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The Father

The Father
Großbritannien, Frankreich 2020, Laufzeit: 98 Min., FSK 6
Regie: Florian Zeller
Darsteller: Anthony Hopkins, Olivia Colman, Rufus Sewell
>> tobis.de/film/the-father

Anne ist ausgesprochen besorgt. Ihre Vater Anthony baut merklich ab. Er lebt in einer übergroßen Wohnung in London, leidet an Demenz und merkt nicht, dass er Hilfe braucht. So kann er auch mal ungehalten werden, wenn Anne ihn an dies oder das erinnert, schließlich sei er kein kleiner Schulbub, dem man alles sagen müsse. Doch Anthonys Ausfälle werden größer und Anne kann ihn nicht rund um die Uhr beaufsichtigen. Deshalb nimmt sie ihren Vater zu sich und läßt ihn tagsüber von einer Pflegerin betreuen.

Doch auch der macht es Anthony nicht leicht, wird schnell ruppig und bezichtigt sie des Diebstahls. Dabei hat er die Dinge, die er vermisst, meist nur verlegt. Er kann aber auch sehr galant sein und ihr schöne Augen machen, wenn er sie gerade für seine verstorbene Ehefrau hält. So jedenfalls kann es nicht weitergehen, zumal Anne zu einem neuen Freund nach Paris ziehen will. Vorsichtig bereitet sie ihren Vater darauf vor, dass er eventuell in eine entsprechende Einrichtung umziehen muss.
Was Florian Zellers Film neben der außerordentlichen Performance des inzwischen 83-jährigen Anthony Hopkins zu einer intensiven Erfahrung macht, ist seine subjektive Kamera, die die Bilder zeigt, die Anthony wahrnimmt. So realisiert er einen Wohnungswechsel kaum, sondern versucht das Aussehen der neuen Wohnung irgendwie in seine Erinnerung an die alte zu integrieren. Das führt dann schon mal dazu, dass sich die Bilder an der Wand willkürlich ändern oder er den Weg zum Esstisch nicht gleich findet. Und dann ist da noch dieser fremde Mann, der behauptet, sein Schwiegersohn zu sein und ihn bei sich aufgenommen zu haben. Dabei hält er ihn eher für einen Einbrecher, der unbefugt in seiner Wohnung herumläuft. Für den Zuschauer ist all dies zunächst ziemlich verwirrend, denn wenn Anthony seine Tochter mal nicht gleich erkennt, sehen auch wir eine andere Schauspielerin und mit den Pflegerinnen geht es gern mal durcheinander. So ist auch der Zuschauer in einem ständigen Zustand der Verwirrung und kann am Ende gut nachvollziehen, wie sich ein Demenzkranker fühlen mag, wenn er ständig unsicher ist, mit wem er gerade wo ist. Das ist permanenter Stress, der manche Aggression erklärt und nachfühlen lässt, warum sich Anthony am wohlsten fühlt, wenn er sich in sein Zimmer zurückzieht und mit Kopfhörern Musik hört.
Florian Zellers meisterhaftes Regiedebüt beruht auf seinem gleichnamigen Theaterstück, das 2012 in Paris Premiere hatte und seitdem vielfach ausgezeichnet überall auf der Welt gespielt wird, vom Londoner Westend über den Broadway bis zu deutschen Theaterbühnen. Die Vorlage beruht auf der Geschichte von Zellers eigener Großmutter, dabei geht es ihm nicht um eine medizinische Sichtweise, vielmehr lässt er uns den Verlust der Wirklichkeit aus der Perspektive des Betroffenen eindrucksvoll miterleben, was insbesondere der ergreifenden Darstellung von Anthony Hopkins zu verdanken ist. Nicht einmal fällt das Wort „Demenz", dafür führt uns Zellers geradlinige Erzählweise in ein Labyrinth aus Verwechslungen, Verwirrungen, Erinnerungslücken und Halluzinationen. Seine intensive Studie einer Krankheit erinnert an Julian Schnabels SCHMETTERLING UND TAUCHERGLOCKE und gibt uns Einblicke in eine innere Welt, wie wir sie noch nicht gesehen haben. Anthony Hopkins erhielt für seine sehenswerte Performance seinen zweiten Oscar nach DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER (1992).

(Kalle Somnitz)

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