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Taxi – Nach dem Roman von Karen Duve

Taxi – Nach dem Roman von Karen Duve
Deutschland 2015, Laufzeit: 98 Min., FSK 6
Regie: Kerstin Ahlrichs
Darsteller: Rosalie Thomass, Peter Dinklage, Stipe Erceg, Robert Stadlober
>> taxi-film.de

Die kunterbunten 80er in Hamburg: Kerstin Ahlrichs bringt den unverwechselbaren Flair der fragwürdigen Trends, des grellen Lichts und der Neonfarben auf die große Leinwand. Basierend auf dem Bestseller von Karen Duve, die ebenso das Drehbuch hierfür beisteuerte, erzählt sie eine ungewöhnliche Romanze. In den Hauptrollen überzeugen Rosalie Thomass als coole Kratzbürste, sowie "Game of Thrones"-Publikumsliebling Peter Dinklage in einer seiner besten Rollen seit dem gefeierten "Station Agent".

Alexandra (Rosalie Thomass)- oder auch einfach "Alex" - ist 25, hat ihre Ausbildung abgebrochen und hat keinen Plan "was nun". Kurzerhand steigt sie bei einem Taxiunternehmen ein und mischt fortan die nächtlichen Hamburger Straßen auf. Cool sein ist ihre allererste Pflicht. Rastlos durchstreift sie Kneipen und Bars mit hartem Sound, raucht wie ein Schlot und chauffiert ihre Fahrgäste von A nach B, jederzeit froh, sobald diese aussteigen und ihr ein paar Moneten in die Hand drücken - denn am liebsten ist sie allein mit sich und der Nacht. Genervt von ihrer biederen Mutter und dem besserwisserischen Yuppie-Bruder samt seiner Popper-Clique zieht sie in ihre eigene, notdürftig eingerichtete Wohnung. Der Versuch, sich vor dem eigenen Leben zu verbarrikadieren, scheitert jedoch und sie schlittert unbeabsichtigt geradewegs in eine Beziehung mit dem gutaussehenden Kollegen Dietrich (Stipe Erceg). Doch dies ist nicht genug: Ihr turbulenter Alltag erfährt eine ordentliche Erschütterung, als der 1,35 Meter kleine Marc (Peter Dinklage) in ihren Wagen steigt. Eine invasive Liebe nimmt ihren Anfang, in welcher ihre penibel gepflegte und konsequent nach außen getragene harte Schale ziemlich strapaziert wird. Ein kleiner Affe und ein Unfall mit Totalschaden zwingen sie, ihre Prioritäten neu zu setzen.

In kurzen Szenen, knappen Dialogen und rasanten Montagen wird die anfängliche Ziellosigkeit der Protagonistin gekonnt visualisiert und transportiert zeitgleich das wilde und unmittelbare Lebensgefühl der 80er-Jahre, die auch zur Zeit in allerlei Museen (Haus der Kunst, München & Schirn, Frankfurt) gewürdigt werden. Umhüllt von Soundtracks zwischen Punk und Neuer Deutscher Welle darf man beobachten, wie sich die nicht verbiegbare Alex durch das Getümmel der Hamburger Nachtszene schlägt. Überlagert wird das Geschehen von ihren Voice-Overs, in denen sie mit rauer und leicht monotoner Stimmlage in beinahe gleichgültiger Manier die Vorkommnisse kommentiert und reflektiert. Jene geben ebenso Einblick in ihren zerwühlten Charakter und uneingestandene Sehnsüchte, die sie durch ihr widersprüchliches Handeln zu überpinseln versucht und machen ihre ansonsten recht wortkarge, rüde Figur zugänglicher - auf relative Art sogar charmant. Inmitten der unterhaltsamen Taxifahrten, in denen sie unter anderem einen notorisch besoffenen Armin Rohde als Fahrgast begrüßen darf, bilden die Szenen mit dem kleinwüchsigen Marc den Ruhepol der Erzählung. Die subtil beginnende Liebesgeschichte zwischen den beiden erfährt durch die Gegensätzlichkeit der zwei Charaktere, die beide auf ihre eigene Weise Außenseiter markieren, einen ganz individuellen, intimen Reiz und ist angenehm ergreifend, ohne in Sentimentalitäten abzurutschen. Die Chemie zwischen den beiden einnehmenden Darstellern stimmt und der trockene, einsilbige Humor trägt seinen Teil dazu bei, dass "Taxi" zur gelungen nostalgischen Hommage an die wilde, exzessive Periode einer attraktiven Stadt wird.

(Nathanael Brohammer - biograph)

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