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Tango Libre

Tango Libre
Frankreich, Belgien, Luxemburg 2012, Laufzeit: 97 Min., FSK 6
Regie: Frédéric Fonteyne
Darsteller: François Damiens, Sergi López, Jan Hammenecker
>> www.tangolibre-derfilm.de

Frédéric Fonteyne ist hierzulande mit “Eine pornographische Beziehung“ bekannt geworden, in dem er Nathalie Baye und Sergi Lopez ihre sexuellen Phantasien ausleben ließ. Auch in seinem neuen Film spielt Sergi Lopez die Hauptrolle, gibt aber nicht den einfühlsamen Latin Lover, sondern den heißblütigen und eifersüchtigen Kleingangster Dominic, der gerade mal wieder mit seinem Kumpel Fernand einsitzt, aber auch hinter den Gefängnismauern hat er seine Frau Alice fest im Blick.

Alice lebt schon seit vielen Jahren mit Dominic und Fernand zusammen, mit Dominic ist sie verheiratet, aber der Vater ihres Sohnes ist Fernand. Davon weiß aber nur Dominic. Mit ihrem Sohn reist sie den beiden Männern nach, je nachdem, in welchem Gefängnis sie gerade einsitzen. Als sie sich eines Tages zu einem Tango-Kurs anmeldet, trifft sie auf J.C., einem klassischen Einzelgänger, der kaum zu emotionalen Regungen fähig ist. Doch mit der neuen Tango-Partnerin macht der erstaunliche Fortschritte, begreift auf Anhieb das Wesen des Tangos, der nahtlose Übergang von seelischem in körperlichen Ausdruck, verbunden mit einem Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz, Verführung und Zurückweisung, ein Spiel, das sich ganz in der Sprache des Körpers und der Blicke äußert.

Die Überraschung ist groß, als die beiden sich am nächsten Tagen wiedersehen. Denn J.C. ist Gefängniswärter in genau dem Gefängnis, in dem Alices Männer einsitzen. Während sich Fernand für Alice freut, dass sie wieder Tanzen geht, wittert Dominic sogleich, dass da was läuft zwischen Alice und J.C., und mit seinem nun folgenden Wutausbruch macht er die Gefängnisleitung vehement auf sich aufmerksam und bringt damit den bisher so überkorrekten Aufseher in arge Bedrängnis. Private Kontakte zu Familienmitgliedern der Häftlinge sind nämlich strengstens verboten, und J.C. hat sich doch längst unsterblich verliebt.

Dominic rast vor Eifersucht und bittet einen argentinischen Mithäftling, ihm den Tango beizubringen, womit sich der Film zu einer sensationellen Tanz-Performance aufschwingt, in dem zwei Männer im Knast die emotionalen Tiefen des Tangos ausloten. Der Geist des Tangos erfasst nicht nur das gesamte Gefängnis, sondern steigt auf, überwindet die Gefängnismauern, hebt schließlich die Grenze zwischen Innen- und Außenwelt auf und verändert das Leben aller Beteiligten. So wird J.C. hineingezogen in einen komplizierten, hochemotionalen Wirbel aus Leidenschaft und Eifersucht, aus dem sich ein Machtkampf unter Männern entspinnt, der zeigt, dass der Tango nicht nur Widerstand, Stolz und Ehre, sondern auch Freiheit bedeutet.

„Tango Libre“ ist eine berührende Geschichte von der Liebe und dem Mut, für sie die eigenen Grenzen zu überwinden. Gleichzeitig zeichnet der Film ein faszinierendes Porträt von Männlichkeit, das alle gängigen Klischees spielend bzw. tanzend auf den Kopf stellt. Ein toller Film, kunstvoll und sinnlich inszeniert. Wie schon bei „Eine pornographische Beziehung“ (2000) gelingt es Regisseur Frédéric Fonteyne, ein wenig neben der Spur konventioneller Draufsicht eine sehr glaubwürdige Geschichte von Menschen zu erzählen, deren Schicksal sich mehr und mehr im Rhythmus des argentinischen Tango verknüpft.

(Kalle Somnitz - biograph)

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