieses Ziel hingearbeitet und alle bürokratische Hürden fast überwunden, es fehlt nur noch die Unterschrift ihrer Therapeutin. Bree hieß früher Stanley, doch nun vermeidet sie mit verzweifelter Gründlichkeit jeglichen Hinweis auf ihre Vergangenheit als Mann. Den Anblick ihres Penis kann sie kaum ertragen, mit Ekel und Sorgfalt lässt sie ihn unter ihren Röcken verschwinden. Bree ist sich durchaus bewusst, dass Geschlecht vor allem durch Äußerlichkeiten wahrgenommen wird, daher ist der operative Eingriff, das Entfernen ihres männlichen Geschlechtsteils für sie eine zwingende Notwendigkeit, als Frau akzeptiert zu werden. Felicity Huffman beeindruckt durch ihr präzises Spiel, jede Regung ist eine Übersetzung männlicher Körpersprache in eine weibliche, sie wirken selten natürlich, und das Unbehagen, das sich beim Anblick grell zur Schau gestellter Weiblichkeit entfaltet, die Bree oft zu einer traurigen Farce einer Frau werden lässt, ist mehr noch als die unreflektierte Darstellung von Klischees. Bree hat einfach gelernt, dass bestimmte Äußerlichkeiten sie in den Augen der anderen zur Frau machen, denn dass sie sich eben wie eine Frau fühlt, vermögen nur wenige wirklich zu erkennen. Wie fragil ihre Maskerade tatsächlich ist, zeigt sich eindrücklich, als sie erfährt, dass sie in ihrem früheren Leben als Stanley einen Sohn gezeugt hat. Toby sitzt im New Yorker Jugendgefängnis, weil er sich prostituiert hat und benötigt die Hilfe seines Vaters. Bree will von ihrer Vaterschaft nichts wissen, doch als ihre Therapeutin ihr die nötige Einverständniserklärung für die Geschlechtsumwandlung verweigert und von ihr verlangt, sich vorher mit der neuen Situation auseinanderzusetzen, begibt Bree sich auf den Weg nach New York. Aber als sie auf Toby trifft, kann sie sich nicht überwinden, ihn über ihre wahre Identität aufzuklären und gibt sich als christliche Missionarin aus, die ihn wieder auf den rechten Pfad führen will. Der Pfad führt von New York nach Los Angeles und ist eine Reise, die vor allem Bree in Situationen zwingt, die sie bisher erfolgreich gemieden hatte. Gleichzeitig ist es ein Roadtrip quer durch die amerikanische Gesellschaft, deren Werte und Normen grotesk verzerrt werden. Bree und Toby suchen beide ihren Platz in dieser und unterwerfen sich Regeln, die sie zeit ihres Lebens erfahren, aber wohl nie wirklich verstanden haben, um sich letztendlich davon emanzipieren zu können. Bree treibt ein selbstzerstörerisches Versteckspiel und Toby glaubt, Zuneigung mit Sex zu begleichen zu müssen. Bree sucht ihr Glück und Heil in ihrer Geschlechtsumwandlung, Toby hofft auf seinen Vater, den er in Los Angeles zu finden glaubt. "Transamerica" ist ein zutiefst berührender Film, der durch seine Figuren ungeschönt Kritik übt an gesellschaftlichen Normen und Werten, dabei aber gleichzeitig sensible, glückliche und auch humorvolle Momente zu schaffen vermag.

(Alexandra Kaschek, playtime by biograph)

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