Piaffe
Deutschland 2022, Laufzeit: 86 Min., FSK 16
Regie: Ann Oren
Darsteller: Simone Bucio, Sebastian Rudolph, Simon(e) Jaikiriuma Paetau
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Nachdem ihre Schwester einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, muss die menschenscheue Eva für sie einspringen als Geräuschemacherin beim Film. Es geht um einen Werbespot, in dem ein Pferd dressiert wird. Eva steigert sich so sehr in die Arbeit hinein, dass ihr dabei ein echter Pferdeschweif wächst – und mit ihm eine ganz neue Sehnsucht nach zwischenmenschlichem Kontakt und Dressur...
Wahrlich keine alltägliche Geschichte. Die in Berlin lebende israelische Künstlerin Ann Oren, deren Performances und Video-Installationen sich immer wieder um Abgrenzungen und Verwandtschaft von Mensch, Tier und Pflanze drehen, beschert uns mit ihrem ersten Langfilm ein surrealistisches Kleinod, das freigeistiger kaum sein könnte. Im Kern geht es um das sexuelle Erwachen einer ängstlichen jungen Frau, um das Überwinden von Hemmungen und die Möglichkeit einer echten Begegnung jenseits aller gesellschaftlichen Konventionen. Gleichzeitig ist der Film eine selbstreflexive Beschäftigung mit dem Medium: Selbstredend wird hier allein schon aufgrund der erzählten Geschichte sehr bewusst umgegangen mit Geräuschen (die einen weit größeren Raum einnehmen als Worte), aber auch die grobkörnigen, flackernden Bilder, gefilmt auf 16mm, sowie Evas eigentlicher Job in einer Art Guckkasten-Schau sprechen von einer großen Liebe zum Kino und seiner Geschichte. Ein unvergesslicher Trip für ein aufgeschlossenes Publikum.
(Daniel Bäldle)