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Sieben Minuten nach Mitternacht

Sieben Minuten nach Mitternacht
USA, Spanien, Kanada, Großbritannien 2016, Laufzeit: 109 Min., FSK 12
Regie: Juan Antonio Bayona
Darsteller: Lewis MacDougall, Sigourney Weaver, Felicity Jones
>> www.studiocanal.de/kino/sieben_minuten_nach_mitternacht

Die Tumulte der Kindheit, die helle Freude, die rasende Wut, die dunklen Abgründe: Das sind die Themen des US-amerikanischen Schriftstellers Patrick Ness. In seinem vielfach preisgekrönten Roman „Sieben Minuten nach Mitternacht“ erzählt er von Connor, der noch nicht erwachsen ist, aber auch kein Kind mehr sein kann. Kongenial verfilmt hat das Buch nun der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona, der mit dem Fantasy-Horror „Das Waisenhaus“ schon 2008 beeindruckendes und spannendes Gefühlskino ablieferte.

Zunächst hat man den Eindruck, dass es dem jungen Connor gut geht, er lebt in einem großen Haus im Norden von England, das seine Mutter liebevoll eingerichtet hat. Am Abend kuscheln sie gemeinsam auf dem Sofa und schauen „King Kong und die weiße Frau“. Am anderen Morgen macht er sich selbst das Frühstück und geht zur Schule, während seine Mutter kränkelnd im Bett liegt. Das ist wohl oft der Fall und hat Connor nur selbständiger gemacht. Doch in der Schule zeigen sich auch die Schatten seines Lebens, eine Gang, die ihn auf dem Nachhauseweg verprügelt. In der Nacht hat er wieder einmal Alpträume und erwacht genau sieben Minuten nach Mitternacht. Jemand hat seinen Namen gerufen? Es ist die große alte Eibe, die sich in ein Monster verwandelt hat und nun vor seinem Fenster steht und behauptet, er habe sie gerufen. Drei Geschichten will sie ihm erzählen und dann soll Connor ihr seinen Alptraum erzählen, doch dann findet er sich an seinem Schreibtisch wieder als ob nichts davon geschehen wäre.  

Am nächsten Abend ist seine strenge Oma zu Gast, die er nicht sonderlich mag. Er soll ab sofort bei ihr leben, dabei ist er sich sicher, dass es seiner Mutter bald schon wieder besser gehen wird. Um 0:07 erscheint wie versprochen die alte Eibe und erzählt ihm eine Geschichte. Am Wochenende kommt sein Vater zu Besuch und hilft ihm beim Umzug. Gemeinsam verbringen sie einen schönen Tag auf dem Jahrmarkt, doch als Connor ihn bittet, ihn mit zu seiner neuen Familie in Amerika zu nehmen, lehnt er bestimmt ab. Wieder einmal ist Connor wütend, und als er in die penibel eingerichtete Wohnung der Großmutter zurückkommt, stellt er die antike Wanduhr auf 0:07 Uhr und ruft so das Monster, dass ihm nun die zweite Geschichte erzählt. Connor versteht die Geschichten nicht, im Gegenteil sie machen ihn nur noch wütender und so zerlegt er - sich in einem Alptraum wähnend - das Wohnzimmer der Großmutter. Im Krankenhaus versichert ihm seine Mutter, dass sie wieder gesund wird, während alle anderen sein Leben nach ihrem Tod planen. Als er dann in der Schule auch noch gemobbt wird, rastet er aus und schlägt einen Schüler krankenhausreif. In der Nacht erzählt ihm das Monster die dritte Geschichte und Connor begreift allmählich, dass er sich seinem Alptraum stellen muss...

„Fantasie und Geschichten sind eine Macht, die uns hilft besser mit dem Leben klar zu kommen“ sagt Produzent Belén Atienza und beschreibt damit den Kern dieser Geschichte, die sich um Trauer und Verlustängste dreht. Für die alptraumhaften Monster-Sequenzen verzichtete er auf Computereffekte und setzt auf analoge Handarbeit, für die er das halbe Team aus „Pans Labyrinth“ engagierte. So bekommt der Film eine erschreckend naturalistische Authentizität, die dadurch unterstützt wird, dass Regisseur Bayona streng aus der Perspektive des Jungen erzählt und ihn dabei so erwachsen sein lässt, dass er zur Identifikationsfigur für Jung und Alt wird. Mit dieser  Gratwanderung zwischen Fantasie und Realität gelingt es ihm, sein schweres Thema unterhaltend zwischen Rätsel, Fantasiefilm und psychologischer Studie anzulegen. In Spanien war „Sieben Minuten nach Mitternacht“ der erfolgreichste Film des letzten Jahres.

(Kalle Somnitz)

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