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Taxi Teheran

Taxi Teheran
Iran 2015, Laufzeit: 82 Min., FSK 0
Regie: Jafar Panahi
Darsteller: Jafar Panahi
>> www.taxi.weltkino.de

Der iranische Regisseur Jafar Panahi gewann bereits 2006 mit „Offside“ einen Silbernen Bären, schloss sich der Grünen Revolution an und steht seit 2010 unter Hausarrest. Trotz Berufsverbotes gelingt es ihm in schöner Regelmäßigkeit, illegal gemachte Filme auf europäische Festivals zu schleusen. Bei der diesjährigen Berlinale ist ihm mit „Taxi Teheran“ ein besonderer Clou gelungen, den die Jury diesmal sogar mit dem Goldenen Bären bedachte. Zur Preisvergabe durfte er nicht anreisen, weshalb die Auszeichnung von seiner kleinen Nichte in Empfang genommen wurde. Das waren emotionale Bilder, die um die Welt gingen.

Und tatsächlich spielt seine Nichte auch eine wesentliche Rolle in seinem quasidokumentarischen Film, in dem Panahi selbst als Taxifahrer durch die farbenfrohen und pulsierenden Straßen Teherans fährt und die unterschiedlichsten Fahrgäste aufliest. Wenn er sie befragt, sagen alle offen, was sie denken, nicht ahnend, dass er auf dem Armaturenbrett ein mobiles Filmstudios installiert hat, das mit Kamera und Mikrofon alles festhält. So entsteht ein illustres Porträt einer Stadt, in der vieles verboten ist, woran sich aber nur wenige halten.

Neu ist diese Filmidee nicht, 2002 wurde sie bereits von Abbas Kiorastami in „Ten“ verfilmt. Doch Panahis Film ist kein Remake, sondern eher ein Update dieses Films, für den er nur Kiarostamis Idee quasi auslieh. Denn es geht heiß her in seinem Taxi, zum Beispiel wenn eine Lehrerin mit einem Fahrgast über den Sinn der Todesstrafe streitet oder ein Motorradfahrer nach einem Unfall schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden muss und Panahi sein Testament ins Handy diktiert, damit nicht seine Brüder, sondern seine Frau ihn beerbt. Höhepunkt ist jedoch der Auftritt seiner kleinen Nichte, die er von der Schule abholt. Als Hausaufgabe soll sie einen Kurzfilm drehen, und erklärt nun mit viel Selbstbewußtsein und frecher Stimme dem hochdekorierten Filmemacher, die Regeln für Herstellung von staatskonformen Films. Mit verhaltenem Humor und viel Ironie, gelingt es Panahi die einzelnen Episoden auf den Punkt zu bringen, ohne dabei selbst seine Meinung zu äußern.

„Ich bin Filmemacher. Ich kann nichts anderes als Filme machen. Mit Kino drücke ich mich aus, es ist mein Leben. Nichts kann mich am Filmemachen hindern.“ Dies antwortete Panahi einmal auf die Frage nach seinem Berufsverbot. Und auch wenn wir es uns nicht recht vorstellen können, immer wieder gelingt es ihm, genau das zu tun, was die Behörden ihm eigentlich verboten haben. Darin ähnelt er ein wenig dem chinesischen Künstler Ai Wei Wei. Beide bestärken ihre Mitbürger darin, die Hoffnung nicht aufzugeben und um bessere Lebensbedingungen zu kämpfen und sind zudem der lebende Beweis dafür, dass man Kultur nicht verbieten kann.

„Taxi Teheran“ ist nicht nur ein Lebenszeichen Panahis, sondern auch ein Lebenszeichen der Grünen Revolution, die, auch wenn es in unseren Nachrichten recht ruhig um sie geworden ist, hier in den Straßen Teherans an jeder Ecke zu finden ist. Mögen ihre Anhänger in der Öffentlichkeit überwiegend schweigen, in der Abgeschlossenheit des Fahrgastraumes manifestiert sich schnell wieder der Freiheitsgedanke dieser Opposition. So gesehen reflektiert der Film die prekäre Situation im Iran und lässt uns teilhaben am gesellschaftlichen Befinden. Es ist immer wieder überraschend, wie trotz aller Verbote das iranische Filmschaffen immer wieder die tollsten Blüten treibt.

(Kalle Somnitz - biograph)

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