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Schlechte Erziehung - La mala educación

Schlechte Erziehung - La mala educación
Spanien 2004, Laufzeit: 104 Min.
Regie: Pedro Almodóvar
Darsteller: Fele Martinez, Gael García Bernal, Daniel Gimenez Cacho, Lluis Homar, Javier Camara, Petra Martínez, Nacho Perez, Raul Garcia Forneiro, Alberto Ferreiro

Pedro Almodóvar ist ohne Zweifel ein Regisseur mit Obsessionen. Bestimmte Motive tauchen in seinen Filmen in mehr oder weniger starker Gewichtung immer wieder auf. ”Schlechte Erziehung” macht da keine Ausnahme, doch ist die warme Poesie seiner aktuelleren Arbeiten der kühlen Spannung des ”Film noir” gewichen. Almodóvar ist zu den Wurzeln zurückgekehrt und vereint in ”Schlechte Erziehung” all die cineastischen Qualitäten seiner vergangenen Filme. Madrid 1980: Der Erfolgsregisseur Enrique Goded ist auf der Suche nach einem neuen Filmstoff, als er unverhofft Besuch von seinem ehemaligen Schulfreund Ignacio erhält. Der gutaussehende Schauspieler bietet ihm eine Geschichte an, die von ihrer gemeinsamen Vergangenheit auf einer Klosterschule handelt, von dem sexuellen Missbrauch durch einen Padre und der heimlichen Liebe, die sich damals zwischen ihm und Ignacio entwickelt hat. Die Umsetzung des Stoffes wird für Enrique zu einer Reise in die Vergangenheit und bald wird ihm klar, dass Ignacio in Wahrheit ein ganz anderer ist... Es ist weniger die Geschichte als solche, die fasziniert, sondern die Art und Weise wie sie erzählt wird. Das komplexe Beziehungsgeflecht der Protagonisten wird über drei Dekaden geschildert und spielt auf mehreren Realitätsebenen, die ihre formale Entsprechung in einer Film-im-Film-Konstruktion finden. Almodóvar bezieht sich auf das Genre des ”Film noir”. Die Antihelden leben ihre Leidenschaften im Dunkeln aus, Verbrechen sowie schicksalhafte Verstrickungen sind allgegenwärtig, und auch die skrupellose ”Femme Fatale” (oder besser gesagt: ”Homme fatal”) fehlt in diesem grandiosen Verwirrspiel nicht. Die Almodóvar-typische Frauenfigur wird bei ”Schlechte Erziehung” vor allem durch den mexikanischen Schauspieler Gael Garcia Bernal (”Amores Perros”) verkörpert und der macht in den von Jean-Paul Gaultier entworfenen Frauenkleidern wirklich eine gute Figur. Stilistisch ist der Film aus einem Guss und beeindruckt durch eine Vielzahl von visuellen Einfällen. So erinnert schon der Vorspann an die legendären Arbeiten des Designers Saul Bass (”Psycho”). Die Magie liegt in den Details, den vielen Anspielungen auf das Kino selbst und der autobiographischen Note. Almodóvar ist geprägt worden in der Zeit, in der der Film spielt und hat als Kind selbst eine Klosterschule besucht. Wie die Filmfigur des Enrique war auch er ein homosexueller Regisseur der Movida, jener Aufbruchbewegung, die das kulturelle Leben im lange unterdrückten Land wieder aufblühen ließ und entwickelte sich in den 80er-Jahren von der Ikone der schwulen Subkultur zum gern gesehenen Gast an internationalen Filmfestivals. Wie autobiographisch der Film nun auch sein mag, der Spanier thematisiert in gewohnt außergewöhnlicher Manier, wie die Vergangenheit in der Gegenwart weiterlebt. Doch ist ”Schlechte Erziehung” kein Blick zurück im Zorn. Vielmehr umkreist der Film weit vielschichtigere Themen wie Opfer und Täter, Schuld und Sühne, Angst und Hoffnung, Macht und Ohnmacht. Almodóvars Obsessionen sind vielschichtig und entführen den Zuschauer in ein komplexes Labyrinth menschlicher Leidenschaften.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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