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The Life of Chuck

The Life of Chuck
USA 2024, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Mike Flanagan
Darsteller: Tom Hiddleston, Mark Hamill, Chiwetel Ejiofor
>> tobis.de/titel/the-life-of-chuck

Spannender Ausflug ins selbstreflexiv Tiefgründige vom bisherigen Mainstream-Regisseur Mike Flanagan (DOCTOR SLEEP): eine komplex verschachtelte Spiegelgeschichte auf Basis einer Novelle von Stephen King um die Frage, worum es eigentlich geht im Leben, mit prominenten Gästen.

Die Welt geht langsam aber sicher unter: Hochwasser, Flächenbrände, Erdbeben und Vulkanausbrüche überall, erst fällt das Internet aus, dann das Fernsehen und schließlich auch die Handynetze, die Straßen sind verstopft von stehen gebliebenen Autos. Lehrer Marty Anderson (Chiwetel Ejiofor) versucht, dennoch irgendwie einen Alltag aufrecht zu erhalten und in Elterngesprächen zu erläutern, warum die Kinder trotzdem etwas lernen müssen, seine Ex-Frau Felicia (Karen Gillan) hat ihre Station im Krankenhaus inzwischen zum „Suicide Squad" umbenannt, angesichts der vielen Selbstmörder, die sie hier behandeln. Alles gerät aus den Fugen und mittendrin tauchen plötzlich überall Plakate und Werbespots auf, die einem gewissen Chuck für 39 wunderbare Jahre danken, von dem aber noch nie jemand gehört hat...
Wer ist Chuck? Dass in der Beantwortung dieser Frage die einzige Hoffnung liegt, ist ebenso offensichtlich wie, dass der Film mit dem Ende anfängt: „Akt 3" steht da unmissverständlich als erstes, die beiden vorherigen folgen in umgekehrter Reihenfolge. Und in ihnen lernen wir Chuck kennen, begleiten ihn in den 39 Jahren davor und begreifen nach und nach, was die anfängliche Apokalypse zu bedeuten und mit ihm zu tun hat – wenn auch auf einer weit metaphorischeren Ebene als zunächst erwartet.
Mike Flanagan, bisher vor allem Mystery-Spezialist, präsentiert uns hier keine effektgeladene Phantastik (auch wenn die zugrundeliegende Kurzgeschichte ausgerechnet von Horror-Altmeister Stephen King stammt), sondern kehrt den Blick nach innen, in die Welt, die in einem jeden von uns steckt, und die sich aus all unseren Erfahrungen, Phantasien und Sehnsüchten speist. Dabei spannt er den Bogen nerdig eklektisch von intellektuellen Auseinandersetzungen mit dem „kosmischen Kalender" des amerikanischen Astrophysikers Carl Sagan und der Lyrik von Walt Whitman („I Contain Multitudes") bis hin zu Pop-Referenzen wie Michael Jacksons Moonwalk und einem Schulball mit dem Motto: „Back to the Future." Und am Ende ergibt tatsächlich alles einen Sinn.
Letztlich ist sein Film eine philosophisch angehauchte Liebeserklärung an das Leben und seine kleinen Wunder – trotz allem, trotz Klimakrise, Katastrophen und Verlusten, am Ende die Feststellung, dass es sich gelohnt hat, und wenn nur für diesen einen kleinen Moment. Stephen King kommt dabei nur von seiner positiven Seite ins Spiel, nämlich der des ewig staunenden Kindes (das in vielen seiner Geschichten eine unterschwellige Rolle spielt). Ansonsten scheint Flanagan die für einen Spielfilm ohnehin zu kurze Vorlage mehr als Einladung zu verstehen, seine eigene innere Welt vor uns auszubreiten. Konsequent besetzt er die Nebenrollen zum Teil mit alten Genre-Stars, die bestimmt auch Helden seiner Jugend waren: Matthew Lillard, dem Killer aus SCREAM, zum Beispiel, oder „Luke Skywalker" Mark Hamill als Opa. Wer diese Welt teilt, wer den Reiz daran versteht, für den ist das Erlebnis gleich nochmal so schön. Für alle anderen bleibt eine vor allem raffiniert verschachtelte, inspirierend gespiegelte Reise ins Ich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.

(Daniel Bäldle)

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